Recherche zu Amazons AFP-Programm

    • Recherche zu Amazons AFP-Programm

      Liebe Mitglieder dieses Forums,

      mein Name ist Ole Rockrohr. Ich arbeite als Journalist für das Recherchenetzwerk CORRECTIV.

      Pünktlich zum „Black Friday“ hat CORRECTIV eine wichtige Recherche über den Online-Riesen Amazon veröffentlicht. Unsere Redaktion und Lokalmedien aus ganz Deutschland haben mit mehr als 100 Menschen gesprochen, die in der Logistikkette von Amazon arbeiten oder Einblicke in die Abläufe hatten. Darunter auch mit vielen Lkw-Fahrern.

      Wir haben uns in einem Text speziell mit Amazons Amazon-Freight-Partner-Programm (kurz AFP) und den Arbeitsbedingungen der Lkw-Fahrer und Fahrerinnen auseinandergesetzt.

      Zum Text: Neues Lkw-Programm: Wie Amazon seine Macht ausbaut

      Die LKW-Fahrer haben uns viel erzählt zu Überwachung und Druck, gefährliche Übermüdung und extreme Belastung. Amazon setzt auf maximale Effizienz, um möglichst viele Pakete ausliefern zu können. Zu Lasten der Menschen, die im System beschäftigt werden.

      In einem zweiten Text haben wir uns ganz genau jede Station in der Lieferkette eines Amazon-Pakets angeschaut. Auch hier geht es wieder um Lkw-Fahrer auf der „mittleren Meile“ in dieser Kette: Die Maschine Amazon

      Wir finden, dass die Ergebnisse der Recherche öffentlich diskutiert werden müssen und würden uns freuen, wenn Sie uns dabei helfen, auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen. Wenn Sie Fragen oder Hinweise haben, melden Sie sich gerne unter bei unserem Recherche-Team: amazon-recherche-2022@correctiv.org

      Viele Grüße
      Ole Rockrohr von CORRECTIV

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      Zu CORRECTIV:
      Wir sind ein gemeinnütziges und spendenfinanziertes Recherchezentrum und verstehen es als unseren Auftrag, Missstände und Unrecht aufzudecken. Unsere Inhalte sind für alle frei zugänglich – nichts liegt hinter einer Paywall. Denn wir finden, dass jede und jeder Zugang zu wichtigen Informationen haben sollte.
    • Hallo,

      ein Kollege von Thore Rausch ?
      forum-speditionen.de/journalis…tionen-ueber-amazon-20575


      Ole_Rockrohr schrieb:

      Wir finden, dass die Ergebnisse der Recherche öffentlich diskutiert werden müssen

      Eine saubere Recherche-Fleissarbeit. Dass es nicht gelungen ist einen "AFP-Unternehmer" zum Sprechen zu bringen, war zu erwarten.

      Was die Fahrergespräche ergeben haben, ist im wesentlichen der Standard in Netzwerk-Systemverkehren:
      Straff getaktete nächtliche Linienverkehre.
      Das Rückgrat von jedem Paket-, Express- oder Stückgutsystem. Egal ob bei Amazon, den Paket-Netzwerke DHL/Hermes/DPD etc. oder Speditions-Stückgut.
      Bei Amazon vermutlich mit einem deutlich höheren Anteil an Tramp-Verkehren im Netz mit nur wöchentlicher oder 14-tägiger Rückkehr zum Standort.
      Nicht jedermanns Sache, aber in Zeiten des Fahrermangels gibt es Alternativen.

      Zugriff auf die GPS-Daten der Subunternehmer-LKW ist auch in anderen Netzwerken verbreitet, man muss schliesslich um 22:30 wissen ob die Linie aus ABC pünktlich um 23:25 im Hub in XYZ an Tor 47 sein wird oder im Stau steht.
      Anruf beim Fahrer "hey wo bist du gerade" ist nicht mehr unbedingt zeitgemäss im Jahr 2022.
      Amazon hat es eben zu 100% und mit noch mehr Daten realisiert.

      Das alles ist nicht Selbstzweck, sondern Bestandteil dessen was im Amazon-Sprech "perfektes Kundenerlebnis'" heisst:
      Ein paar Mausclicks , möglichst billig, Transportkosten umsonst oder nur symbolisch, möglichst kurzfristig am besten "next day" vom doch bitte freundlichen Fahrer geliefert.

      Und wenn nicht dann gibt's Zunder: Einfach mal bei einem x-beliebigen Stückgut-Spediteur die Google-Bewertungen der Privatkundenempfänger lesen. Die haben ein Abonnement auf 1-Stern-Bewertungen samt hässlicher Kommentare.

      Der "Treiber" des ganzen ist der verwöhnte E-Commerce-Kunde hinterm Bildschirm.
      Der vermutlich vehement das missbilligt, was er in einem Artikel mit "Empörungs-Duktus" über die Zustände in der Logistik von Amazon & Co. liest.
      Hat ja nichts mit ihm zu tun... 8)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Ahnungslos 3.0 ()

    • Ahnungslos 3.0 schrieb:



      Anruf beim Fahrer "hey wo bist du gerade" ist nicht mehr unbedingt zeitgemäss im Jahr 2022.
      Dazu müsste die Dispo erstmal wissen mit welcher Sprache die den Fahrer ansprechen muss. Und richtig, zwischenmenschliche Kommunikation ist ja so was von out!

      Trotzdem gute Arbeit, jetzt haben wir es schwarz auf weiß, was wir vorher schon gewusst haben oder zumindest erahnen konnten.
    • Kipper-Spedition schrieb:

      Dazu müsste die Dispo erstmal wissen mit welcher Sprache die den Fahrer ansprechen muss. Und richtig, zwischenmenschliche Kommunikation ist ja so was von out!
      Das ist die erste Hürde. Und die zweite: Der Fahrer muss auskunftsfähig sein, wo exakt er gerade ist.
      Disponent: "Wo bist du gerade?"
      Fahrer: "Ääääh" ... lange Pause .... "irgendwo zwischen Frankfurt und Kassel..."
      Alles nicht mehr so einfach mit der "Generation Navi"
      ;)
    • aber ja ... er hatte einen Artikel auf der Facebook-Seite der OTZ und da habe ich mal dreisterweise hierher verlinkt, damit wor das Thema nicht in tausend Foren durchkauen. Jetzt holt noch einer den Jan Bergrath her und dann sind alle auf dem neuesten Stand.
      Toleranz ist der Verdacht, das der andere Recht hat . Kurt Tucholsky

      Ein chinesisches Sprichwort sagt: Schläfst du ein mit Hintern der juckt, wachst du auf mit Finger der stinkt!
    • :) :) wenn's um Thema Amazon Logistik geht, dann wird man hier geholfen :D
      Und sollte mal ein Journalist recherchieren wollen, wie das genau mit Lidl seinen Schiffahrtsaktivitäten angefangen und sich entwickelt hat, wird er ebenfalls fündig... :whistling:

      thommygera schrieb:

      Facebook-Seite der OTZ
      Wer oder was ist OTZ ?(

      Edit: "OTZ" = Ostthüringer Zeitung?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ahnungslos 3.0 ()

    • Kipper-Spedition schrieb:

      Trotzdem gute Arbeit, jetzt haben wir es schwarz auf weiß, was wir vorher schon gewusst haben oder zumindest erahnen konnten.
      Bei einer Aussage der Fahrer in dem Artikel werde ich stutzig.
      Zitat "Manchmal hätten sie 15 Stunden am Tag fahren müssen."
      Verstößt da wirklich ein Unternehmer massiv gegen die sogenannte "Todsündenliste" gem. EU Verordnung und spielt mit seiner wirtschaftlichen Existenz?
      Oder ist es wieder mal der Klassiker dass die Begriffe durcheinander geworfen werden und die maximale "Schichtzeit" 15 Std. und die max. Lenkzeit 9 (Ausnahme 10) Stunden in einen Topf geworfen werden?
      Die 15 Stunden tauchen "gefühlt" öfters als Horrorzahl in solchen Reportagen auf.
      @Correctiv: verkürzte Ruhezeit 9 Stunden in einen 24-Stunden-Zeitraum ergibt max. "Schichtzeit" 15 Stunden mit max. 9/10 Stunden Lenkzeit

      Ich vermute da eher eine Eigendynamik, die zu solchen Schlagzeilen führt:
      Fahrer wirft mit einigen Aussagen und Zahlen um sich
      Sprachbarriere, event. Kommunikation üb. Dolmetscher
      fachfremder Journalist kann die Aussagen nicht einordnen und hinterfragen,
      (nicht schlimm, beim komplexen Thema Sozialvorschriften, Lenk- und Ruhezeiten kommen auch viele Fahrer und
      einige Disponenten ins Schleudern ;) )
      ist aber ganz froh, im Artikel eine knackige Aussage als Beleg für die Verkommenheit und Ausbeutung im System Amazon zu haben

      Verifizieren kann die Aussage niemand, es sei denn man liest die Tachodaten aus.
      Der Unternehmer, der medial gebrandmarkt wird, dass er seine Fahrer 15 Stunden fahren lässt, hat ein Problem. Irgendwas bleibt immer hängen...
      Obwohl er vielleicht nur gelegentlich die legale 15-Stunden-Schichtzeit ausreizt.
    • Kipper-Spedition schrieb:

      In den seltensten Fällen eine 15-Stunden-Schichtzeit mit dem deutschen Arbeitszeitgesetz vereinbar, geschweige legal.
      Das Arbeitszeitgesetz zusätzlich zu den EU VO hatte ich noch nicht im Blick, aber habe mal wieder reingeschaut.
      Der Rahmen im §21a für Strassentransport (Arbeitszeit 48 Std, Verlängerung auf 60 Std. möglich mit Ausgleich) plus die Sozialvorschriften VO (EG) 561/2006 auf die dort verwiesen machen m.M. in begrenztem Umfang eine 15-Std "Schichtzeit" legal möglich.
      Wer darauf seine Standard-Disposition aufbaut, wird scheitern. Das ist der Puffer den man gelegentlich angreifen muss, wenn's wieder irgendwo geklemmt hat.
    • 15-Stunden-Schichtzeit + Verlängerung auf 60 Stunden = das will in der heutigen Zeit keiner mehr! Jeder "Fabrikarbeiter" geht täglich 8 Stunden (oder man hat die 36 Stunden-Woche) auf Arbeit. Wenn in der Zeit seine Maschine 3 Stunden kaputt war, geht der trotzdem pünktlich 15.30 Uhr nach Hause. Bei uns hängt der Kraftfahrer die 3 Stunden Wartezeit an der Rampe hinten dran. Die Ü50-Generation macht das noch mit, die Jugend zeigt uns einen Vogel.
      Das "Lohnproblem" lassen wir jetzt mal außen vor.

      Unsere (auch meine!) Denkweise müssen wir komplett ändern, ansonsten stehen die Karren in absehbarer Zeit unbesetzt auf dem Hof.