Kampf um den Hamburger Hafen: Beteiligung MSC an HHLA?

Am größten Terminal der HHLA, dem Containerterminal Burchardkai (CTB), kam es gestern aus Protest gegen den Einstieg von MSC zu einem "wilden Streik":
Nach HHLA-Protesten: Betrieb am Burchardkai läuft wieder | NDR.de - Nachrichten - Hamburg
Die HHLA hat darauf mit Abmahnungen reagiert.

Nach dem Ablauf der ersten Angebotsfrist am 20.11. sind ca. 84% der börsennotierten HHLA A-Aktien im Besitz von MSC und Hansestadt Hamburg.
Ca. 69% sind im Besitz der Stadt Hamburg , MSC konnte aus dem Streubesitz inzwischen 14-15% erwerben.
Es gibt eine zweite Angebotsfrist, die bis zum 04.12. läuft.

Entscheidend wird sein, ob Stadt und MSC 90% der Aktien zusammen bekommen, damit dann im sogenannten "Squeeze out" die restlichen freien Aktionäre zwangsweise abgefunden werden können.
MSC kommt bei geplantem Einstieg beim Hafenbetreiber HHLA voran | NDR.de - Nachrichten - Hamburg

Nach Ablauf der zweiten Angebotsfrist sind 92,36% der Aktien im Besitz von Stadt Hamburg und MSC.
Damit können die restlichen freien Aktionäre im "squeeze out" Verfahren abgefunden werden, der Weg zur Übernahme der 49,9% durch MSC ist frei.

Die neue Allianz GEMINI zwischen Maersk und Hapag Lloyd ab 2025 wird voraussichtlich zu Lasten des Umschlags im Hamburger Hafen gehen.

Hapag Lloyd ist am Eurogate Terminal Wilhelmshaven beteiligt, Maersk betreibt zusammen mit Eurogate in Bremerhaven das NTB Terminal.
Voraussichtlich werden sich die Fernost-Dienste von GEMINI mit den ganz große ULCV Schiffen den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven anlaufen.
Die kleineren Dienste wie z.B. Transatlantik werden voraussichtlich mit Priorität am NTB Terminal BRHV abgefertigt werden.
Hapag ist am CTA Terminal im Hamburg beteiligt, das kann wegen der Köhlbrand-Brücke nicht von den ganz großen Schiffen angelaufen werden.
Zudem kostet die Fahrt die Elbe rauf Zeit.

#8 v. 15.09.2023
Sieht jetzt eher nach Minusspiel wie nach Nullsummenspiel aus.
Welche und von woher MSC Zusatzmengen nach HH bringen will, blieb von Anfang an rätselhaft.

Konkreter werden die Planungen von Maersk/Hapag Lloyd heute in der DVZ unter der Überschrift:
Gemini-Allianz: Hapag-Lloyd wird Ladung aus Hamburg abziehen

Unter Berufung auf den HL Vorstandsvorsitzenden Rolf Habben Jansen wird berichtet:
Es wird ein Hub- und Spoke-System über sieben zentrale Transshipment-Hubs entstehen. In diese sieben Hubs werden 12 Terminals integriert sein, an denen HL oder Maersk beteiligt sind.
Das künftige Nord-Hub wird aus drei Terminals in Rotterdam, Wilhelmshaven und Bremerhaven gebildet.
Im Vergleich zu den Mengen 2022 soll der HL Umschlag in WHV + BHV um 20% steigen, für Hamburg hingegen wird lt. Habben Jansen ein Rückgang von 10% erwartet.

Die Reeder sind nicht so emotional. Die handeln rational.
Aber Hapag hatte angeboten, die Mehrheit der HHLA zu übernehmen, um sie zum Kern ihrer Terminalaktivitäten zu machen.
Wollte aber die HH Regierung nicht, ich vermute auch aus Angst vor den Arbeitnehmern und Gewerkschaften, die ihre Komfortzonen dort verteidigen.
Das da jetzt ganz unterschwellig die Botschaft "das habt ihr nun davon, viel Spass mit der MSC" mitschwingt, ist nicht völlig ausgeschlossen

DVZ Bericht:
Der MSC Deutschland-Chef hat die Pläne für den Bau der Deutschland-Zentrale in HH vorgestellt.
Es sollen zukünftig in der Hafencity 500-700 Beschäftigte arbeiten.
Derzeit sind es ca. 275 in Hamburg und ca. 275 in Bremen.
Nach Genehmigung der Transaktion durch die Kartellbehörde werden voraussichtlich die verbleibenden freien Aktionäre (aktuell noch ca. 8%) im Squeeze-Out-Verfahren herausgekauft werden, die HHLA-Aktie wird dann von der Börse genommen.


Hafen Hamburg | MSC errichtet neue Deutschlandzentrale in der Hamburger HafenCity