Transportunternehmer, Spediteure, Frachtenvermittler: eine Art Haßliebe? :-)

    • Transportunternehmer, Spediteure, Frachtenvermittler: eine Art Haßliebe? :-)

      Ich spendiere dem Posting von backpacker im Thread "Standzeit" mal einen eigenen Thread :)

      backpacker schrieb:

      Hallo zusammen..

      ..da denken meine Bronchitis und ich so grad vor uns hin: " Frachtenvermittler - Fluch oder Segen? " und schwupps, find´ ich den Thread hier.

      Weil, jedesmal wenn ich mir die Brille eines selbstfahrenden TU aufsetze, geht mir Ähnliches wie LKW Alter durch den Kopf... als kleiner Frachtführer
      sind viele Direktkunden doch bestimmt nur schwer bis garnicht zu erreichen.
      Selbst ein Kumpel und Disponent bei ´nem großen Versender am Rande des schönen Harz, sagte letztens noch: "Unter 10 ziehenden Einheiten
      kommt man bei uns nicht rein. Ich kann dich höchstens unseren Spediteuren an´s Herz legen."
      ( die sich ganz nebenbei seit einiger Zeit mit Walli und mit Detti messen müssen )

      Das lässt mich als Newbie vermuten, dass man wie z.B. in meinem Fall einen kleineren Direktkunden bedienen dürfte / könnte, der seine Erzeugnisse zugweise innerdeutsch und nach Österreich versendet... und sich vielleicht noch einer oder zwei von dieser Sorte mit fleissiger Akquise finden lassen...
      aber dass man um Frachtenbörse und Frachtenvermittlung nicht herumkommt, weil man sonst die Karre nicht ausgelastet kriegt.

      Erfreulich, dass es auch durchaus fähige und empfehlenswerte Frachtenvermittler gibt. Ich hatte schonmal vorsorglich meine Heimatregion Niederrhein - Rheinland - Ruhrgebiet durchgegoggelt und bin dabei auf Namen aus Düsseldorf, Neuss, Essen, Dortmund etc. gestoßen, wobei mir der Name Heinz Thor u.a. im Zusammenhang mit der SVG Nordrhein aufgefallen ist.
      Meine Meinung dazu folgt im nächsten Post, sobald ich Zeit habe....
    • Die Frachtführer die aus meiner Sicht national noch ganz gut über die Runden kommen, haben sich fast alle auf wenige Schwerpunkt Relationen konzentriert und ziehen da alle Register:
      fester Kundenstamm ausgehend und in der Rückladung , Bekanntheitgrad als Relationsspezialist "der immer da ist" , Kombination von Teilladungen von verschiedenen Kunden, Auflieger vorladen und durchtauschen, Teilpartien "mal schnell" über's Lager ziehen und "verdichten" , Minimierung von Leer-Km
      also das komplette Programm
      Voraussetzung ist allerdings eine gewisse Fuhrparkgrösse , um flexibel disponieren zu können und um "am Markt" präsent zu sein.
      Ich würde sagen ab mindestens 5 ziehenden Einheiten aufwärts bis so um die 15...
      Auflieger : ein paar mehr wie Zugmaschinen damit Bewegung ins Spiel kommt ;)
      Allerdings haben die auch eher Spediteurs-Kundschaft (in der Rückladung auf jeden Fall) und weniger Direktkunden:
      Die Ansage beim Direkt-Verlader : "meine Rennstrecke ist nach PLZ 20,21, 22 und der südliche Teil von 23, 24 und 25 und dann wieder PLZ 76 , 77 und gerne auch FR 67 grenznah" : Die meisten wollen das gar nicht so genau wissen ;)
      Die kleineren und mittleren Direktverlader wollen doch eher wieder den "Fast-alles-Könner" und das ist häufig der Spediteur, der wiederum die verschiedenen Relationsspezialisten kennt. Grössere Verlader vergeben eher mal auf enger gestrickte Relationen .

      Aber die Chance bei größeren Verladern mit 1-3 Fahrzeugen reinzukommen, ist ziemlich gering.

      Wenn du einen kleineren oder mittleren Direktkunden in deiner Region hast, der dich ausgehend halbwegs kontinuierlich für mittelprächtige Preise mit Ladungen heute hierhin und morgen dorthin versorgt: In der Rückladung bist Du auch wieder dem Spotmarkt ausgeliefert, die Phasen in denen der Spotmarkt mal profitabel für den TU ist, werden immer kürzer, aktuell ist mal wieder ein paar Tage "Boom", wie es nächste Woche aussieht ? Vielleicht ist dann schon wieder "Totentanz"...
      Der halbwegs ordentliche Preis im Ausgang wird schnell im der Rückladung verfeuert.

      Für mich als Spediteur ist ein Transportunternehmer mit 1-4 Fahrzeugen, auch wenn er noch so sympathisch und zuverlässig ist , kaum interessant, wenn er nur mal gelegentlich präsent ist. Ich halte mich eher an die ab 10 Fahrzeugen aufwärts, die fast täglich Laderaum verfügbar haben und denen man auf Zuruf die Aufträge rüberschieben kann.

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    • Hut ab! Many thanx für dieses ausführliche Posting... :)

      Damit unterstreichst Du nochmal ganz deutlich, was mir der besagte Kumpel-Disponent, ein selbstfahrender TU (57, 1 Auto, zwanzig Jahre dabei), eine Steuerberaterin aus Wesel mit dem Schwerpunkt Transport&Logistik und zwei Spediteure aus der Region gesagt haben.

      Der Tenor war: Finger weg - Harakiri !!
      Ich meine sogar, dass die Stberin auch ein bißchen Schnappatmung dabei hatte, als sie mir die Preis- u. Wettbewerbssituation der Region verdeutlichte und über die wirtschaftliche Situation in der ganzen Branche bzw. speziell über die Alleinunterhalter sprach.
      Aber hübsch war sie und ich hatte einen klitzekleinen schmutzigen Gedanken in dem Gespräch... :D
      Dieter, der selbstfahrende TU hier aus der Ecke, der ab und zu bei uns im Werk aufschlägt, sagte, dass er es jetzt mit 57 bereut, nicht vor 10 Jahren ausgestiegen zu sein. Das fand ich sehr ehrlich aber auch sehr krass.
      Die beiden Spedi's haben mir das Ganze auch leidenschaftlich ausgeredet.

      Naja.. ich hab mich in den letzten Monaten versucht, in die Preisstruktur hineinzufinden, Kundenstrukturen u. -anforderungen zu verstehen, mögliche Kunden herauszukristallisieren, Kosten zu rechnen, Leistungen zu überdenken, in die Häfen von Neuss u. Duisburg zu glotzen (intermodal find ich interessant), die Baustoffwerke und die Fertigteilhersteller anzusteuern, Freunde bei den großen Getränkeherstellern an Rhein und Ruhr zu interviewen... und und und... :S

      Es blieb immer ein Schluss über:
      Als Alleinunterhalter bist Du der ewige Sub (evtl. sogar vom Sub) und mit einem Auto, auch wenn Du 2-3 Auflieger hast um flexibel zu sein (Plattform, Coil, Getränke, Baustoffe etc.), rechnet sich das Ganze nicht wirklich und die Nummer ist recht zügig ein Alptraum.

      Ob ich die Erkenntnis gut finde? Definitiv nein!

      Aber aus Frust in den Sack zu hauen, um dann in die Existenzangst zu wechseln, erscheint mir jetzt auch nicht gerade zielführend.

      Ich brauch jetzt 'nen Schnaps...

      Beste Grüße,
      Jürgen
      "...soll ein Jeder nach seiner Fasson glücklich werden!"

      - Der alte Fritz -
    • Für mich als Spediteur ist ein Transportunternehmer mit 1-4 Fahrzeugen, auch wenn er noch so sympathisch und zuverlässig ist , kaum interessant, wenn er nur mal gelegentlich präsent ist.
      Für mich liegt die Betonung auf gelegentlich. Meine Ladungen gehen an die, die immer da sind. Generell arbeite ich am liebsten mit Selbstfahrern. Gibt nichts geileres an Zuverlässigkeit und Arbeitseinsatz. Ich steh auf kleine Betriebe, mit denen kann ich lockerer arbeiten und Dinge drehen, die in großen Buden nicht möglich sind bzw. der Arbeitseinsatz der Dispo fehlt.
      Ebenso habe ich für meine Hotspots je 2-3 UNternehmer, so dass ich da immer LKW habe - unabhängig davon, wie groß der Fuhrpark ist und ein paar schmerzfreie die alles machen.
      Liegt aber an mir, da ich genügend Kompetenz mitbringe um meine Verkehre selber zu organisieren, ich benötige keinen der alles kann.

      Ansonsten hängts wirklich von der "Transportabteilung" des jeweiligen Verladers ab wie diese Arbeit und wie viel Kompetenz sie hat, was sie selber steuern will etc.

      Aber erfahrungsgemäß ists wie beschrieben. Als Selbstfahrer bzw. mit 2-3 LKW kommst wirklich nur in einer Vollcharter bzw. mit einem Auftraggeber der 60-80% vom Fuhrpark ganzjährig auslastet. Das kann natürlich auch ein Direktverlader sein, aber sie obigen Punkt zur Transportabteilung. Für alles andere biste zu klein.
      Kurz gesagt: Ich dulde keine Kritik an diesem Heiligen Land, das meine Heimat ist... Bayern, Du bist mein Heimatland!
    • @KoNi
      Du bist "Werkspedition", hast Deine Ladungen ausgehend ab deinem Logistikzentrum und rückwärts vermutlich feste Ladestellen (Druckereien) zum Einsammeln.
      Da kann man Selbstfahrer gut beschäftigen und freut sich jeden Tag über die Jungs, die was ziehen.
      Meine Kundenstruktur als klassischer Spediteur ist etwas bunter, da ist es etwas schwieriger, die Leute aus der "Kampfklasse" einzubinden...

      Und bei allem was wir sagen, gilt natürlich immer "im allgemeinen".:
      Was bei 99 von 100 nicht funktioniert, der hundertste macht es und ist erfolgreich mit dem "was eigentlich gar nicht geht" :) :)

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    • Da hat jmd. mein Geschäftsmodell ziemlich gut beschrieben. Hut ab. :)

      Jeden Tag quer Beet springen, bringt auch auf Dauer nichts ein. Die Disponenten müssen wissen, daß man jeden Tag da ist. Und da kann man sich mit 13 Lkw nur auf 2-3 Relationen austoben, um flexibel reagieren zu können.

      Wie auch schon von Dir beschrieben, habe ich für besagte 13 SZM insgesamt 16 Auflieger zur Verfügung + eigenes Lager. 15 Jahre in einer führenden Konzernspedition haben die Erkenntnis gebracht, das im Hin- und Herladen der Gewinn liegt. So kann ich von jeder meiner Rennstrecken Teilpartien querbeet aufladen und muß nicht richtungsgebunden suchen, was gerade in mauen Zeiten ein riesiger Vorteil ist.

      Einweiterer Vorteil : Auf Dauer verkürzt sich auch die Dispozeit und man hat mehr Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens. Aktuell brauche ich 2-3 Stunden am Tag und bin gegen 11 Uhr durch für den nächsten Tag.
      Toleranz ist der Verdacht, das der andere Recht hat . Kurt Tucholsky

      Ein chinesisches Sprichwort sagt: Schläfst du ein mit Hintern der juckt, wachst du auf mit Finger der stinkt!
    • thommygera schrieb:

      haben die Erkenntnis gebracht, das im Hin- und Herladen der Gewinn liegt
      Jau, profitable "Produktion" im Teilladungsverkehr geht fast wie bei Sammelgut, nur die Sendungen sind ein bisschen grösser... :D
      Wusste ich schon, bevor ELVIS mit "part load network" anfing . Obwohl, Teilpartien sternförmig über ein Zentral-HUB und ergänzend noch ein Süd-HUB zu ziehen finde ich dann doch etwas "grobschlächtig"...
      Da gefällt mir das System "part load alliance" von Hintzen & Consorten schon besser

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    • thommygera schrieb:

      bin gegen 11 Uhr durch für den nächsten Tag.
      Da fang ich erst mit dem aktuellen Tag an :D Du bist mir immer zu schnell. :D


      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Du bist "Werkspedition", hast Deine Ladungen ausgehend ab deinem Logistikzentrum und rückwärts vermutlich feste Ladestellen
      Meine täglich ausgehenden Verkehre sind alle in Linien eingebunden und da werden keine Selbstfahrer eingesetzt. Da sind die Preise ziemlich unten. Ich hab von mir 3 mal im Monat ne komplette Ladung weg, Rest geht alles über meine Linien raus. Ich hab mir lediglich 3 ausgehende Relationen frei gehalten, da ich in die Richtung immer gerne fahre da ich in den Ecken fast immer Ladungen zu mir hab.
      Mein Augenmerk liegt auf dem Speditionsgeschäft und da hab ich die Selbstfahrer/kleine Unternehmer mit 1-3 LKW in der Vollcharter. Ich kann auch richtig groß Spedition :D 8) :D
      Außerhalb der Vollcharter bringt dir ein Selbstfahrer mit 1-3 LKW ziemlich wenig, dazu ist er zu wenig da.
      Kurz gesagt: Ich dulde keine Kritik an diesem Heiligen Land, das meine Heimat ist... Bayern, Du bist mein Heimatland!