Mauterhöhung 2023 / 2024: Demonstrationen und Proteste

    • Das erste Mal, dass mir Klimakleber sympathisch sind:
      Einer der Aktivisten hatte zudem ein Plakat mit einem Trecker ausgedruckt. Damit bezogen sich die Klimaaktivisten direkt auf die Bauernproteste, bei denen ebenfalls auf die Methode der Straßenblockade zurückgegriffen wird.

      Clever :thumbup:
      Jetzt noch ordentlich als Demo anmelden, dann läuft das....
    • #162 v. 08.01.

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Das ist doch alles Mist !
      Im Moment sind wir noch bei "wounded in action", ich hoffe wirklich das "killed in action" bleibt uns erspart.
      10.01.
      Mir fehlen die Worte.

      Auszug aus der HNA:
      Erstmeldung vom Mittwoch, 10. Januar, 17.14 Uhr: Flieden – Ein tragischer Verkehrsunfall hat sich am Mittwoch (10. Januar) auf der Autobahn A66 nahe Flieden ereignet, bei dem ein Mensch sein Leben verlor. Ein Lastwagen ist in das Ende eines Staus gefahren. Der Stau entstand aufgrund einer Tunnelblockade. Die Blockade wurde durch eine Bauernprotestaktion verursacht, wie die Polizei Osthessen auf Anfrage bestätigte.


      Fahrer des auffahrenden LKW's (Trailer LKW Wa... / Zugmaschine dürfte nach Optik BG/RO Sub sein): getötet
      Fahrer des mittleren LKW (MB Charterway mit WK): eingeklemmt und schwer verletzt
      ;(

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    • Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Fundstück in einem Forum, das sich mit Sicherheitspolitik beschäftigt. Dort schreiben viele aktive und ehemalige Militär, Diskussionsstil normalerweise sehr sachlich.
      Dort startet gestern etwas ausserhalb des normalen Themenspektrum ein Thread zu den Bauernprotesten mit der Feststellung:

      "Witzig das sich jeder bei den Klimaklebern aufgeregt hat und Mord und Totschlag ruft, bei den Bauerndemonstrationen das aber völlig okay ist, wenn sie Verkehrsknotenpunkte blockieren"

      8) Ist eben alles eine Frage der Perspektive bzw. der Scheuklappen, die man aufsetzt.

      Zwei Posts weiter
      "Gestern Abend im heute Journal poppte beim Interview mit dem Bauerpräsi die Frage auf, was Klimakleberproteste von Bauernprotesten unterscheide…. Und dass ca. 1/3 der GEWINNE der Bauern auf Subventionen zurückzuführen sei….. ersteres verursachte Blutdruck beim Bauernpräsi und letzteres ignorierte der feine Herr gänzlich. Mal ganz hässlich formuliert: ein Teil der Bauern führt sich auf wie Bürgergeldbezieher, die mit dem Mercedes vorfahren und noch mehr Kohle vom Staat haben wollen, weil es für den Sprit nur gerade eben reicht."

      Die Debatte wird dann etwas differenzierter geführt, aber es wird ganz klar:
      Auch im bürgerlichen Mitte-Rechts-Lager jenseits der Ampel-Wählerschaft gibt es seit Ende letzter Woche kaum Akzeptanz dafür, dass die Bauern nach der weitgehenden Rücknahme der Kürzungen in der Form weiterprotestieren. Die Bauern haben es imagemäßig schwer vermasselt.
      Die Bauern ziehen sich noch daran hoch, dass gestern bei den Fahrten durch die Innenstädte der eine oder andere Daumen hoch ging plus gelegentliches Solidaritätsgehupe.

      Sie sollten sich aber nichts vormachen: Breitere Akzeptanz haben sie nur noch im Lager der AfD-Wähler und Nichtwähler.
      Das ist zwar mittlerweile eine große Gruppe, die leider auch durch Verschulden der etablierten Parteien so groß geworden ist.
      Trotzdem ist für die Bauern nichts mehr zu gewinnen, selbst wenn wider Erwarten noch symbolische Zugeständnisse erfolgen sollten.

      Die Regierung hat das richtige Signal gegen die Nötigung gesetzt und gestern das Sparpaket auch mit dem Runterfahren der Agrardieselsubventionen auf den Weg gebracht.

      Die vernünftigen Leute in der Bauernschaft sollten zusehen, dass man mit Anstand gesichtswahrend aus der Nummer rauskommt, bevor es weiter eskaliert.
      Nochdem man gestern nochmals die Muskeln spielen hat lassen, kann man ja noch mal bei der Großdemo in Berlin am kommenden Montag ein wenig "show of force" machen.
      Die Transportunternehmer, die jetzt im Windschatten mitfahren, können auch noch ein bisschen Sichtbarkeit abbekommen:
      Motto: "Macht das nicht noch einmal mit uns" :whistling:
      Ein paar Anmerkungen aus meiner Sicht:

      Das Demonstrationsrecht ist in Deutschland ein hohes Gut, und wenn Verkehrsknotenpunkte blockiert werden sind das ausnahmslos angemeldete Demonstrationen. Ich kann mir nicht vorstellen das es sich bei den Aktionen der Klimakleber um angemeldete Demonstrationen handelt. Von daher bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

      Thema Subventionen - das sieht ein Großteil der Landwirte glaube ich wie viele Transportunternehmer auch: Wenn möglich alle Subventionen weg, und saubere und kontrollierte Märkte. Es kann nicht sein das wir hier ertragreiche Humusböden brachliegen lassen während auf der Welt noch Menschen verhungern. Es geht ebenfalls nicht das für in Deutschland hergestellte/angebaute Lebensmittel Standards vorgeschrieben werden die egal sind wenn das Zeug's aus dem Ausland kommt. Früher hat's mal sowas wie eine Ökobilanz gegeben. Das Faß wird aber fast nicht mehr aufgemacht weil der Schuss dann oft nach hinten los gehen würde. Es macht wenig Sinn in Deutschland Flächen stillzulegen und die Lebensmittel stattdessen aus dem Ausland kommen zu lassen. Das ist uns bei allen möglichen Sachen bei Corona schon böse aufgestoßen und wir hätten was draus lernen sollen. Davon abgesehen sind die 10 größten Empfänger von Agrarsubventionen keine Landwirte sondern Bundesländer, der Nabu, Energieversorger die große Flächen haben. Ein Bauer kommt in einem Markt wo Angebot und Nachfrage den Preis regeln und Gleiches mit Gleichem verglichen wird gut ohne Subventionen aus.

      Thema Unzufriedenheit und Akzeptanz für die Proteste. Ich glaube von denjenigen die in Deutschland noch die Karre durch den Dreck ziehen (sprich diejenigen die noch dafür sorgen das Geld rein kommt) ein Großteil aktuell unzufrieden ist. Überbordende Demokratie und Vorschriften, keine Planungssicherheit etc. Allein die Bauern schaffen es allerdings ihren Unmut geordnet auf die Straße zu bringen. Der Rest schläft wohl noch oder traut sich nicht.

      Thema Nötigung - ja, die Aktion mit dem Kinderbuchautor auf der Fähre war grenzwertig. Alles andere fällt für mich zum allergrößten Teil unter das Recht zu demonstrieren, bzw. wie ich es irgendwo in einer Formulierung gelesen haben: Wenn die Deutschen demonstrieren ist das wie wenn die Franzosen frühstücken.

      Thema "vernünftige Leute in der Bauernschaft" - ich kenne unter Landwirten fast keine unvernünftigen Leute. Das sind Familien die über Jahrzehnte und teilweise Jahrhunderte Flächen urbar gemacht haben, und durch einen stetigen Humusaufbau dafür sorgen das auf den Böden was wächst. Das ist kein Automatismus. Das es die kleinbäuerliche Landwirtschaft nicht mehr gibt - dazu sind die Landwirte getrieben worden. Ein guter Diskurs zum Thema der verantwortungsvollen Produktion von Lebensmitteln wird sich die Landwirtschaft nicht verweigern.

      Von daher glaube ich die Thematik wird uns noch einige Zeit beschäftigen.
    • Daeumling schrieb:

      Das Demonstrationsrecht ist in Deutschland ein hohes Gut, und wenn Verkehrsknotenpunkte blockiert werden sind das ausnahmslos angemeldete Demonstrationen. Ich kann mir nicht vorstellen das es sich bei den Aktionen der Klimakleber um angemeldete Demonstrationen handelt. Von daher bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
      Tue ich nicht ;) , siehe mein Post #167 mit dem fiktiven offenen Brief Wut-Bauern an Klimakleber. Der feine Unterschied bis jetzt ist, dass die meisten Blockaden der Bauern angemeldet waren, die der Klimakleber zu 100% nicht.
      Die Kleber müssen jetzt nur daraus lernen und ihre Strassensitzungen ordentlich anmelden. Und alle anderen Gruppen, denen irgendwas gegen den Strich geht: Einfach "genehmigt blockieren", in den meisten Bundesländern (ausser Bayern) geht das, die Bauern haben soeben für alle vorgemacht, was möglich ist.
      Wenn der Lerneffekt einreisst, dann haben wir wirklich "Party" in Deutschland. Das Szenario finde ich ziemlich gruselig.
      Der Witz ist: Die Bevölkerungsgruppen, die jetzt die Bauern-Blockaden befürworten und gleichzeitig bei den Klimaklebern einen dicken Hals kriegen, müssen dann einfach mal die Klappe halten, wenn die Klimakleber zukünftig ordentlich angemeldet auf der Strasse sitzen.

      Daeumling schrieb:

      wenn Verkehrsknotenpunkte blockiert werden sind das ausnahmslos angemeldete Demonstrationen
      Die Grauzone, wo jetzt genehmigt oder wild demonstriert und blockiert wurde, ist momentan noch ziemlich diffus. Speziell auf und an den Autobahnen war wohl das meiste, aber nicht alles genehmigt.
      Die Fährenblockade in Schlüttsiel war wilde Demo, ebenso m.W. die Blockade der Einzelhandelläger in Großbeeren am Montag.
      Großbeeren als Einzelfall ist ein gutes Beispiel, dass die Bauern nur da blockieren, wo es ihnen nicht wehtut.
      Der Spuk dort war ganz schnell wieder beendet. Wie man zwischen den Zeilen lesen kann, haben die großen Einzelhandelskonzerne auf allen Ebenen massiv in die Bauernschaft kommuniziert, dass man den Mist besser schnell lässt, bevor man die Daumenschrauben anzieht. Worauf die Blockierer vor Ort aus den höheren Ebenen der Bauernlobby die Ansage erhielten, doch jetzt bitte mal zügig die Traktoren wieder wegzufahren.

      Daeumling schrieb:

      Thema "vernünftige Leute in der Bauernschaft" - ich kenne unter Landwirten fast keine unvernünftigen Leute. Das sind Familien die über Jahrzehnte und teilweise Jahrhunderte Flächen urbar gemacht haben,
      Ich kenne auch eher die Vernünftigen, Bauernstammbaum mütterlicher- und väterlicherseits bis rückwärts zum Dreißigjährigen Krieg :whistling:
      Aber wenn man in die sozialen Medien reinschaut, gibt es auch einen Anteil anderer.
      Vernünftig oder unvernünftig, die Bauern haben, wie auch wir Sped. und Transportunternehmer und viele andere Gruppen in der Gesellschaft, ein Wahrnehmungsproblem:
      Man sieht es ausschließlich aus der Perspektive seiner Berufsgruppe und macht die zum Maß aller Dinge. Man kann überhaupt nicht verstehen, dass die anderen z.B. "die Politik" das nicht so sieht und handelt.
      Allerdings sind unsere Berufsgruppenthemen, die für uns alles dominieren, in der Gesamtschau nur ein minimaler Teil von vielen - häufig gegensätzlichen - Gruppeninteressen.
      Politik muss dann die Einzelinteressen eben irgendwie austarieren, am Ende sind die meisten unzufrieden, die einen mehr, die anderen weniger...
      Da sollte man aus seiner eigenen Schrebergartensicht mal öfters rauskommen.

      Daeumling schrieb:

      Thema Unzufriedenheit und Akzeptanz für die Proteste. Ich glaube von denjenigen die in Deutschland noch die Karre durch den Dreck ziehen (sprich diejenigen die noch dafür sorgen das Geld rein kommt) ein Großteil aktuell unzufrieden ist. Überbordende Demokratie und Vorschriften, keine Planungssicherheit etc. Allein die Bauern schaffen es allerdings ihren Unmut geordnet auf die Straße zu bringen. Der Rest schläft wohl noch oder traut sich nicht.
      Gebe ich dir recht: in Deutschland ist die letzten Jahre einiges in die falsche Richtung gelaufen. Nicht erst unter der Ampel, schon vorher in der Großen Koalition.
      Der Leistungsgedanke wurde geschwächt, Leben in den Sozialsystemen komfortabler gemacht. Mit Geld wurde vieles kaschiert. Das Geld ist alle, es sei denn man verschuldet sich massiv auf Kosten der nächsten Generationen.
      Die Party ist vorbei, alle müssen Einschnitte hinnehmen: Subventionen, Komfortzonen im Sozialsystem und vieles mehr.

      Aber Übelnehmen von der Zuschauerbank aus bringt nichts: In die Berufsverbände, Parteien, Kommunalpolitik gehen, sich dort für seine Sicht engagieren und versuchen die mehrheitsfähig zu machen. Das ist mühsam, braucht Frustrationstoleranz, aber ist möglich.

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    • max i. mumm schrieb:

      Wie man dem Medium NIUS entnehmen kann, gab es weder Randale noch einen versuchten Sturm der Fähre.
      Nicht nur NIUS, auch die Polizei Flensburg widerspricht den Behauptungen von Medien und Politik, Demonstranten hätten eine Fähre mit Wirtschaftsminister Habeck an Bord stürmen wollen.
      Die Aktion sei größtenteils friedlich verlaufen. Unter den geschätzt 300 Teilnehmern hätten sich lediglich 25 bis 30 Störer befunden.
      Als sich die Fähre zum Ablegen bereit machte, hätten einige Teilnehmer der Aktion aufgrund des Drucks der Menschenmenge die Rampe der Fähre betreten.
      Einige Teilnehmer der Versammlung seien ungewollt in Richtung der Rampe gedrängt worden. Um einen "Erstürmungsversuch" handelte es sich dabei jedoch nicht.
      Ein Bericht dazu findet man beim NDR.
      Mit freundlichen Grüßen
      Max

      Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus !

      Achtung: Interpunktion und Orthographie des Beitrages ist frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.
    • max i. mumm schrieb:

      Nicht nur NIUS, auch die Polizei Flensburg widerspricht den Behauptungen von Medien und Politik, Demonstranten hätten eine Fähre mit Wirtschaftsminister Habeck an Bord stürmen wollen.
      Die Aktion sei größtenteils friedlich verlaufen. Unter den geschätzt 300 Teilnehmern hätten sich lediglich 25 bis 30 Störer befunden.
      Als sich die Fähre zum Ablegen bereit machte, hätten einige Teilnehmer der Aktion aufgrund des Drucks der Menschenmenge die Rampe der Fähre betreten.
      Einige Teilnehmer der Versammlung seien ungewollt in Richtung der Rampe gedrängt worden. Um einen "Erstürmungsversuch" handelte es sich dabei jedoch nicht.
      Ein Bericht dazu findet man beim NDR.
      Hallo Max,
      habe den NDR Bericht schon vorgestern gesehen und dann nochmals recherchiert, ob ich meine Einschätzung anpassen muss: Nein! Mehr zum warum später

      Ich habe schon darauf gewartet, dass der NDR-Bericht hier ins Forum reingespielt wird.
      Die Pointe daran ist: Dieser NDR Bericht, also vom rechts so verhassten öffentlich-rechtlichen "gleichgeschalteten Medien-Mainstream" dürfte breit in den rechten Alternativmedien kursieren, weil er die eigene Version stützt.

      max i. mumm schrieb:

      auch die Polizei Flensburg widerspricht den Behauptungen von Medien und Politik
      Was sagt denn nun die Polizei FL?
      Die erste Pressemitteilung vom 05.01. morgens:
      POL-FL: Schlüttsiel - Demonstration von Landwirten am Fähranleger Schlüttsiel | Presseportal
      Auszug: "Die Lage vor Ort war angespannt, sodass ein Dialog zwischen Herrn Habeck und den Versammlungsleitern nicht ermöglicht werden konnte, weshalb die Fähre wieder ablegte. Aus der Versammlung heraus, versuchten 25-30 Personen, noch auf die Fähre zu gelangen, konnten aber durch die vor Ort befindlichen Beamten, teilweise unter Einsatz von Pfefferspray, zurückgehalten werden."

      Einsatz von Pfefferspray spricht nicht gerade für die Version der Demonstranten, durch Drücken wären ein paar Leute unwillkürlich auf den Aufleger gelangt.

      Die zweite PM von 12.01. auf die sich der NDR-Bericht bezieht:
      POL-FL: Schlüttsiel - Demonstration am Fähranleger - Polizei sucht Passagiere | Presseportal
      Auszug: "Unter den friedlichen Teilnehmern befanden sich ca. 25 bis 30 Personen, welche die Versammlung nutzten, um zu stören. Hierbei kam es kurzzeitig zu einer Situation, bei welcher aus der Versammlung heraus, durch diese Störer versucht wurde, Versammlungsteilnehmer in Richtung der Fähre zu drücken. Die eingesetzten Beamten konnten diesem Druck entgegenwirken, um ein sicheres Ablegen der Fähre zu gewährleisten."

      Auch das klingt nicht so wirklich entspannt.

      Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Nötigung, Landfriedensbruch:
      aus Legal Tribune Online
      Staatsanwaltschaft: Habeck-Blockade teilweise strafbar
      Auszug: "Nach Erkenntnissen der Flensburger Staatsanwaltschaft ist es bei der eskalierten Protestaktion gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Schlüttsiel zu strafbaren Handlungen gekommen. "Dass wir hier Straftatbestände haben, ist vollkommen unbestritten", sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Stephanie Gropp am Mittwoch im Innen- und Rechtsausschuss des Landtags in Kiel."

      Die Aussage des Steuermanns der Fähre im von dir verlinkten NDR Bericht (Min. 1:17 - 1:45): ca. 5-10 Leute hätten beim Anheben der Brücke die Polizeisperre durchbrochen und wären die Brücke hochgelaufen
      Das deckt sich mit meiner Analyse des Sibbershusum-Videos im 10-Sekunden-Takt im Post#154:
      ca. 10 Leute laufen sehr massiv nach vorn , Aggression ist wahrnehmbar, 10 Sekunden früher wären die auf der Fähre gewesen...

      Mal abwarten, was die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben.
      Es sollten jetzt mal alle "wieder vom Baum runter kommen".
      Egal ob strafrechtlich belangbar oder nicht: Das das Mist war, haben glaube ich mittlerweile fast alle gemerkt und ihre Lehren draus gezogen.
    • Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Tue ich nicht , siehe mein Post #167 mit dem fiktiven offenen Brief Wut-Bauern an Klimakleber. Der feine Unterschied bis jetzt ist, dass die meisten Blockaden der Bauern angemeldet waren, die der Klimakleber zu 100% nicht.
      Die Kleber müssen jetzt nur daraus lernen und ihre Strassensitzungen ordentlich anmelden. Und alle anderen Gruppen, denen irgendwas gegen den Strich geht: Einfach "genehmigt blockieren", in den meisten Bundesländern (ausser Bayern) geht das, die Bauern haben soeben für alle vorgemacht, was möglich ist.
      Wenn der Lerneffekt einreisst, dann haben wir wirklich "Party" in Deutschland. Das Szenario finde ich ziemlich gruselig.
      Der Witz ist: Die Bevölkerungsgruppen, die jetzt die Bauern-Blockaden befürworten und gleichzeitig bei den Klimaklebern einen dicken Hals kriegen, müssen dann einfach mal die Klappe halten, wenn die Klimakleber zukünftig ordentlich angemeldet auf der Strasse sitzen.
      ... oke, ich kann mich von Ansichten und Lösungsansätzen her zwar eher mit den Landwirten als mit den Klimaklebern solidarisch erklären, aber wenn die sich angemeldet festkleben und das ist durch das Demonstrationsrecht gedeckt, dann ist man als Demokrat in der Pflicht dieses demokratische Grundrecht zu ertragen.

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Die Grauzone, wo jetzt genehmigt oder wild demonstriert und blockiert wurde, ist momentan noch ziemlich diffus. Speziell auf und an den Autobahnen war wohl das meiste, aber nicht alles genehmigt.
      Die Fährenblockade in Schlüttsiel war wilde Demo, ebenso m.W. die Blockade der Einzelhandelläger in Großbeeren am Montag.
      Großbeeren als Einzelfall ist ein gutes Beispiel, dass die Bauern nur da blockieren, wo es ihnen nicht wehtut.
      Der Spuk dort war ganz schnell wieder beendet. Wie man zwischen den Zeilen lesen kann, haben die großen Einzelhandelskonzerne auf allen Ebenen massiv in die Bauernschaft kommuniziert, dass man den Mist besser schnell lässt, bevor man die Daumenschrauben anzieht. Worauf die Blockierer vor Ort aus den höheren Ebenen der Bauernlobby die Ansage erhielten, doch jetzt bitte mal zügig die Traktoren wieder wegzufahren.
      ... es ist bei Demonstrationen in dem Umfang sicherlich sehr schwer das zu hundert Prozent sauber zu halten, aber Hut ab wie das von den Landwirten zumindest versucht wird.

      Meiner Meinung nach haben sich die großen Einzelhandelskonzerne (Edeka und REWE mögen hier gelegentlich eine Ausnahme sein weil sie versuchen regionale Produkte mit einzubinden) von der vorrangig heimischen Erzeugung von Lebensmitteln eh verabschiedet. Die Schweineproduktion in D sinkt ständig weiter; das Gros des Schweinefleisches wird in Zukunft aus Schweinemasthochhäusern in China kommen. Zumindest so lange wie der Chinaonkel uns was rüber schickt. Für eine Übergangszeit werden die großen Lebensmittelkonzerne noch auf Produkte der heimischen Landwirtschaft angewiesen sein, und der heimische Landwirt wird noch eine Zeit lang auf den Absatzmarkt der großen Lebensmittelkonzerne angewiesen sein.
      Ein Kollege der einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet hat mir kürzlich gesagt: Es ist politisch nicht mehr erwünscht das wir Landwirte in Deutschland Lebensmittel produzieren. Dem müssen sich auch die Landwirte beugen. Tun sie auch in dem sie sich umorientieren. Mit Flächenphotovoltaik erwirtschaftet der Landwirt Flächenerträge die er mit landwirtschaftlichen Produkten nicht erzielen kann. Für Investitionen in Windkraft wird der Landwirt oder Flächenbesitzer aktuell "zugeschissen mit Geld", so hat es mein Kollege formuliert. Ergo denkt der Landwirt hier auch um. Wer aktuell in Photovoltaik und Windkraft investiert macht das in erster Linie nicht weil er ein ökologisch denkender Mensch ist, sondern weil er damit sehr gutes Geld verdienen kann.
      Insofern wird es in der heimischen Landwirtschaft, zumindest beobachte ich das hier so, mehr in Richtung Direkt- oder Selbstvermarktung gehen.
      Insofern ist nichts beständiger als der Wandel dem wir uns alle stellen müssen.

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Ich kenne auch eher die Vernünftigen, Bauernstammbaum mütterlicher- und väterlicherseits bis rückwärts zum Dreißigjährigen Krieg
      Aber wenn man in die sozialen Medien reinschaut, gibt es auch einen Anteil anderer.
      Vernünftig oder unvernünftig, die Bauern haben, wie auch wir Sped. und Transportunternehmer und viele andere Gruppen in der Gesellschaft, ein Wahrnehmungsproblem:
      Man sieht es ausschließlich aus der Perspektive seiner Berufsgruppe und macht die zum Maß aller Dinge. Man kann überhaupt nicht verstehen, dass die anderen z.B. "die Politik" das nicht so sieht und handelt.
      Allerdings sind unsere Berufsgruppenthemen, die für uns alles dominieren, in der Gesamtschau nur ein minimaler Teil von vielen - häufig gegensätzlichen - Gruppeninteressen.
      Politik muss dann die Einzelinteressen eben irgendwie austarieren, am Ende sind die meisten unzufrieden, die einen mehr, die anderen weniger...
      Da sollte man aus seiner eigenen Schrebergartensicht mal öfters rauskommen.
      Stimmt. Jeder tut gut daran aus möglichst vielen Perspektiven sein eigenes Tun zu bewerten.
      Für mein Unternehmen pragmatisch betrachtet hilft mir da immer noch eine der ersten BWL-Vorlesungen die ich besucht habe.
      Da fragte der Prof warum wir uns betriebswirtschaftlich engagieren, als Produzent/Unternehmer/Dienstleister in einem Markt aktiv werden. Die ersten gefühlt 20 Antworten waren "um Gewinn zu erwirtschaften", was der Prof immer mit einem Kopfschütteln quittierte. Irgendwann sagte er leise in den verdutzt still gewordenen Hörsaal "Sie wollen Bedürfnisse decken".
      Und da kommen wir zu einem spannenden Thema. Was sind Bedürfnisse? Wodurch werden sie geweckt? Wie wichtig sind sie? Sind Sie echt oder durch zum Beispiel Werbung oder Subventionen verwässert?
      Solange ich da für mein Unternehmen sagen kann: Ich decke Bedürfnisse und erlöse dafür Einnahmen die es mir erlauben meine Kosten zu decken und noch ein wenig Risikovorsorge zu betreiben, dann habe ich ein Recht am Markt zu agieren. Klappt das nicht mehr muss ich schauen ob ich mich dem Markt anpassen kann, oder mich besser aus dem Markt zurück ziehe. Eigentlich ganz einfach, wenn's nicht so kompliziert wäre.

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Gebe ich dir recht: in Deutschland ist die letzten Jahre einiges in die falsche Richtung gelaufen. Nicht erst unter der Ampel, schon vorher in der Großen Koalition.
      Der Leistungsgedanke wurde geschwächt, Leben in den Sozialsystemen komfortabler gemacht. Mit Geld wurde vieles kaschiert. Das Geld ist alle, es sei denn man verschuldet sich massiv auf Kosten der nächsten Generationen.
      Die Party ist vorbei, alle müssen Einschnitte hinnehmen: Subventionen, Komfortzonen im Sozialsystem und vieles mehr.

      Aber Übelnehmen von der Zuschauerbank aus bringt nichts: In die Berufsverbände, Parteien, Kommunalpolitik gehen, sich dort für seine Sicht engagieren und versuchen die mehrheitsfähig zu machen. Das ist mühsam, braucht Frustrationstoleranz, aber ist möglich.
      Völlig richtig. Wir haben uns zu lange in unserer Komfortzone ausgeruht. Wir haben gesehen das Dinge nicht in die richtige Richtung laufen und sie laufen lassen. Wir haben uns zu wenig demokratisch engagiert um das zu ändern sondern denen das Feld überlassen die den Mund für ihre Sache los machen. Das führt dann dazu das sich Meinungen Gehör verschaffen die vielleicht garnicht eine Mehrheitsmeinung sind. Aber es waren halt die welche am lautesten getrommelt haben. Von daher liegt es an jedem einzelnen von uns das zu ändern.
    • Daeumling schrieb:

      Meiner Meinung nach haben sich die großen Einzelhandelskonzerne (Edeka und REWE mögen hier gelegentlich eine Ausnahme sein weil sie versuchen regionale Produkte mit einzubinden) von der vorrangig heimischen Erzeugung von Lebensmitteln eh verabschiedet. Die Schweineproduktion in D sinkt ständig weiter; das Gros des Schweinefleisches wird in Zukunft aus Schweinemasthochhäusern in China kommen. Zumindest so lange wie der Chinaonkel uns was rüber schickt.
      Glaube ich nicht dass China uns zukünftig mit Fleisch versorgen wird. Momentan geht das in die andere Richtung: Fleisch, vor allem die Teile die hier keinen Markt haben, z.B. die legendären Schweinefüsse und -ohren, gehen Richtung China. Muss man sich nur mal auf der A2 anschauen, was Tönnies/Tevex an Kühlcontainern Richtung Binnen- und Seehafenterminals fährt.
      Neben Recyclingmaterial sind die Schlachtnebenprodukte eine der Massenladungen, die Richtung Fernost gehen.
      Update, gerade von Tönnies gefunden (ist nicht mehr ganz taufrisch, Julia Klöckner ist seit 2021 nicht mehr Landwirtschaftsministerin):
      dpa-Anfrage zum China-Export: Unsere Antwort - Tönnies
      Die Nachfrage nach Fleisch, speziell Schweinefleisch , geht zurück, da ist m.M. zukünftig kein Markt in der EU für "die Chinesen". Die haben genügend Binnenmarkt.
      Und clevere Hersteller verlagern von Fleischprodukten zu Fleischersatzprodukten , z.B. Rügenwalder.
      Warum man irgendwas zusammenpappen muss, was dann fast wie Fleisch aussieht und schmeckt, ist für mich ein Rätsel. Aber Markt = Bedürfnisse (siehe dein Post oben) vorhanden, so what....
      Ist aber ein anderes Thema, was zu weit von Threadthema wegführt.

      Daeumling schrieb:

      Völlig richtig. Wir haben uns zu lange in unserer Komfortzone ausgeruht. Wir haben gesehen das Dinge nicht in die richtige Richtung laufen und sie laufen lassen. Wir haben uns zu wenig demokratisch engagiert um das zu ändern sondern denen das Feld überlassen die den Mund für ihre Sache los machen. Das führt dann dazu das sich Meinungen Gehör verschaffen die vielleicht garnicht eine Mehrheitsmeinung sind. Aber es waren halt die welche am lautesten getrommelt haben. Von daher liegt es an jedem einzelnen von uns das zu ändern.
      :thumbup: Für den Absatz würde ich gerne auch 3 Likes vergeben, wenn es möglich wäre ;)

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