Die Zeit als noch keine Trucker und Traktoristen auf dem LKW saßen

    • Die Zeit als noch keine Trucker und Traktoristen auf dem LKW saßen

      Das war Streich 2 !!! Das erste mal hatten wir 1975 Sterzing zu getellt.

      Lastwagenblockade am Brenner
      FREIE FAHRT FÜR DEUTSCHLAND
      Während die europäischen Politiker auf ihrem Gipfel wieder einmal munter ihre nationale Konkurrenz austrugen und dies als "Gefahr des Scheiterns Europas" ausgaben, tat jüngst am Brenner Europa einen kleinen, aber feinen Schritt nach vorn -, durch den "Brummi-Krieg am Brenner", der sich zu einer regelrechten deutsch-italienischen Affäre auswuchs. An dieser vorbildlichen Entwicklung ist dreierlei schuld.

      1. Die Dummheit deutscher Fernfahrer
      Die hartgesottenen Burschen, die normalerweise für die Einsparung von Transportzeiten, also Transportkosten tage- und nächtelang hinterm Steuer sitzen, haben einen großen Fehler gemacht. Nicht als lohnabhängige Transportarbeiter haben sie ihre Arbeit niedergelegt, nicht gegen ihre profitable Anwendung durch Fuhrunternehmer und gegen ein Geschäft, dessen oberstes Gesetz für sie rücksichtslose Hetze heißt, haben sie sich zur Wehr gesetzt. Statt dessen haben sie sich als professionelle Lastwagenfahrer über Fahrhindernisse beschwert, die in den Grenzen, also in nationaler Souveränität begründet liegen. Ein Recht auf schnelle, reibungslose Abfertigung haben sie vom italienischen Staat gefordert:

      "24-stündige Abfertigung auf vier Spuren, ein generelles Streikverbot für Zollbeamte, eine Schnellspur für Fahrzeuge, die erst in Sterzing verzollen..." (aus den Fernfahrer-Forderungen)
      Das Motto ihrer Unternehmer ‚Möglichst flotte, freie Fahrt!' ist ihnen so in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie die normalen Grenzformalitäten, also die Arbeit der Zöllner, und die Auseinandersetzung zwischen dem italienischen Staat und seinen Bediensteten um Überstunden und Bezahlung, also die Arbeitsverweigerung der Zöllner, für ein und dasselbe ansehen: einen einzigen Anschlag auf ihren Fernfahrerjob. Für ordentliche deutsche Wertarbeitszustände am Brenner haben sie gestreikt und gegen italienische Schlamperei:

      "Wir bleiben stehen, bis die Italiener das Arbeiten lernen." (Abendzeitung, München)
      Wo deutsche Brummis unentwegt rollen, da haben Italiener zu spuren, statt zu streiken, abzufertigen, statt durch Kontrollen zu verzögern.

      2. Die Fortschritte deutscher Geschäfte
      Der Nationalismus der ‚Kapitäne der Landstraße' hat seine handfeste Grundlage im europäischen Internationalismus ihrer kapitalistischen Arbeitgeber. Für Transportarbeiter ist ein innereuropäischer Warenstrom rund um die Uhr, kreuz und quer über die Alpen eine Selbstverständlichkeit und ihr alltäglicher Beruf; nur deshalb erscheint die Zollhoheit des italienischen Staates als eine untragbare Schlamperei, eine ständige lästige Normalarbeitsbedingung eben. Die Warenzirkulation nimmt also längst ihren freien Lauf durch Europa. Nationalstaatliche Hoheit ist da nur noch eine grenztechnische Angelegenheit. An der allerdings scheiden sich die nationalen Geister. Italien räumt dem aus anderen EG-Ländern und insbesondere der Bundesrepublik rollenden Dauerverkehr keine automatische Vorfahrt ein, sondern überwacht ihn und bremst ihn wohl auch mal und sei es nur, weil ihm der Streit mit seinen Bediensteten wichtiger erscheint als reibungsloser Warentransport. Deutsche Spediteure, die Öffentlichkeit und der Staat aber beschweren sich, daß mit der Wahrnehmung dieser Hoheitsrechte ein legitimer europäischer Anspruch sträflich mißachtet werde. Wenn das Fahrer-Ideal von grenzenlosen Fernstraßen zum öffentlichen Leitbild europäischen Fortschritts wird, dann zeigt das, wieweit dieser Fortschritt des Geschäfts gediehen ist. Wenn sich der Streik nicht an der Souveränität des italienischen Staates blamiert, sondern in der des deutschen Staates seinen eifrigsten Fürsprecher findet, dann zeigt das weiter, wie unbescheiden der nationale Hauptprofiteur der EG, die Bundesrepublik, Europa definiert.

      3. Der europäische Anspruch deutscher Politiker
      Wenn gestandene Arbeiterfeinde aus Öffentlichkeit und Politik ihr Herz für streikende Fahrer entdecken, wenn Politiker gar einen geordneten Streikverlauf organisieren und Männer wie Strauß sich "vor Ort über die ‚unerträglichen Zustände' bei der Grenzabfertigung" informieren, dann stehen die rabiat gewordenen nationalen Straßenprofis längst für mehr als ihr Interesse an zügiger Abfertigung: für einen offiziellen politischen Anspruch der Bundesrepublik nämlich. Strauß schickte noch vom Brenner ein Telegramm nach Rom, und Kohl eröffnete dem italienischen Amtskollegen Craxi ganz offiziell in Bonn, was Sache ist:

      "Der Bundeskanzler erklärte, die Schwierigkeiten an den Grenzen zeigten, ‚wie notwendig ein Vorankommen in Europa' sei. Der Bundeskanzler erklärte: ‚Wir brauchen ein Europa ohne Grenzen für Güter und Personen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.'" (Süddeutsche Zeitung)
      So besehen fällt der politische Umgang mit der Blockademannschaft unter die diplomatischen Frechheiten, mit denen Italien von deutscher Seite beehrt worden ist: Hier steht eine ganze Republik, vom letzten Fernfahrer bis zum Kanzler, und verlangt kategorisch, daß Italien der bundesrepublikanischen Vorfahrt in der EG gefälligst nichts in den Weg zu legen hat. Der Brenner darf keine nationale Grenzstation, sondern muß ihre deutschen Maßstäben entsprechende Aufhebung sein, heißt es da also aus Prinzip. Als Beispiel italienischer Schranken für deutsche Interessen ist dem deutschen Kanzler ein ‚Brummi-Krieg' deutscher Laster gegen die ‚schleppende Güterabfertigung am italienischen Zoll' gerade recht. ‚Gesamteuropäisch' betrachtet, ist das natürlich nur die Spitze eines Eisbergs...

      Das glückliche Ergebnis
      Italien hat nachgegeben und sogar den blamablen Schein in Kauf genommen, von den Fernfahrern erpreßt worden zu sein. Mehr Zöllner, rund um die Uhr, Abfertigung mit weniger Formalitäten hat es zugesichert, also genau das, was die rasenden Rolands auch verlangt hatten. Nachgegeben haben die italienischen Behörden freilich wegen des politischen Nachdrucks, der diesem Anliegen von Bonn verliehen wurde. Damit haben sich die stolzen Beherrscher der Fernstraßen endgültig als Fußvolk auf Rädern und nützliche Idioten der politischen und Geschäftsinteressen der Bundesrepublik bewährt. Mißbraucht worden sind sie sicher nicht, wie ihre Reaktion abschließend beweist. Auf Wink von oben haben sie pariert und sind wieder losgedieselt. Jetzt sitzen Großdeutschlands Brummi-Fahrer wieder hinter dem Steuer mit einem neuen schwarz-rot-goldenen Kapitäns-Orden an der Brust. Wenn sie demnächst ganz viel freie Fahrt haben, hat sich für sie nur eins geändert: Ihr Scheißjob läuft am Brenner reibungsloser; sie sitzen länger am Steuer und kürzer am Brenner herum. Das deutsche Europa aber ist dadurch wieder ein Stück vorangekommen.
    • RE: Die Zeit als noch keine Trucker und Traktoristen auf dem LKW saßen

      Klasse Artikel! Wo ist der denn her?

      War 1984, oder? Ich kann mich noch gut an die ganzen Suppe austeilenden Politiker und Funktionäre erinnern. Da war nicht nur Strauß, die kamen in ganzen Busladungen.
      Natürlich nur, wenn ´ne Kamera in der Nähe war, kein Unterschied zu heute.
    • Komische Zufälle gibt´s:

      Habe vorhin mit einem Ex-Kollegen, mit dem ich damals bei einem Italiener gefahren bin, Weihnachtsgrüße ausgetauscht. Er hat sich auch so erinnert, er sagt er war dabei.

      War das mit den Bergepanzern (war das ein Trara! Wehner, Strauß, da war noch Musik drin!) im selben Jahr?

      Erstens bin ich selbst zu 99% im Schweiz-Transit gefahren und zweitens war ich zu dieser Zeit noch nicht ganz trocken hinter den Ohren (der Kollege schon, der ist ein paar Jahre älter). Kann schon sein, dass ich mich täusche.

      Die Quelle deines Beitrags gefunden:© Verein zur Förderung des marxistischen Pressewesens e.V. München.
      Ehrenmitglied?;-)
    • Richtige Quelle.

      Habe heute die Arschkarte gezogen gehabt, Streik bei Speedline (Alufelgen).

      Nun das Netz vergewaltigt, wollte noch Hintergründe ausfindig machen vom Herzig Fahrer und da bin ich drauf gestossen.

      Ja 75 hatten wir Sterzing so 33 Std. zugemacht. Da
      ist die Polizei aufmaschiert wie die Römer.

      Kübelweise Tee und jeder hatte immer Schluck dabei, hinein Onkel OTTO. Der war so steif. :D

      Anschließend haben die Finanzer nicht mehr bei Registrieren gefragt FIRMA, da konnten sie den Name auf der Tür lesen.

      1974 hatte sie mich verhaftet am Brenner und noch 3 Holländer, da kamen 5 Holländer und haben uns raus geholt.

      Hatte sie wieder gesponnen und die Leerspur geschlossen.und wir 2 mal Anlauf auf die Leerspur.

      Dann nochmals 1988 als wir mit der EG getrickst haben. Da liesen sie mal 1 Monat nur mit EG + Cemt einreisen. Da war es aus mit den Schluchtis D-I fahren.

      Lade morgen früh noch ein Teil für ein Spedi, mit habe ich vor 30 Jahren das letzte
      mal gearbeitet, so gehts.
    • Hier war die Blockade in Kiefersfelden, habe dann Ende Oktober das Handtuch geworfen.



      1978
      Januar: Aus 1 PS werden 0,736 kw und der Reifendruck wird nicht mehr in atü gemessen, sondern in bar.
      Juli: Österreich führt für in- und ausländische Lkw den höchst umstrittenen „Straßenverkehrsbeitrag“ ein. Aus Protest gegen diese Lkw-Steuer blockieren Hunderte Lkw-Fahrer die österreichischen Grenzübergänge.
      Oktober: Die Verbände des Güterfernverkehrs (BDF), des Güternahverkehrs (BDN) und der Arbeitsgemeinschaft Möbeltransport (AMÖ) beschließen eine Kooperation als „Bundesverbände des deutschen Güterkraftverkehrs (BDG).


      Oktober: 20 000 deutsche Fernfahrer treten in den Streik – erstmals seit 30 Jahren. Nach zwei Tagen ist der Spuk vorbei, und die Gewerkschaft ÖTV triumphiert. Eben Fernfahrer und keine Trucker

      September: Blockade der Brenner-Autobahn: Tausende überwiegend italienische Lkw blockieren tagelang den Brenner-Autobahn-Übergang und sperren Italien für österreichische Lkw. Es ist ein Portest gegen das vom 1. Dezember 1989 an geltende Nachtfahrverbot in Österreich sowie den Engpässen bei den Transitgenehmigungen. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich auf 190 Mio. DEM pro Tag :P

      Weiter Intressante Beiträge


      dvz.de/fileadmin/user_upload/d…eiste_zusammengefasst.pdf

      http://hermes.zeit.de/pdf/archiv/1984/10/Unterwegs-ins-Mittelalter.pdf

      Seite 1+2

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Granitteufel ()

    • RE: Die Zeit als noch keine Trucker und Traktoristen auf dem LKW saßen

      @ Grani : PFFFFFF.... DENK DARAN !!!! :( , Ich bin auch von 1984 - 1988 auf Traktor gefahren war vom Fendt 2 S ; bis zum IHC 1455 alles dabei... und Trucker bin ich auch nicht.... Immer noch Kraftfahrer im Güterfernverkehr.... :D :D :D :D Fühle mich auch mal angesprochen ;).. war nicht nur mein Werdegang sondern auch der meines Cousin , der hatte auch erst als Landwirtschaftlicher Gehilfe gearbeitet , und kam dann auch auf den Lkw , hatte über 20 Jahre bei Ahlers in Tespe im Nahverkehr für Raab Karcher gefahren.... ist leider vor 3 Jahren verstorben ;( .. Frohes Fest dann noch !!!
    • @Dieter!!!! war dein Ausbildungsberuf Traktorist??????? :D :D :D

      Diese Berufsbezeichnung sowie Melktechniker gab es meines Erachtens nicht im Westen.

      Der Bauer der was besseres war, ein sogenannter Dipl. Landwirt. :P :P

      Das war ja der Porsche unter den Traktoren. Habe 1973 immer mal welche gefahren für Wöstemeier, der war der Abfertigungsspedi bei Fendt.

      Auf die Frage was kostet der 125 er ??? Pro PS 1000 DM. Ein Volvo F 89 SZM
      74.000 DM :D :D :D
    • Nein ich bin gelernter Landwirt und habe eien Berufsabschluss als Landwirtschaftlicher Gehilfe , quasi der Geselle der Bauern , wollte dann noch landwirts.Meister machen konnte dann wegen meiner Lunge aber nicht mehr , habe dann aufgehört und mit LKW Fahren angefangen ! , Mal eine andere Frage , fährt der Nophut eigentlich noch ? , habe schon lange keine LKW mehr von ihm gesehen... DIE ANTWORT WAR SPASSIG GEMEINT:: :D :D :D :D

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    • Original von dieter2701
      Nein ich bin gelernter Landwirt und habe eien Berufsabschluss als Landwirtschaftlicher Gehilfe , quasi der Geselle der Bauern , wollte dann noch landwirts.Meister machen konnte dann wegen meiner Lunge aber nicht mehr , habe dann aufgehört und mit LKW Fahren angefangen ! , Mal eine andere Frage , fährt der Nophut eigentlich noch ? , habe schon lange keine LKW mehr von ihm gesehen... DIE ANTWORT WAR SPASSIG GEMEINT:: :D :D :D :D


      Mit den Disponenten gewechselt von Pracht zu Henker. :D

      Da bist du ja auch auf die Ochsenschule gegangen. :D im Winter.
    • Das sehen die einen so und die anderen So... , haben im Winter meistens nur Futter reingeholt und den Wald durchgeforstet... die Schlepper gepflegt und Reperiert , hatten auf dem 2 Lehrbetrieb im LKS Nienburg 4 von der Sorte 3 Mal Fendt 2 S , 6 S und den LSA 610 , das war ein Bolide 6 to . schwer sowie einen Holder Knicklenker , Bickbeernhof.de , mal für dich zum schauen und mal als Tip wenn du fan von Heidelbeerschnaps bist , fahr da mal hin...