Lidl : Lohnt sich ........ ein eigenes Containerschiff? ^^

    • Jetzt wird es konkreter, Lidl macht wohl "Nägel mit Köpfen"
      Die DVZ berichtet aktuell online:

      Es soll mit vier Containerschiffen gestartet werden.
      3 Schiffe mit Charterverträgen (Dauer 48 Monate)
      2 x je 4.957 TEU
      1 x 3.868 TEU

      Ein Schiff mit der größten Kapazität (5.527 TEU) soll Lidl laut dem Bericht gekauft haben.

      Die aktuellen Charterverträge der Charter-Tonnage sollen im Frühsommer auslaufen. Ein Start ist somit zum Sommer hin wahrscheinlich.

      Sowohl die Vercharterer der drei Schiffe als auch der Verkäufer sind deutsche Reedereien.

      Schiffe mit Kapazitäten zwischen 3800 und 5500 TEU sind für die Fernostfahrt relativ klein. Die üblichen Kapazitäten in diesem Einsatzgebiet liegen bei 15.000 bis über 20.000 TEU.
      Wenn man diese kleinen Schiffe auf beiden Seiten zwischen nur wenigen Anlaufhäfen pendeln lässt, kann man damit eine relativ kurze Transitzeit und hohe Umlaufgeschwindigkeiten erreichen.

      Interessant wird sein, welche Häfen angelaufen werden und welche Strukturen Lidl dann landseitig aufbaut.
    • Kann natürlich auch sein das man sich einen Feeder Verkehr zwischen den großen Häfen einrichtet. Dann kann Lidl einfach jeden größeren Hafen als Zulauf aus Asien nutzen und den ganzen Krempel bequem einsammeln.
      Ob sich eine eigene Asien Linie lohnt wage ich auch mal zu bezweifeln. Sollten wir mal wieder in normale Zeiten kommen kann man ja wieder bequem den Preiskampf der der großen Reeder ausnutzen.
    • Lidl hat aktuell auf seinem eigenen Portal und auf Online-Stellenbörsen Ausschreibungen für div. Seefracht-Positionen in Hamburg

      - Leiter Seafreight Operations
      - Trade Manager Seafreight
      - Purchasing Manager (Einkauf u.a. Hafendienstleistungen)
      - Key Account Manager
      - Manager On-Carriage (Vor- und Nachläufe)
      etc.

      Die Spekulation in dem ersten Artikel in der DVZ, dass das operative Know-How auch extern bei einer Schiffahrts-Agentur eingekauft werden könne, ist somit beanwortet:
      Man baut komplett eigene Strukturen auf.
    • Das ist der Punkt, wo man mal darüber nachdenken sollte, warum so ein Lidl das macht:

      - Auswirkungen Ukraine-Krieg?
      - Auswirkungen und Erfahrungen aus der Corona-Krise?

      Für mich hat es den Eindruck, dass da ein wenig „back to the roots“ im Sinne einer Eigenbewirtschaftung im Konzern erfolgt. Sozusagen Unabhängigkeit vom JIT. Und von anderen Akteuren.

      Oder was meint ihr?
      Du musst nur lange genug am Ufer des Flusses sitzen.
      Irgendwann treibt die Leiche deines Feindes an dir vorbei.

      (Sagte einst, glaube ich, Sun Tze, um 500 v.Chr.)
    • Definitiv sehe ich das auch so. Ist allerdings ein sehr anderer Weg als Ihn viele andere gehen.
      Die Unabhängigkeit hilft dir natürlich in Zeiten wie jetzt weiter, allerdings ist die Frage wie man langfristig damit umgeht. Soll der Ableger Geld erwirtschaften indem er externe Aufträge erledigt oder reicht die schwarze Null um die Oberen ruhig zu stellen?
      Natürlich werden die mit Ihrem eigenen Krempel eine ordetliche Grundauslastung haben, aber was ist mit der Rückfahrt und reicht die eigene Auslastung um Kostendeckend zu Arbeiten?
      Das nächste ist, wo fängst du an wo hörst du auf? Ich könnte mir natürlich auch ne Raffinierie neben die Werkstatt bauen und im Westfalenstadion nach Öl bohren, oder einfach bei Aral und co den Tank voll machen. Oder kauft man wie Amazon demnächst auch noch Trailer und übernimmt die Filiallogistik auch wieder selbst?

      Der Trend zeigt aber schon das es wohl zu eigenem Equipment geht, Amazon machts ja gerade vor.
    • Momentan lässt sich unter dem Schlagwort "Sicherheit der Lieferketten" ziemlich viel rechnen.
      Die Kosten und Umsatzverluste wenn bereits inserierte Aktionsware nicht in den Filialen ist, dürften enorm sein.

      Auf dem derzeitigen Frachtniveau dürfte es vermutlich wirtschaftlich sein, mit kleineren 4000-5500 TEU Containerschiffen auf einer Rennstrecke zu operieren, auf der Schiffe mit vierfacher Kapazität üblich sind.

      Drei der vier Schiffe werden in Zeitcharter auf 2 Jahre befristet beschäftigt.
      Und was den 5.500 TEU Dampfer angeht, der wohl gekauft wird:
      Wer etwas Kleingeld auf den Konto liegen hat, kann bei Negativzinsen und einer Inflationsrate deutlich über 5% mit überschaubarem Risiko in ein Schiff investieren :D
    • Zu den 4 Schiffen der zukünftigen "Lidl-Flotte" ist aktuell bekannt (Quellen: DVZ u. Handelsblatt online):

      MV "TALASSA" 5.527 TEU gekauft von Peter Döhle Schiffahrt, Hamburg
      MV "JADRANA" 4.957 TEU 2-Jahres-Charter von Peter Döhle Schiffahrt, Hamburg
      MV "WIKING" 4.957 TEU 2-Jahres-Charter von Reederei Tamke, Jork
      MV "MERKUR OCEAN" 3.868 TEU 2-Jahres-Charter von Reederei Vinnen & Co., Bremen

      Die "Jadrana" und die "Wiking" sind baugleiche Schwesterschiffe.

      Peter Döhle Schiffahrt ist die weltweit größte Reederei von Containerschiffen. Sie betreibt über 400 Containerschiffe, die in Festcharter für die großen Linienreedereien laufen, sowie zusätzlich über 30 Bulk- und Stückgutfrachter.

      Mit Hilfe der div. "Vessel-Tracker"-Seiten und etwas zusätzlicher Recherche lässt sich die derzeitige Beschäftigung der 4 Schiffe feststellen:
      "TALASSA": Linie "intra-Asia" zwischen Pakistan, Indien, Malaysia und China
      "JADRANA": Linie zwischen Fernost und Westafrika
      "WIKING" Linie zwischen Nordwest-Europa und Westafrika
      "OCEAN MERKUR" Linie zwischen Spanien, Marokko und Westafrika
      Das sind Einsatzgebiete in denen Schiffkapazitäten von +/- 5.000 TEU üblich sind.

      Ausgehend von den derzeitigen Einsatzgebieten kann man vermuten, dass nach Auslaufen der aktuellen Charterverträge im Sommer
      zwei Schiffe mit ca. mit 8.800 TEU ab Europa für Lidl in Beschäftigung gehen und zwei Schiffe mit ca. 10.500 TEU ab Fernost.
    • Xentin schrieb:

      Für mich hat es den Eindruck, dass da ein wenig „back to the roots“ im Sinne einer Eigenbewirtschaftung im Konzern erfolgt. Sozusagen Unabhängigkeit vom JIT. Und von anderen Akteuren.
      Das war schon immer ne gute Idee und sinnvoll - nur die letzten Jahre halt nicht mehr angesagt. Es muss ja alles verschlankt und outgesourct werden. Dabei geht manches besser, wenn man selbst die Hand drauf hat.

      Eigenes Lager, eigene Werkstatt, sogar Werksverkehr kann sich rechnen wenn man es richtig macht.
    • Alternativ zu der anschaffung von Containerschiffen versuchen meine Kunden jetzt Ihre Lieferungen auf FOB zu begrenzen. Man hat keine Lust mehr auf dieses ewige Raten würfeln.
      Mal schauen wer sich am Ende durchsetzt.
      Die Option eigenes Schiff ist bei unseren Kunden auch nicht wirklich praktikabel. Bei denen ist es heute USA morgen China und nächste Woche Brasilien.
      Trotzdem würde mich interessieren, wie Lidl seine Schiffe ex Europa voll bekommt.