Waberer wird immer größer

    • Die DVZ berichtet unter der Schlagzeile "Waberer's wächst in der Kontraktlogistik" zu den Quartalszahlen Q3/2024:
      Umsatz +10% zum Vorjahresquartal, bei Gewinn vor Steuern (EbiT) + 26,5%
      Allerdings nach Sparten durchwachsen:
      Gut liefen die Bereiche Konstraktlogistik und Versicherungen.

      Der internationale Transport erzielte bei Umsatzwachstum von +5,3% einen Verlust von -1,9 Mio€.
      Der Quartalsverlust wäre auf Probleme bei der polnischen Tochtergesellschaft LINK zurückzuführen. Als Reaktion hätte man den Eigenfuhrpark in Polen um 50% reduziert.
      Das von Ungarn aus gesteuerte europäischen FTL Geschäft hingegen hätte "nach einer erfolgreichen Ausschreibungssaison im Frühjahr" das Preisniveau und Rentabilität verbessert.
    • Moin Holger. Die nordamerikanischen Verhältnisse kannst Du mit den europäischen nicht einfach vergleichen. Mit dem Zerschlagen der Linienkonzessionen in den USA wurde aus dem nach den Stahlarbeitern bestbezahlten Trucker der Owner-Operator, der gerade die Leasingrate seiner Zugmaschine verdienen konnte.
      In Europa wurde erst durch den Lissabon-Vertrag die absolute Dienstleistungs-Freiheit formuliert. Dadurch fielen die nationalen Beschränkungen für Transporte und erst danach brauchte man keinen Fuhrpark mehr zu finanzieren. Der Fuhrunternehmer wurde Erfüllungsgehilfe einer Bank, die ihm ein Leasingmodell um den Hals gehangen hat. Danach ging das Gemetzel um die "truck-loads" in Europa erst richtig los. Der Elektroniker von Hungarocamion war der erste, der dieses Finanzierungsmodell für sich entdeckte. Er versuchte vor allem, die Trailerhersteller mit astronomischen Rückkauf-Verträgen zu knechten. Als keiner von denen noch mitmachte, musste er sein Geschäftsmodell ändern und Versicherungen verkaufen und in Ungarn Nahverkehr fahren.
      In Litauen gab es inzwischen Leasing-Fuhrunternehmen, die auf das Waberer´s-Modell eingestiegen sind. Bekanntlich läuft das Geschäft danach, wer den billigeren Fahrer hat. Das ermöglicht den Leasing-Nehmern, zum Beispiel Containerverkehre im Ruhrpott zu fahren mit Fahrern mit 200 Euro-Monatslohn. Die Container-Spediteure finden das ganz phantastisch, weil ihre Übersee-Kollegen auf den Schiffen das Lohnprojekt schon vor 40 Jahren durchgezogen haben. Wie mir ein A6-Kapitän schon vor Jahren sagte: Wenn es an´s Fell geht, brauche ich nichts zu sagen, weil die mich sowieso nicht verstehen. Wie letztens im Ruhrpott, als ein Fahrer aus Tansania nicht weiter wusste und auch nicht, dass der Gefahrgut fuhr.
    • Folkher, du hast vollkommen Recht. Das Transportgewerbe in Europa ist schon viele Jahre im freien Fall. Die Transportunternehmer haben und tun es wohl immer noch, sich das Leben unnoetig schwer gemacht. Statt zusammen zu arbeiten, hat man lieber dem Nachbar die Butter vom Brot geholt.
      Man kann seine Konkurrenz versuchen kaputt zu machen, (und vielleicht damm mit kaputt zu gehen), sie zu kaufen, oder den besseren Weg nehmen, sich mit der Konkurenz verbuenden.
      Aber irgendwie hat man sowas nie begriffen, leider.
      Meine Ex Firma in Deutschland hat das getan. Erst fuer einige Monate zur Probe, das Buero zusammengelegt. Nach 6 Monaten, nochmal 6 Monate versucht. Mit der Option, wenn es nicht funktioniert, dann geht man auseinander und laesst die Kunden gegenseitig in Ruhe. Hat bestens funktioniert. M'an hat dann eine Firma als Frachtenvermittlung gegruendet und eben seine Marge von den Frachten abgezogen. Die Fuhrparks blieben getrennt. Man hatte sehr viel mehr Spielraum, da sich ja der Fuhrpark fast verdoppelt hatte. Kunden die vorher ihre Logistik selbst erledigten konnte man jetzt kompett die Logistik abnehmen und so noch Einnahmen generieren. Es hat alles super funktioniert. Die Firma besteht jetzt seit ca. 20 Jahren sehr erfolgreich.
      Haetten mehr Firmen so machen sollen, statt sich mit unzehligen Leasingvertragen zu knebeln und sich an einen Kunden damit zu binden.

      In Nordamerika sind die O/o fuer ca. 30 bis 35% der Transporte zustaendig. Die meisten fahren fest fuer eine Firma, mit deren DOT Nummer, Genehmigungen, und Versicherung u.s.w. .Ist der einfachste Weg. Ich hate mal bei Bison mit einem O/o gesprochen, der schon ueber 30 Jahre mit eigenem Truck faehrt. Der war sehr zufrieden. Alle vier Jahre kauft der neuen Truck, bezahlt den cash und verdient inzwischen sehr gut. Er laesst seinen Truck Januar/ Februar immer komplett stehen , da ist nicht soviel los.
      Als Contractore mit einem Truck lohnt sich nicht, da sind die Kosten zu gross, fuer Genehmigungen, Versicherung und auch der Sprit ist da entsprechend teurer.
      Bison verballert taeglich fuer weit ueber 1 Mio. $ an Sprit. Die kaufen jeden Monat festes Kontingend bei Flying J.
      Und die Grossen haben ja auch den Vorteil, das sie Trailer bei den Kunden stellen koennen. Wir hatten bei Bison Kunden, da sind dreissig Trailer gestanden, dakonnte Kunde laden oder abladen wann immer der wollte. Inzwischen hat Bison ca. 1800 Trucks und so 6000 trailer. Die haben auch unzaelige Lease Op . die leasen den Truck von Bison und nach vier Jahren koennen die den kaufen. Waere ich noch bei Bison geblieben, haette ich das vielleicht auch gemacht. Die meisten dort sind zufrieden.
      Fuer die Fahrer hat sich in USA in den letzten Jahren viel veraendert. Als ich in Canada angefangen habe, lag der Brutto Jahresverdienst in Canada bei $ 50 000.- bis $ 65 000.- . In USA waren es $ 40 000.- bis $ 45 000.-. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. US Fahrer liegen heute bei so $ 70 000.- bis $ 75 000.- .
      In Canada sind es so $ 65 000.- bis $ 70 000.-

      Ich hab mal mit Officer gesprochen, ob ich nicht bei US Firma fahren koennte. Geht leider nicht, als deutscher. Gibt da keine Green Card. Waere ich Canadier (kommt vielleicht auch noch) , waere es evtl. moeglich.

      Hab mal Inder getroffen, der konnte sogar sehr gut deutsch. Er war in Dubai und hat da als Fahrer gearbeitet. Da wurde er von einem deutschen angesprochen, wohl so ein Headhunter. Der hat ihn fuer Deutschland abgeworben. Flug wurde bezahlt. Er hat dann bei deutscher Halsabschneider Firma geknechtet. Hatte in der Firma gewohnt. Die hatten da so ein Wohnheim, mit drei Fahrern in einem Zimmer, ein Bett und Schrank. Dusche Toilette auf dem Gang. Er musste dafuer im Monat Euro 600.- abdruecken. Er ist mal etwas frueher heim gekommen, da ist einer in seinem Bett gelegen, da wurde das Bett nochmal vermietet, wenn der weg war. Aber er musste immer den vollen Monat Miete bezahlen. Er hatte nur Geld verdient, wenn er gefahren ist, bei Standzeit gab es nix.
      Der haty das ein halbes Jahr gemacht, dann ist der nach Canada. Seine Worte, ihm ist es in Dubai besser gegangen, als in Deutschland.

      Eigentlich fuer mich nicht nachvollziebar, wie da doe Osteuropaer so die Preise platt machen koennen. Da haette doch die hochgelobte EU schon lange einen Riegel vorschieben koennen!

      Gruss Holger