Kampf um den Hamburger Hafen: Beteiligung MSC an HHLA?

    • Stahltrucker schrieb:

      Scheinbar kommen mehr Frachten über türkische Häfen nach Europa. TRansportiert durch türk. und BG-Züge
      Zumindest bei Bekleidung und KFZ-Teilen scheint das so zu sein. Kartons mit dem Aufdruck MEYLE habe ich auch schon gesehen, als der Zoll LKWs öffnete
      Asien Ware via türkische Häfen nach Nordeuropa zu routen, macht keinen Sinn. Die Frachtraten ab Fernost ins Mittelmeer sind höher wie nach Nordeuropa.
      Bei einer Haus-Haus Kalkulation rechnet sich das allenfalls für Südostdeutschland (sprich Bayern...) via Triest oder Koper.
      In den letzten zwei Jahren war die Tendenz im Zuge "Near Shoring" Produktion von China in die Mittelmeerstaaten zu verlagern. Die Türkei ist schon lange ein bedeutender Produktionsstandort für Bekleidung und Automobilteile. Meyle hat eigene Produktionswerke in der Türkei.

      Von 2021 auf 2022 hat sich das deutsche Importvolumen aus der Türkei von 18,5 auf 24,5 Mrd€ erhöht. Wobei da der Inflationseffekt berücksichtigt werden muss, in Warenvolumen werden das keine +30% sein.
    • Wie sicher ist der Teilverkauf an MSC?

      MSC hat mit der Hansestadt Hamburg einen bindenden Vorvertrag zur Übernahme von ca. 19% der HHLA-Anteile im städtischen Besitz (aktuell 69,25%). Ca. 30,75% sind im Streubesitz.
      Das Angebot von MSC beträgt 16,75€ pro Aktie, der Erwerb der Minderheitsbeteiligung von 49,9% dürfte also ca. 606 Mio€ kosten.
      MSC kann die 600 Mio€ nach den gigantischen Gewinnen der letzten Jahre fast „aus der Portokasse“ bezahlen.

      Wie sieht es bei den anderen Akteuren aus?
      Hapag Lloyd: hat per Ende 2022 eine Nettoliquidität von 12,6 Milliarden € in der Bilanz.
      Kühne: Hapag Lloyd hat für 2022 an die Aktionäre 11 Milliarden € Dividende ausgeschüttet. Bei Klaus Michael Kühne mit 30% Beteiligung an HL dürften davon 3,3 Milliarden € gelandet sein.
      Eurokai hat per Ende 2022 ca. 189 Mio€ an Liquidität in der Bilanz.
      Während Hapag und Kühne wie MSC eine HHLA Beteiligung ganz locker stemmen können, bräuchte Eurokai dafür externe Finanzgeber.

      Die prädestinierten Co-Investoren für Eurokai wären somit Hapag und Kühne.
      Ein Bieterkonsortium unter der Führung von Eurokai mit seiner Kompetenz im Terminal- und Umschlagsgeschäft plus Hapag als größter Kunde der HHLA plus Kühne als weltgrößter Seefracht-Spediteur:
      Diese Konstellation wäre gegenüber Politik und (Medien-)Öffentlichkeit gut vermarktbar und könnte den MSC- Deal noch ins Wanken bringen.

      Ausschlaggebend sind die 30% der Aktien im Streubesitz. Wenn es einem Gegenbieter gelänge, mit einem gleich hohen oder höheren Angebot daraus die Sperrminorität von mindestens 25,1% zu erwerben, blieben für MSC aus dem städtischen Aktienbesitz nur max. 24,8% übrig:Uninteressant für MSC, da die unternehmerische Einflussmöglichkeit dann minimal wäre.

      Es wurde inzwischen bekannt, dass Hamburg im Vorfeld auch mit Hapag und Eurogate verhandelt hat. Der Hamburger Finanzsenator postete bei Twitter:
      "Ehe jetzt Legendenbildung zu den vorherigen Gesprächen einsetzt: Hapag Lloyd hat leider die städtische Mehrheit bei der HHLA-Group nicht akzeptiert & Eurogate nicht die volle Mitbestimmung der HHLA-Beschäftigten in der Hafenkooperation"
      Der Hapag Vorstandsvorsitzende Habben Janssen sagte daraufhin in einem Interview dem NDR, dass man zuletzt Anfang des Jahres mit der Stadt darüber gesprochen habe.

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    • Die DVZ beschäftigt sich heute in ihrem Leitartikel ausführlich mit dem HHLA MSC Deal.
      Erstmals wird eine Umschlagsschätzung für das aktuelle MSC Containeraufkommen in Hamburg genannt.
      Laut Hafeninsidern sollen es ca. 600.000 TEU p.a. sein, die am Eurogate Terminal umgeschlagen werden.
      Das Volumen würde dann voraussichtlich auf die andere Seite im Waltershofer Hafenbecken zum HHLA Terminal Burchardkai wechseln.
      Bleiben noch ca. 400.000 TEU zum Zielvolumen 1 MioTEU für 2031:
      Entweder holt man sich die von anderen Carriern aus deren Hamburg-Ladung und sonst: Freundliche Grüsse Richtung Bremerhaven, tut uns wirklich leid aber ..... :whistling:

      Die DVZ bringt einen neuen Aspekt warum die HHLA für MSC interessant ist:
      Weniger wegen des Hafenumschlags sondern wegen der HHLA Tochter Metrans, eine der größten europäischen Container-Hinterland-Logistiker, vor allem per Bahnverkehr.
      Metrans ist Marktführer für Containervor- und -läufe Richtung Osteuropa.

      Der gebotene Kaufpreis von MSC entspricht einen Multiplikator EBIT zu Unternehmenwert von 14. Das sei relativ niedrig, lt. DVZ lag der durchschnittliche bereinigte Faktor bei 200 Hafenterminaltransaktionen in der Vergangenheit bei ca. 22.
      Allerdings lag der Börsenkurs vor Bekanntwerden des MSC Angebots bei 10-11€. Mit 16,75€ bietet MSC einen satten Aufschlag auf den Wert mit dem die Börse die HHLA bepreist hat.

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    • Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Die DVZ bringt einen neuen Aspekt warum die HHLA für MSC interessant ist:
      Weniger wegen des Hafenumschlags sondern wegen der HHLA Tochter Metrans, eine der größten europäischen Container-Hinterland-Logistiker, vor allem per Bahnverkehr.
      Metrans ist Marktführer für Containervor- und -läufe Richtung Osteuropa.
      Die DVZ berichtet, dass MSC über ihre Tochtergesellschaft Medlog 50% der Güterverkehrssparte Renfe Mercancias der staatlichen spanischen Eisenbahnen übernehmen will.
      Die Vereinbarung muss noch vom spanischen Ministerrat genehmigt werden. Wettbewerber um die 50% an diesem Joint Venture waren Maersk und CMA CGM.

      Ein weiterer Baustein in der Strategie die Hinterlandverkehre auszubauen und zu kontrollieren.
    • Halbjahreszahlen 2023: Westhäfen gewinnen Marktanteile
      Nachdem der Eurokai-Konzern heute seinen Halbjahresfinanzbericht publiziert hat, liegen nun die Zahlen für die deutschen Häfen und die Westhäfen komplett vor

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Die Umschlagszahlen der deutschen Containerterminals für das 1. Quartal 2023 (Quelle: Eurokai und HHLA Quartalsberichte)
      HHLA Terminals Hamburg 1.416.000 TEU (-18,8% zu Q1 2022)
      Eurogate Terminal Hamburg 459.000 TEU (-18,9%)
      Eurogate Terminals Bremerhaven 982.000 TEU (-20,0%)
      Eurogate Terminal Wilhelmshaven 155.000 TEU (-20,4%)

      Zum Vergleich die Westhäfen Q1 2023
      Rotterdam 3.200.000 TEU (-11,6%)
      Antwerpen (mit Zeebruegge) 3.100.000 TEU (- 5,7%)
      HHLA Terminals Hamburg 2.765.000 TEU (- 12,7%)
      Eurogate Terminal Hamburg 948.000 TEU (- 11,6%)
      Eurogate Terminals Bremerhaven 1.948.000 TEU (- 15%)
      Eurogate Terminal Wilhelmshaven 293.000 TEU (- 15,9%)

      Rotterdam 6.681.000 TEU (- 8,2%)
      Antwerpen (mit Zeebruegge) 6.400.000 TEU (- 5,2%)

      Insgesamt hat sich im Vergleich zum ersten Quartal der Rückgang etwas abgeschwächt, bei deutlichen Marktanteilsgewinnen der Westhäfen, insbesondere von Antwerpen!
    • MSC: Drastischer Rückgang in Bremerhaven

      Der Halbjahresbericht des Eurokai-Konzerns schlüsselt die Umschlagszahlen für die drei Terminals in Bremerhaven auf:
      MSC Gate 465.000 TEU (- 29,4%!)
      NTB Terminal (Joint Venture Maersk) 1.155.000 TEU (- 12,1%)
      Eurogate Terminal (carrierunabhängig) 360.000 TEU (+ 1,2%)

      Da das von MSC angelaufene Eurogate Terminal in Hamburg mit -11,6% einen Rückgang im Durchschnitt der deutschen Terminals hatte, wurden keine Mengen nach HH umgeschichtet.
      MSC hat 2022 den ScanBaltic to USA Service gestartet, im Frühjahr 2023 den Swan Service ex Fernost direkt in die Ostsee.
      Vermutlich ziehen diese beiden Direktdienste potentielle Feeder-Mengen aus Bremerhaven ab.

      Für Container zu kleineren Häfen in der Ostsee wird im Online Sailing Schedule von MSC zu 100% ein Routing mit Transshipment in Antwerpen angezeigt.
      MSC bündelt offenbar momentan konsequent sein Transshipment Volumen dort im eigenen MPET Terminal.
      Der relativ geringe Rückgang in Antwerpen von -5,2% dürfte auch darauf zurückzuführen sein.

      Wenn MSC sein Bremerhavener Terminal , an dem sie mit 50% beteiligt ist, konsequent mit fast einem Drittel Umschlagsrückgang "verhungern lässt", verstärkt das die skeptische Sicht auf die Mengenperspektiven für den geografisch und nautisch noch ungünstiger gelegenen Hamburger Hafen.
    • Ein 11-minütiges Fernsehinterview des NDR (plus schriftliche Zusammenfassung) mit dem MSC CEO Soeren Toft:
      MSC-Chef Toft reagiert auf Kritik an Hamburger HHLA-Deal | NDR.de - Nachrichten - Hamburg

      Interessant die Fussnote unter dem Artikel:
      "Transparenzhinweis: Die Reederei MSC hatte bislang Interviewanfragen von verschiedenen Medien vor allem mit Verweis auf Termingründe abgelehnt. Jetzt kam es - auch unter Beteiligung der Hamburger Wirtschaftsbehörde - zum Gespräch mit dem Hamburg Journal des NDR Fernsehens und NDR 90,3."

      Die CDU Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft hat eine sehr detailierte schriftliche Anfrage zu den Einzelheiten und Hintergründen des MSC Deals gestellt:
      buergerschaft-hh.de/parldok/do…ger_hafen_ausgewaehlt.pdf
      Die Antwort des Hamburger Senats fällt in einigen Punkten wenig detailliert aus.

      Zu Investitionen und Mengenzusagen scheint es (noch) wenig konkretes zu geben, Eckpunkt scheinen lediglich die bislang schon kommunizierten mindestens 1 MioTEU Umschlag bis 2031 zu sein (Frage 13)

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    • Ein überraschende und etwas kuriose Facette beim Übernahmegeschehen um den Hamburger Hafen:
      HHLA: Speicherstadt gehört auf einmal zum Deal mit MSC | MOPO
      Die MSC erweitert ihr Angebot auf den Immobilien-Teilkonzern der HHLA. Dieser ist nicht börsennotiert und zu 100% im Besitz der Hansestadt Hamburg.
      Dort ist der Immobilienbesitz konzentriert, der nicht hafenrelevant ist, wie z.B. die Speicherstadt.

      Vorab war erklärt worden, dass die MSC sich nur an dem börsennotierten HHLA-Teilkonzern für das operative Hafen- und Logistikgeschäft beteiligen will.
      Das soll auch so bleiben. Die Erweiterung des Angebots auf den Komplettkonzern hat angeblich formelle Gründe, um eine Vorgabe der BAFIN (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) zu erfüllen.
      Im Hintergrund wurde deshalb eine weitere Vereinbarung geschlossen, die sicherstellen soll, dass die sog. S-Aktien der HHLA Immobiliensparte weiter zu 100% im Stadtbesitz bleiben.
      ?(
    • Die DVZ berichtet, dass Journalisten einer ital. Tageszeitung an Geschäftszahlen von MSC gelangten und damit zum ersten Mal Zahlen vorliegen:
      2022
      Umsatzerlöse 86,4 Mrd€
      Gewinn 36,2 Mrd€ (= Umsatzrendite über 40%?)
      Eigenkapital 91 Mrd€
      Barreserven 63 Mrd€
      mittel- und langfristige Verbindlichkeiten 26 Mrd€
      MSC bezeichnete den Bericht als Gerücht.

      Inzwischen hat MSC ein verbindliches Angebot für die HHLA Anteile vorgelegt, welches zur Prüfung bei der BAFIN liegt.
      Einzelheiten dazu sind noch nicht bekannt.
      MSC hat aus den an der Börsen gehandelten Aktien im Streubesitz schon 3,3% der HHLA Anteile erworben, berichtet der NDR:
      HHLA-Teilverkauf an MSC: Wie es jetzt weitergeht | NDR.de - Nachrichten - Hamburg

      Von Kühne und Eurokai / Eckelmann, die im September nach Bekanntwerden des MSC Einstiegs ankündigten, ein Gegenangebot zu erwägen, kam bis jetzt nichts mehr.
      Es ist davon auszugehen, dass kein zweiter Bieter ins Spiel kommt.

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    • Nach Prüfung und Freigabe durch die BAFIN hat MSC, bzw. die als Erwerber auftretende Tochtergesellschaft Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE, gestern das vollständige Übernahmeangebot veröffentlicht.
      Das Angebot (105 Seiten) , plus sonstige Informationen, wurde auf einer eigens geschalteten Homepage veröffentlicht:
      - Bekanntmachungen
      Das Angebot gilt zunächst vier Wochen, mit einer Verlängerungsmöglichkeit