2022 Proteste und Demonstrationen Transportunternehmer u. LKW Fahrer

    • Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Der in den Medien als "Spediteur" <X bezeichnete Initiator im Kölner Raum, Gerd Fischer aus Bergheim, wird heute in einem ausführlichen Bericht zur nicht stattgefundenen Blockade in der Regionalzeitung ausführlich zitiert.
      Da der Artikel online nicht frei verfügbar ist, gebe ich die Aussagen sinngemäß wieder:
      - muss nach eigener Aussage alle drei Tage 1800€ mehr für Sprit bezahlen (plus 1 € pro ltr)
      - besitzt drei LKW
      - LKW fährt pro Tag 300-400 km im Baustellenverkehr
      - muss alle drei Tage 600 Liter Diesel pro LKW tanken

      macht dann pro Tag und LKW 200 Liter, Verbrauch bei 300 km 66 ltr per 100km, bei 400 km Tagesleistung 50 ltr pro 100 km.
      Dass aufgebrezelte Fernverkehrs-Zugmaschinen der Nobelklasse im Baustellenverkehr unwirtschaftliche Spritfresser sind und man im Baustellenverkehr allgemein höher wie die 30 ltr liegt...
      Aber ernsthaft, sind Verbräuche von 50-60 ltr vorstellbar..?
      Oder sollte Herr Fischer mal prüfen, ob nicht der Tank undicht ist oder vielleicht in Ruhe nochmals seine Zahlen anschauen, bevor er mit Journalisten und Medien spricht ?

      Wie ist Einschätzung von Leuten, die ein bisschen mehr im Fuhrpark-Thema sind?

      Update: Der Artikel ist online frei verfügbar, hier der Link zu den Aussagen im Original
      Lkw-Demo: Polizei verbietet Autobahn-Blockade – Umleitung durch Köln | Kölner Stadt-Anzeiger
      Die Schwankungen sind im Baustellenbereich sehr stark.
      In Ballungsräumen mit viel Stop-and-Go, Immer-rot-sofort-grün-Ampelschaltungen - da liegt der Verbrauch bei einem modernen Fahrzeug welches für sowas gut geeignet ist bei ca. 33-36 Liter.
      Hast Du viel Deponiebetrieb dabei (niedrige Geschwindigkeit, hohe Drehzhal), womöglich noch viel Kipper- oder Schubbodenbetrieb) dann kann das auch schon mal Richtung 40 Liter gehen.
      Fährst Du mit dem gleichen Fahrzeug auf Rollstrecke, und 300-400km Tagesleistung sprechen schon dafür das doch auch Strecke gefahren wird, dann kann der Verbrauch auch Richtung 26-27 Liter runter gehen. Selbstverständlich nicht wenn man regelmäßig mit 90 hart am Wind segelt.
      Die beschriebenen Verbräuche würde ich als deutlich zu hoch bewerten, und sind wohl in der Tat aufgebrezelten Fernverkehrszugmaschinen, Übermotorisierung und dem Wunsch eine plakativen Übertreibung geschuldet.
      Eine große Rolle spielt wie immer der Fahrer. Ich habe Fahrer die liegen bei gleicher Tätigkeit 2-3 Liter auf 100 km auseinander. Der eine hatte einen sehr guten Fahrlehrer und einen leichten Fuß, der andere kennt nur Gas und Bremse. Der eine ist ausgeglichen und rollt mit, der andere ist angespannt, lebt vielleicht sogar Agressionen aus. Das alles macht sich beim Kraftstoffverbrauch ganz deutlich bemerkbar.
    • @Daeumling
      Danke, das sind wirklich präzise Infos von einem Fuhrunternehmer, der die Sparte aus der täglichen Praxis kennt.
      Mit solchen Aussagen kann man was anfangen und lernt selbst dazu.

      Noch eine Frage:
      Die Protest-Szene im Rheinland und Richtung Sauerland hat einen großen Anteil an Unternehmern, die im Bausektor fahren.
      Gerd Fischer und der zweite Wortführer, Rainer Albers aus Schmallenberg, arbeiten im Kippergeschäft.
      Ihre Aussage ist, dass sie im Baubereich die explodierenden Dieselpreise nicht an die Kunden weitergeben können, weil die Baufirmen für laufende Projekte vor längerer Zeit bei Ausschreibungen Fixpreise abgegeben hätten.
      Ich bezweifle das. Wenn eine Branche schon seit Jahren mit dem Managen von nachträglich steigenden Preisen im Materialbereich Erfahrung hat, dann die Bauindustrie.
      Und die Transportkosten sind vermutlich nur ein ganz kleiner Teil der Gesamtkosten.

      Im Sektor Handels- und Industriegüter-Transporte ist bei den Verladern weitgehend die Bereitschaft da, Aufschläge zu akzeptieren. Wenn auch manchmal nicht mit der Schnelligkeit und in dem Umfang, wie es wünschenswert wäre.
      Wie ist die Situation im Bausektor?

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Ahnungslos 3.0 ()

    • Am Montag fand das erste Mal eine Demo der unter dem Dach des BGL organisierten Transportunternehmer statt:
      Der Landesverband des Berliner und Brandenburger Verkehrsgewerbes demonstrierte mit 31 LKW vor dem Verkehrs- und Wirtschaftsministerium.

      Der Berlin-Brandenburger Landesverband ist wohl aktuell der einzige Landesverband im BGL, in dem sich eine Mehrheit für Demonstrationen fand.
    • Ahnungslos 3.0 schrieb:

      @Daeumling
      Danke, das sind wirklich präzise Infos von einem Fuhrunternehmer, der die Sparte aus der täglichen Praxis kennt.
      Mit solchen Aussagen kann man was anfangen und lernt selbst dazu.

      Noch eine Frage:
      Die Protest-Szene im Rheinland und Richtung Sauerland hat einen großen Anteil an Unternehmern, die im Bausektor fahren.
      Gerd Fischer und der zweite Wortführer, Rainer Albers aus Schmallenberg, arbeiten im Kippergeschäft.
      Ihre Aussage ist, dass sie im Baubereich die explodierenden Dieselpreise nicht an die Kunden weitergeben können, weil die Baufirmen für laufende Projekte vor längerer Zeit bei Ausschreibungen Fixpreise abgegeben hätten.
      Ich bezweifle das. Wenn eine Branche schon seit Jahren mit dem Managen von nachträglich steigenden Preisen im Materialbereich Erfahrung hat, dann die Bauindustrie.
      Und die Transportkosten sind vermutlich nur ein ganz kleiner Teil der Gesamtkosten.

      Im Sektor Handels- und Industriegüter-Transporte ist bei den Verladern weitgehend die Bereitschaft da, Aufschläge zu akzeptieren. Wenn auch manchmal nicht mit der Schnelligkeit und in dem Umfang, wie es wünschenswert wäre.
      Wie ist die Situation im Bausektor?
      Das bezweifel ich in der Tat auch. Da ich zum Beispiel auch Asphaltmischgut für unsere Kunden in kleinem Umfang handele, flatterte mir Mitte letzten Jahres eine Preiserhöhung meines Asphaltmischwerkes in die Hände. Normalerweise erhöhen die nur Anfang des Jahres. Mitte letzten Jahres haben die aber ihre Verkaufspreise bereits angehoben. Grund waren gestiegene Energiekosten. Da habe ich mir schon gedacht: Wir müssten jetzt auch zu denen gehen (wir transportieren auch für dieses Asphaltmischwerk) und unsere Frachten erhöhen.

      Das Problem:
      Wir sind gelistete Frachtführer mit Frachtverträgen und darin definierten Frachtsätzen. DIe sogenannten Rahmabschöpfer fahren stellenweise Wochenend- oder Nachtbaustellen zur Spitzenabdeckung zu deutlich höheren Frachtpreisen als wir sie in unseren Verträgen stehen haben. Und jetzt versuch dann mal 2-3 Transporteure unter einen Deckel zu bekommen. Schaffste nicht. Jeder will den anderen ausstechen.

      Ein Kollege mit entsprechendem Einblick hat mir mal gesagt, das die Baufirmen vor Lachen nicht in den Schlaf kommen wie billig sie sich den Frachtraum stellenweise einkaufen. Die rechnen das mit ihren öffentlichen Auftraggebern ganz anders ab.

      Transportkosten sind bei den Bauunternehmen in der Tat oft nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten. Einer meiner Kunden arbeitet für kommunale Versorgungsträger (Gas, Wasser, Strom, Fernwärme). Für die sind die Energiekosten fast zu vernachlässigen. Die Baggerfahrer werden angewiesen die Bagger nur im Bedarfsfall laufen zu lassen und die Firmenbullis fahren morgens zur Baustelle hin und abends zurück. Der Kunde hat aber für unsere Situation Verständnis.

      Stattdessen hat dieser Kunde aber auch mit deutlich gestiegenen Kosten bei der Beschaffung in anderen Bereichen zu kämpfen. Das geht beim Schüppenstiel los, und hört bei der PE-Rohr-Leitung nicht auf. Die Verfügbarkeiten sind stark eingeschränkt.

      Ein weites Feld, und ein Thema über das man Stunden philosophieren kann.
    • Jetzt mal ganz im ernst, wie kann man mit 60 Euro die Stunde überleben? Klar jeder hat andere Kosten aber das ist doch lächerlich. Ein Mitarbeiter im Heizungsbau wird auch mit 60 Euro berechnet. Die Firmen haben aber viel weniger gebundenes Kapital und ich lehne mich mal aus dem Fenster, viel weniger Risiko. Da ist wahrscheinlich mehr verdient, wenn man am Fließband steht und irgendwo aufn Bau nebenbei schwarz arbeitet.
    • onkelp schrieb:

      Hier fahren die mit Baustellenkippern (also diese 6x4 Sandautos) teils für 60 - 65 € die Stunde. Ein alter Schulfreund hat ein Abbruchunternehmen, der hat inzwischen alle LKW verkauft und macht nur mit den Jungs. Er sagte, für seinen müsste er 80 € Kalkulieren. Und warum Ärger mit Personal, so lange die kommen...
      Das ist eher die Regel als die Ausnahme. Nach meiner bescheidenen Meinung müssten diese Fahrzeuge in der Tat um die 80 Euro im Stundensatz liegen. Warum die das für solche Gurkenkurse fahren - ich weiß es auch nicht.