Guten Abend liebe Gemeinde...
aufgrund der geballten Anfragen über eine Selbstständigkeit im Transportbereich, möchte ich dies gern zum Anlaß geben, um einige kleine Hinweise zu geben. Das hier ist KEIN Leitfaden, was alles benötigt wird, um sich selbstständig zu machen, Kunden zu akquirieren bzw. ordentlich Geld damit zu verdienen.
Dies ist eine Warnung, ein nett gemeinter Rat, einfach mal Tacheles.
Selbständigkeit im Transportgewerbe macht nur dann Sinn, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind (keine besondere Reihenfolge):
* Branchenkenntnisse. Dazu gehört nicht, hier im Forum zu fragen, was man für einen [ ] 7,5to - [ ] 12 to - [ ] 40 to mit diversen Aufbauten auf den km verlangen soll (hoffnungsvolle Hobby-TUs, die diesen Thread nicht verstanden haben, machen bestimmt ein [X] :D. Spass beiseite.) Rückladungssituation aus den Regionen, in die man für seine Kunden (siehe nächster Punkt) fährt und Kontakte diesbezüglich vorher abklären! etc etc
* eigene Kunden. Hierbei meine ich NICHT (Achtung: Überraschung/Ernüchterung möglich!) Speditionen oder Frachtvermittler...auch Frachtenbörsen zählen hier NICHT als Kunden! Ohne eigene Kunden, die einen Großteil des Umsatzes zu vernünftigen Preise bei einer (für den Unternehmer) umsetzbaren Dienstleistung ausmachen, brauchen wir gar nicht erst von einer Selbstständigkeit zu träumen. Sicher: jeder braucht Speditionskontakte für Rückladungen, es sei denn man fährt im Rundlauf, aber das ist auch wieder so eine Sache...
* Eigenkapital. Hier scheiden sich vielleicht schon die Geister, weil die Bank ja gern mit Krediten um sich schmeisst. Besonders wenn die Kollegen des Kreditinstitutes des Vertrauens hören, daß man sich mit Spedition/Logistik selbstständig machen möchte. (Ich lass das jetzt mal so im Raum stehen!) Dazu gehört auch das Wissen und die Erkenntnis, daß das Geld für die erbrachten Dienstleistungen nicht sofort auf dem eigenen Konto ist...aber LKWs nunmal tanken müssen und das Fahrpersonal (bzw. der Unternehmer selbst) auch mal nen Happen essen möchte...Zahlungsziele von 10 - 60 Tagen sind normal heutzutage, wobei die Tendenz eher zu 30 - 60 Tagen geht. Direktkunden zahlen eventuell schneller, aber auch das ist nicht mehr die Norm - und man darf nicht die notwendigen Rückladungen vergessen. Jeder kommt mal in das zweifelhafte Vergnügen für einen anderen Spediteur tätig zu werden...was gibt es da nicht alles für Stolperfallen...Beispiel gefällig?
- Ablieferquittung nach X Tagen im Original sonst XX € Frachtabzug
- Paletten...Super Thema...kann man Seiten um Seiten füllen
- Zahlungsziel 30/45/60/90 Tage oder mal einfallsreich: 45 Tage zum Monatsende etc
- Ablieferbelege in irgendeiner Form unvollständig - Zahlung verzögert
Um nur einige der Highlights zu nennen. Daher ausreichend Eigenkapital, um den Betrieb mindestens 2 Monate am Laufen zu halten! Hier von Seiten Grani, TTP, Krischan oder anderen Profis bitte korrigieren, wenn ich weit danebenliegen sollte! Zur Erklärung: ich bin NICHT selbstständig, sondern angestellter Disponent. Somit allerdings nicht branchenfremd - wie so mancher Hobby-TU.
* Fachkenntnis. Ohne kaufmännische Kenntnisse und die heißgeliebte Fachkundeprüfung war es das spätestens hier für die potentiellen Neu-Unternehmer. Und das ist auch gut so. Kalkulation ist hier das allerwichtigste...da bitte (bitte!) realistisch rechnen, ob das überhaupt umsetzbar ist...ohne dem Insolvenzrichter im Gründungsjahr der Firma einen Besuch abstatten zu müssen. Das ist kein Spaß. Das Geschäft ist hart. Es geht hier um die Existenz desjenigen, der sich selbstständig machen möchte...das ist kein Monopoly-Geld. Das ist das EIGENE. Hier ist auch professioneller Rat in welcher Form auch immer von Vorteil. Ich meine damit nicht, einem windigen Unternehmensberater Geld für irgendeine Nichtssagende Schulung oder Präsentation hinterherzuschmeissen...denn, wer sich selbstständig machen möchte informiert sich UMFASSEND, was zu tun ist. Ergo: wer kaufmännisch nicht bewandert ist, Finger weg. Auch der Trugschluß, daß die Freundin/Frau/Tante/sonstwer gern nebenbei die Buchhaltung macht, denn so ein paar Rechnungen schreiben, kann ja nicht schwer sein...ehm: das ist direkter Blödsinn.
Last but not least:
* Einsicht. Das wird kein Zuckerschlecken, sondern HARTE Arbeit. Das Geld fliesst nicht von allein. Die heißgeliebte Kundschaft wird lieber Ihre eigene Ware verbrennen, bevor Sie Euch das Geld schubkarrenweise hinterher schmeisst. Das sollte jedem bewusst sein. Selbst & ständig. So einfach. Nur bei (viel) Arbeit bleibt auch ETWAS hängen...
Viel Arbeit = viel Geld ist Quatsch. Okay...Umsatz vielleicht...aber das ist keine Kunst. Erlös. Darum geht es. Oder auch: Gewinn. Peseten, Euronen, Kohle. Nur dafür arbeiten wir. Dazu muß (müssen) das/die Auto(s) aber auch rollen. Alles im gesetzlichen Rahmen selbstverständlich. Urlaub ist also nicht, Freizeit sowieso so gut wie keine. Opferbereitschaft ist das Zauberwort. Klingt vielleicht etwas übertrieben, aber alle Selbstständigen hier im Forum werden das blind unterschreiben. Gerad am Anfang kann man nicht genug Zeit und Schweiß investieren. Denn eine Sache ist ganz klar: auf neue Unternehmer hat NIEMAND gewartet...es sei denn man ist mit lächerlichen Frachtraten unterwegs...aber dann landet man eh wieder vorm Insolvenzrichter (s.o.). Es gibt nahezu für alle Transportbereiche Frachtenbörsen, -vermittler, (Fach-/Spezial)Spediteure, alteingessene Transportunternehmer, was nicht alles. Da wird niemand mit offenen Armen und nem Lächeln aufgenommen. Fakt. Ist der Plan nicht wasserdicht, ist es schon vorbei, bevor es richtig losgegangen ist...allerdings hat der "Spaß" dann aber auch alle nen Haufen Geld gekostet. Dann ist es zu spät und das Geheule ist groß.
Aber: wär alles nicht passiert, hätte man sich am Anfang über alles informiert und alles gerechnet, gerechnet, gerechnet, bis man sich wirklich sicher ist, daß man es schaffen kann und auch WILL.
So...ich bin fertig. Lasse mich gern korrigieren, wo ich gehobenen Schwachsinn verzapft haben sollte
bzw. mich geirrt habe. Das ist aus meiner Sicht einfach mal der Stand der Dinge.
SHp
P.S.: Sollte sich jemand jetzt auf den Schlips getreten fühlen, weil ich sage, wie es ist. Tut Euch keinen Zwang an, das ist ein öffentliches Forum. Aber immer dran denken: dies ist als Hinweis gedacht, was es bedeutet sich heutzutage im Transportgewerbe selbstständig zu machen. Viele tragen offensichtlich eine rosarote Brille...wird schon. Nein, eben nicht: wird nicht. Blödsinn, Quatsch, Mist. So einfach ist Spedition, vielleicht auch Tennis
aufgrund der geballten Anfragen über eine Selbstständigkeit im Transportbereich, möchte ich dies gern zum Anlaß geben, um einige kleine Hinweise zu geben. Das hier ist KEIN Leitfaden, was alles benötigt wird, um sich selbstständig zu machen, Kunden zu akquirieren bzw. ordentlich Geld damit zu verdienen.
Dies ist eine Warnung, ein nett gemeinter Rat, einfach mal Tacheles.
Selbständigkeit im Transportgewerbe macht nur dann Sinn, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind (keine besondere Reihenfolge):
* Branchenkenntnisse. Dazu gehört nicht, hier im Forum zu fragen, was man für einen [ ] 7,5to - [ ] 12 to - [ ] 40 to mit diversen Aufbauten auf den km verlangen soll (hoffnungsvolle Hobby-TUs, die diesen Thread nicht verstanden haben, machen bestimmt ein [X] :D. Spass beiseite.) Rückladungssituation aus den Regionen, in die man für seine Kunden (siehe nächster Punkt) fährt und Kontakte diesbezüglich vorher abklären! etc etc
* eigene Kunden. Hierbei meine ich NICHT (Achtung: Überraschung/Ernüchterung möglich!) Speditionen oder Frachtvermittler...auch Frachtenbörsen zählen hier NICHT als Kunden! Ohne eigene Kunden, die einen Großteil des Umsatzes zu vernünftigen Preise bei einer (für den Unternehmer) umsetzbaren Dienstleistung ausmachen, brauchen wir gar nicht erst von einer Selbstständigkeit zu träumen. Sicher: jeder braucht Speditionskontakte für Rückladungen, es sei denn man fährt im Rundlauf, aber das ist auch wieder so eine Sache...
* Eigenkapital. Hier scheiden sich vielleicht schon die Geister, weil die Bank ja gern mit Krediten um sich schmeisst. Besonders wenn die Kollegen des Kreditinstitutes des Vertrauens hören, daß man sich mit Spedition/Logistik selbstständig machen möchte. (Ich lass das jetzt mal so im Raum stehen!) Dazu gehört auch das Wissen und die Erkenntnis, daß das Geld für die erbrachten Dienstleistungen nicht sofort auf dem eigenen Konto ist...aber LKWs nunmal tanken müssen und das Fahrpersonal (bzw. der Unternehmer selbst) auch mal nen Happen essen möchte...Zahlungsziele von 10 - 60 Tagen sind normal heutzutage, wobei die Tendenz eher zu 30 - 60 Tagen geht. Direktkunden zahlen eventuell schneller, aber auch das ist nicht mehr die Norm - und man darf nicht die notwendigen Rückladungen vergessen. Jeder kommt mal in das zweifelhafte Vergnügen für einen anderen Spediteur tätig zu werden...was gibt es da nicht alles für Stolperfallen...Beispiel gefällig?
- Ablieferquittung nach X Tagen im Original sonst XX € Frachtabzug
- Paletten...Super Thema...kann man Seiten um Seiten füllen
- Zahlungsziel 30/45/60/90 Tage oder mal einfallsreich: 45 Tage zum Monatsende etc
- Ablieferbelege in irgendeiner Form unvollständig - Zahlung verzögert
Um nur einige der Highlights zu nennen. Daher ausreichend Eigenkapital, um den Betrieb mindestens 2 Monate am Laufen zu halten! Hier von Seiten Grani, TTP, Krischan oder anderen Profis bitte korrigieren, wenn ich weit danebenliegen sollte! Zur Erklärung: ich bin NICHT selbstständig, sondern angestellter Disponent. Somit allerdings nicht branchenfremd - wie so mancher Hobby-TU.
* Fachkenntnis. Ohne kaufmännische Kenntnisse und die heißgeliebte Fachkundeprüfung war es das spätestens hier für die potentiellen Neu-Unternehmer. Und das ist auch gut so. Kalkulation ist hier das allerwichtigste...da bitte (bitte!) realistisch rechnen, ob das überhaupt umsetzbar ist...ohne dem Insolvenzrichter im Gründungsjahr der Firma einen Besuch abstatten zu müssen. Das ist kein Spaß. Das Geschäft ist hart. Es geht hier um die Existenz desjenigen, der sich selbstständig machen möchte...das ist kein Monopoly-Geld. Das ist das EIGENE. Hier ist auch professioneller Rat in welcher Form auch immer von Vorteil. Ich meine damit nicht, einem windigen Unternehmensberater Geld für irgendeine Nichtssagende Schulung oder Präsentation hinterherzuschmeissen...denn, wer sich selbstständig machen möchte informiert sich UMFASSEND, was zu tun ist. Ergo: wer kaufmännisch nicht bewandert ist, Finger weg. Auch der Trugschluß, daß die Freundin/Frau/Tante/sonstwer gern nebenbei die Buchhaltung macht, denn so ein paar Rechnungen schreiben, kann ja nicht schwer sein...ehm: das ist direkter Blödsinn.
Last but not least:
* Einsicht. Das wird kein Zuckerschlecken, sondern HARTE Arbeit. Das Geld fliesst nicht von allein. Die heißgeliebte Kundschaft wird lieber Ihre eigene Ware verbrennen, bevor Sie Euch das Geld schubkarrenweise hinterher schmeisst. Das sollte jedem bewusst sein. Selbst & ständig. So einfach. Nur bei (viel) Arbeit bleibt auch ETWAS hängen...
Viel Arbeit = viel Geld ist Quatsch. Okay...Umsatz vielleicht...aber das ist keine Kunst. Erlös. Darum geht es. Oder auch: Gewinn. Peseten, Euronen, Kohle. Nur dafür arbeiten wir. Dazu muß (müssen) das/die Auto(s) aber auch rollen. Alles im gesetzlichen Rahmen selbstverständlich. Urlaub ist also nicht, Freizeit sowieso so gut wie keine. Opferbereitschaft ist das Zauberwort. Klingt vielleicht etwas übertrieben, aber alle Selbstständigen hier im Forum werden das blind unterschreiben. Gerad am Anfang kann man nicht genug Zeit und Schweiß investieren. Denn eine Sache ist ganz klar: auf neue Unternehmer hat NIEMAND gewartet...es sei denn man ist mit lächerlichen Frachtraten unterwegs...aber dann landet man eh wieder vorm Insolvenzrichter (s.o.). Es gibt nahezu für alle Transportbereiche Frachtenbörsen, -vermittler, (Fach-/Spezial)Spediteure, alteingessene Transportunternehmer, was nicht alles. Da wird niemand mit offenen Armen und nem Lächeln aufgenommen. Fakt. Ist der Plan nicht wasserdicht, ist es schon vorbei, bevor es richtig losgegangen ist...allerdings hat der "Spaß" dann aber auch alle nen Haufen Geld gekostet. Dann ist es zu spät und das Geheule ist groß.
Aber: wär alles nicht passiert, hätte man sich am Anfang über alles informiert und alles gerechnet, gerechnet, gerechnet, bis man sich wirklich sicher ist, daß man es schaffen kann und auch WILL.
So...ich bin fertig. Lasse mich gern korrigieren, wo ich gehobenen Schwachsinn verzapft haben sollte

SHp
P.S.: Sollte sich jemand jetzt auf den Schlips getreten fühlen, weil ich sage, wie es ist. Tut Euch keinen Zwang an, das ist ein öffentliches Forum. Aber immer dran denken: dies ist als Hinweis gedacht, was es bedeutet sich heutzutage im Transportgewerbe selbstständig zu machen. Viele tragen offensichtlich eine rosarote Brille...wird schon. Nein, eben nicht: wird nicht. Blödsinn, Quatsch, Mist. So einfach ist Spedition, vielleicht auch Tennis

_______________________
Duvenbeck Logistics
The Culture Of Logistics
Duvenbeck Logistics
The Culture Of Logistics