Selbst-regulierung im Transportwesen

    • Selbst-regulierung im Transportwesen

      Hallo zusammen,
      ich forsche derzeit an der Universität Sydney im Bereich Regulierungsstrategien im (Straßen-)Transportwesen und habe eine Frage zum deutschen System.

      Es gibt in Australien verschiedene Ansätze der Selbstregulierung. So können etwa Spediteure eine Akkreditierung erwerben, die es ihnen erlaubt, ein paar Tonnen mehr zu transportieren oder Ähnliches. Im Gegenzug verpflichtet sich der Spediteur dazu, die Einhaltung sämtlicher Standards selbst zu überprüfen, zu dokumentieren und - je nach Ansatz - selbstständig an eine zentrale Behörde zu schicken.
      Dieser Weg wird von "den Australiern" forciert, da die On-road Kontrollen ja sehr kostspielig und aufwendig sind. Bei solchen Kontrollen werden die akkreditierten und mit einer speziellen Plakette ausgestatteten Lastkraftwagen dann einfach durchgewunken.

      Nun zu meiner Frage: Gibt es ähnliche Initiativen der Selbstregulierung auch in Deutschland? Oder wird die Einhaltung der Standards ausschließlich On-road bzw. mittels des EG-Kontrollgeräts überprüft?

      Vielen Dank im Voraus und beste Grüße aus Sydney!
    • RE: Selbst-regulierung im Transportwesen

      Original von tilo
      Nun zu meiner Frage: Gibt es ähnliche Initiativen der Selbstregulierung auch in Deutschland? Oder wird die Einhaltung der Standards ausschließlich On-road bzw. mittels des EG-Kontrollgeräts überprüft?

      Vielen Dank im Voraus und beste Grüße aus Sydney!


      Moin, in der EU ist man verpflichtet die Fahr und Ruhezeiten als Unternehmer zu kontrolieren!

      Fahrzeiten werden hauptsächlich nur in D Massenhaft kontroliert und da wieder der größte Anteil im Freistaat Bayern.

      Gruß Grani
    • Moin moin und danke für deine Antwort!
      Gibt es etwas vergleichbares auch für den Zustand des Lastkraftwagens bzw. dessen Gewicht?

      Und ist das Protokoll der Fahrtzeiten nur bei Straßenkontrollen vorzuzeigen oder auch bei Akkreditierungsmaßnahmen? Die Vorschriften hierfür besagen ja, dass die Daten eine erhebliche Zeit lang gesichert bzw. vom Unternehmen aufbewahrt werden müssen.

      Vielen Dank und beste Grüße!
    • @tilo
      ersteinmal wilkommen hier im Forum
      Was genau meinst Du mit
      Akkreditierungsmaßnahmen

      Aus meiner kontinentaleuropäischen Sicht eine Art freiwilliger Selbstkontrolle? Dafür bekommen meine Autos einen Aufkleber und werden nicht "on the road" kontrolliert, da die Daten ja von mir zu einer Zentrale geliefert werden?
      So etwas ist mir nicht bekannt.
      Hier in D wirst Du kontolliert und musst Deine Daten trotzdem lange aufbewahren. :D

      Der lobenswerte Ansatz des gegenseitigen Vorteils einer Selbstkontrolle ist unseren Ordnungshütern (ich vermute mal der Gewinnerzielungsabsicht wegen) unbekannt.....
    • Original von Krischan

      Was genau meinst Du mit Akkreditierungsmaßnahmen [...]
      Hier in D wirst Du kontolliert und musst Deine Daten trotzdem lange aufbewahren. :D

      Pardon, das ist wohl nicht die richtige Übersetzung. Ich tue mich ein wenig schwer mit den deutschen Begriffen. Ich meine die Überprüfung durch eine Prüfgesellschaft wie der DEKRA zum Beispiel. Interessiert die sich für solche Fahrtzeiten-Unterlagen?

      Welche Formen von Betriebskontrollen gibt es eigentlich? Ein Fahrer muss soweit ich das verstanden habe, ja nur einen Teil der Unterlagen mitführen. Ältere Daten werden vom Unternehmen gespeichert. Nur wofür?

      Es gibt also keine Regulierung bzgl. der Masse oder der Güterbefestigung die außerhalb von Straßenkontrollen greift? Das ist in der Tat abenteuerlich :D

      Original von Krischan
      Der lobenswerte Ansatz des gegenseitigen Vorteils einer Selbstkontrolle ist unseren Ordnungshütern (ich vermute mal der Gewinnerzielungsabsicht wegen) unbekannt.....

      Man darf nicht vergessen, dass die Straßenkontrollen auch Geld kosten. Stichwort: Gewinnerzielungabsicht.
      Und so wunderbar klappt das in Australien keineswegs mit der Selbstregulierung, da doch viel betrogen wird und einige schlimme Nebeneffekte auftreten.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von tilo ()

    • Im Prinzip ganz einfach:

      Der Fahrer ist verpflichtet sich an die aktuellen Sozialvorschriften wie, Lenk und Ruhezeiten, Arbeitszeiten sowie die Fachbezogenen Vorschriften wie, Ladungssicherung, Gewicht, Fahrzeugsicherheit usw., zu halten. Der Unternehmer ist verpflichtet die Einhaltung dieser zu überwachen und seine Fahrer so zu Disponieren das Diese die Vorschriften einhalten können.

      Der Fahrer muss zur Kontrolle, ob er sich an die Vorschriften gehalten hat, für die letzten 28 Tage entsprechende Nachweise haben. Zum einen durch das Aufzeichungsgerät im Fahrzeug, seine Fahrerkarte oder Diagrammscheiben, zum anderen, wenn keine Aufzeichungen vorhanden sind, entsprechende Nachweise ( genormt) die vom Unternehmer ausgestellt werden.

      Der Unternehmer ist verpflichtet die Nachweise und Aufzeichnungen für einen längeren Zeitraum aufzubewahren.
      Diese muss er im Falle einer Betriebsprüfung vorlegen.

      Kontrollen werden auf der Straße von der Polizei und der BAG durchgeführt, wobei die Zuständigkeiten der BAG sich auf die Sozialvorschriften und fachbezogenen Gebiete begrenzen. Die Polizei kontrolliert zusätzlich auf Verkehrsverstöße.
      Entweder führen BAG und Polizei die Kontrollen unabhängig voneinander durch oder zusammen.
      Bei Unstimmigkeiten bezüglich der Fracht, z.B. mangelnde Sicherung oder falsches Gewicht, sind Fahrer, der Verlader und der Unternehmer dran und müssen mit empfindlichen Strafen rechnen.
      Bei Unstimmigkeiten bezüglich der Sozialvorschriften sind in erster Linie der Fahrer und ggf. der Unternehmer dran.

      Betriebsprüfungen werden durch die Gewerbeaufsicht durchgeführt, welche sich aber nur auf Sozialvorschriften, Arbeitszeiten und Betriebsicherheit (UVV) beschränken. In der Regel aber nur Stichprobenartig, auf Verdacht oder per Anzeige.
      Es kann in einem Betrieb aber auch kombinierte Kontrollen aller 3 Behörden zur gleichen Zeit geben

      Anzumerken ist noch, das mit dem zunehmenden LKW - Aufkommen auch die Kontrolldichte stetig steigt.

      Sollte soweit als allgemeine Zusammenfassung ausreichen.
      (Die Freiheit hat ihren Preis, mitunter die Freiheit selbst, nur dann ist der Preis zu Hoch! Das Volk will Bewacht/ Beschützt und nicht Überwacht werden, in diesem Sinne, willkommen in der Bananendemokratur Deutschland!
      Jede Hochkultur fällt über den Zenit ihrer Dekadenz!
      Und der Tod stellte die Sense in die Ecke und stieg auf den Mähdrescher, denn es war Krieg!)
    • Und so wunderbar klappt das in Australien keineswegs mit der Selbstregulierung, da doch viel betrogen wird und einige schlimme Nebeneffekte auftreten


      Vertrauen ist gut,Kontrolle ist besser ;) :D
      Nebeneffekte,wie z.b Unfälle etc??
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      Ich bremse auch für FORENTROLLE :D (aller Nationen)! :D
    • Original von Mister T.
      Nebeneffekte,wie z.b Unfälle etc??

      Das Problem ist, dass die Akkreditierungsmaßnahmen im Zuge der Selbstregulierung in Australien eine Stange Geld kosten. Große Unternehmen, die sich das leisten können, haben dann auch einen großen Wettbewerbsvorteil, da sie ja weniger Einschränkungen zB im Maximalgewicht haben. Das führt dazu, dass die kleinen Unternehmen, für die sich die Akkreditierung nicht wirklich lohnt, bzw. die die Kosten nicht stämmen können, oft mehr Risiko in Kauf nehmen (fahrlässige Überladung, Geschwindigkeitsüberschreitungen, überlange Fahrtzeiten,...), um mit den akkreditierten Unternehmen mithalten zu können. Dieser negative Effekt führt zu erhöhten Unfallzahlen der nicht-akkreditierten Unternehmen.

      Sprich: Laut (Unfall-)Statistik ist die Selbt-Regulierung in Australien ein voller Erfolg, da die akkreditierten Firmen effizienter arbeiten können und so im Wettbewerb nicht auf unlaute Mittel zurückgreifen müssen, aber die indirekten negativen Effekte werden in der Diskussion oft einfach ausgeblendet.

      @W4chund: Vielen Dank für die Zusammenfassung. Gibt es irgendwo einen Überblick über die jeweiligen fachbezogenen Vorschriften? Ich weiß zum Beispiel von der chemischen Industrie, das diese solche Formen der Selbstregulierung hat (cefic, ecta, usw.). In welchen anderen Industrien gibt es noch solche Ansätze?