INSTAFREIGHT - Puzzle & INSOLVENZ

    • Moin liebe Forengemeinde ;)
      mit Suchwortkombinationen "Instafreight Insolvenz" od. "Instafreight insolvent" spült Google diesen Thread momentan auf Platz 4 des Rankings.
      Wird sich wahrscheinlich ändern, wenn heute die großen Medien das Thema aufnehmen.

      Aber mehr und tiefere Informationen zu dem Thema gibt es momentan nirgendwo anders.

      Zum Vergleich: Der Lukmaz Agmaz Thread, der mit über 50.000 Aufrufen für unser kleines Forum richtig Reichweite hat, landet bei Suche mit "Lukmaz Agmaz" bei Google auf Rang 5.
      Der Instafreight Thread ist mit knapp über 10.000 Aufrufen jetzt im den 5-stelligen Bereich angelangt.
    • #63 v. 22.09.2023

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      DPD Deutschland wickelt über die Instafreight Plattform seine Zusatz- und Spotverkehre ab:
      InstaFreight und DPD schließen Partnerschaft für Zusatzverkehre (e-commerce-magazin.de)

      Hinter der nebulösen Formulierung "als kostenneutraler 4th Party Logistics Provider" dürfte die Konstellation stecken, dass Instafreight nicht als Spediteur zwischen Frachtführer und DPD eintritt, sondern DPD die Instafreight Transportmanagement Plattform für Vergabe und Abwicklung nutzt.
      Für DPD vermutlich nicht optimal, wenn in der heissen Phase eine Woche vor Weihnachten die Vermarktungsplattforum für Überhang- und Spotmengen insolvent geht.
      Auch wenn DPD höchstwahrscheinlich direkt als Auftraggeber der Transportunternehmer auftritt, verursacht das doch Irritationen.
    • Jetzt auch in der Verkehrsrundschau, keine wesentlich neuen Information wie in der DVZ gestern:
      Instafreight meldet Insolvenz an

      Auch hier wieder die nicht besonders glaubwürdige Darstellung, man hätte kein Liquiditätsproblem.
      Der Zusammenhang zwischen der 40 Mio Finanzierungsrunde Anfang 2022 unter Beteiligung der EIB, die man nicht habe abschliessen können und der jetzigen Insolvenz ist nebulös.
      Sind die 40 Mio nicht vollständig geflossen, weil bestimmte Kennzahlen nicht erreicht wurden oder man hat die 40 Mio vollständig verbrannt, weder bestehende noch neue Investoren wollen jetzt zusätzliches Geld versenken?

      Zitat: „Die Insolvenz eröffnet uns jetzt viele neue Möglichkeiten.“ Das Unternehmen solle ja weiterlaufen. Sicher ist, dass das Lösungstool „TMS 4PL“ weiter laufen wird, für das Instafreight einen Kontrakt unter anderem mit Paketdienstleister DPD abgeschlossen hat. Vorerst auf Eis gelegt worden sei indes der 3PL-Speditionsbereich."

      Das der "auf Eis gelegte" Speditionsbereich wiederbelebt wird, ist so wahrscheinlich wie dass wir in Deutschland dieses Jahr an Heilig Abend 35 Grad im Schatten haben werden.
      Da wird vermutlich mit dem Insolvenzverwalter schnell Realitätssinn einkehren, statt dem zur Schau gestellten Zweckoptimismus der Gründer.

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    • Der treffendste Kommentar ist bei Facebook auf dem Profil von Jan Bergrath, der zum Eurotransport-Artikel zur Instafreight-Insolvenz verlinkt hat.

      Er kommt von recht bekannten Münsterländer Spediteur Christian Messing, der mit einem großen Eigenfuhrpark stark bei Teilladungen und nicht systemkonformen XL-Stückgut ist.
      "Das ist wirklich eine tolle Nachricht!
      Die Gurkentruppe hat uns mal bei einem preissensiblen Großkunden kräftig in die Suppe gespuckt und eine für uns nicht haltbare preisliche Benchmark gesetzt.
      Wenngleich sie es auch nicht geschafft haben, den zu niedrigen Preis langfristig an die Transportunternehmen durchzutreten, ist diese Preismarke bei dem Kunden recht lange in Erinnerung geblieben. Wir durften uns in der Folge immer wieder anhören, wie viel Prozent wir zu teuer sind. Und dass, obwohl der alte Dienstleister qualifiziert nachgewiesen hat, dass er es nicht kann.
      In solchen Fällen wünsche ich mir stets eine persönliche Vollhaftung aller Akteure. Insbesondere bei Startups, die mit KI rummachen sollte das obligatorisch sein!"


      :thumbup:

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    • Ein ausführlicher Hintergrundbericht zum angeblichen Insolvenzgrund "Überschuldung" bei Instafreight.
      Wie Darlehen Startups ins Insolvenzverfahren treiben können - Business Insider
      Allerdings wieder nur die Darstellung des Instafreight Geschäftsführers Philipp Ortwein ohne Gegenrecherche.
      Zusammengefasst:
      Die EIB Mittel Anfang 2022 hatten Fremdkapitalstatus. Fremdkapital hat im Insolvenzfall Vorrang vor Eigenkapital (Binsenweisheit, 1. Semester BWL;-)
      Als man nun auf der Suche nach neuem Kapital war, hätten deshalb Investoren gezögert.
      Dazu kam nun das Auslaufen einer pandemie-bedingten Sonderregelung des Insolvenzrechts, was zur bilanziellen Überschuldung führte und die Insolvenzanmeldung erforderlich machte.
      Man wäre liquide gewesen.

      Mal zwischen den Zeilen gelesen: Da man nun auf der Suche nach frischem Investorengeld war, hatte man wohl die 40 Mio€ aus Anfang 2022 "verbrannt".
      D.h. "cash" ging zu Ende , eben doch ein Liquiditätsthema. Die Zahlungsprobleme, die wir hier im Forum im Frühjahr und Ende 2023 mitverfolgt und dokumentiert haben, sprechen dafür.

      Ich schätze, da haben wir hier in diesem Thread das vollständigere Bild wie die Medien, die sich auf die Erzählungen von Instafreight stützen.
    • Es gibt drei Insolvenzantragsgründe:

      - Bilanzielle Überschuldung
      - Zahlungsunfähigkeit (nach Feststellung 21 Tage Zeit zur Beseitigung)
      - drohende Zahlungsunfähigkeit (ist relativ. Und der Insolvenzrichter muss da auch deutlich überzeugt werden)

      Bilanzielle Überschuldung
      Ist zu beseitigen, indem eine positive Fortführungsprogrose nach IDW S 6-Standard vorgelegt wird.

      Mein Eindruck ist der, dass da tatsächlich eine positive Fortführungsprognose nicht gegeben war. Und in diesem Fall sollte der Vorstand/die Geschäftsführung aus strafrechtlichen Gesichtspunkten tunlichst den Gang nach Canossa antreten.
      Du musst nur lange genug am Ufer des Flusses sitzen.
      Irgendwann treibt die Leiche deines Feindes an dir vorbei.

      (Sagte einst, glaube ich, Sun Tze, um 500 v.Chr.)
    • Beiträge zum Thema CHARISMA findet Ihr hier und bitte auch da schreiben wenns drum geht :whistling:

      Charisma - Forum für Spediteure - Transportunternehmer - Versender und Verlader - Forum-Speditionen | Das Original der Transportbranche
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      Forumsregeln: forum-speditionen.de/forumsregeln-3898
    • Nach der Insolvenzanmeldung im Dezember wurde am 01.03. das Hauptinsolvenzverfahren eröffnet (36i IN 7705/23 AG Berlin Charlottenburg).
      Die DVZ berichtete in einer kurzen Meldung, dass zum 01.04. das operative Geschäft komplett eingestellt wurde, also auch die zunächst weitergeführte Sparte Transport Management Plattform.
      Es soll angeblich mehrere Kaufinteressenten geben, auch Sennder wird wieder genannt.

      Was soll in der Insolvenzmasse noch groß werthaltiges sein?
      - Kunden weg, der Namen ist verbrannt
      - die Transport Management Software, weil die einen ganz phänomalen Algorithmus hat ? :/ ;)
      Ich spekuliere in eine andere Richtung:
      Die 12,6% Beteiligung an der australischen Digi-Sped-Plattform "Ofload", siehe Post #22 v. 22.03.2023 "Sondereffekte und Auffälligkeiten"
      Für diese wurde im Jahresabschluss 2021 durch eine Höherbewertung sonstiger betrieblicher Ertrag generiert, vermutlich in Höhe von Richtung 5 Mio€. Vermutlich wären ohne das dadurch in der Bilanz geschaffene höhere Anlagevermögen in Verbindung mit der Aufhübschung des Eigenkapitals bei Instafreight die Lichter schon wesentlich früher ausgegangen.
      Ich bezweifele, dass die australische Beteiligung heute noch die Millionen wert ist, mit denen sie damals verbucht wurde.
      Eher dürfte die für relativ kleines Geld im Paket mit allem anderen zu haben sein.

      Ich wage mal eine Vermutung:
      Sennder kauft die Krümel von Instafreight inkl. der AUSSI Beteiligung und macht eine PR Nummer daraus dass man auf dem Weg zum Global Player nach Übersee expandiert.
      Das wäre genau deren Stil.... ^^
    • Neu

      von hier Digitale Spedition: Der große Bluff - Seite 6 - Forum für Spediteure - Transportunternehmer - Versender und Verlader - Forum-Speditionen | Das Original der Transportbranche
      rüber kopiert:

      LKW Alter schrieb:

      besagtes Zipmend möchte Spotmarkt-Geschäft von Instafreight übernehmen.
      Der Hamburger Expressdienstleister zielt auf die Kunden der insolventen Digitalspedition. Ihnen wird er über seine eigene Digitalplattform künftig Transporte zu Tagespreisen anbieten.
      Die insolvente Digitalspedition Instafreight verkauft erste Teile ihrer Unternehmenswerte: Der Hamburger Expressdienstleister Zipmend GmbH hat die Kundendatenbank für das 3PL-Spotgeschäft von ihrem ehemaligen Konkurrenten aus Berlin übernommen. Das bestätigte Instafreight-Mitgründer und -Geschäftsführer Philipp Ortwein gegenüber der DVZ. Die Veräußerung der Daten sei „Teil des Insolvenzverfahrens, durch das zunächst die Außenstände gegenüber den Gläubigern beglichen werden sollen“.

      Zipmend-Geschäftsführer Timm Trebe will den ehemaligen Instafreight-Kunden nun auf seiner eigenen Plattform Adhoc-Transporte zu Tagespreisen anbieten. „Unser Adresspool vergrößert sich durch den Zukauf um rund 20 Prozent“, berichtet er. Die Daten des Instafreight-Kundenstamms seien vor allem deshalb attraktiv, weil es sich um Unternehmen handele, die alle bereits Transporte beauftragt haben; solche qualifizierten Adressen seien ansonsten kaum zu bekommen.


      dvz.de/unternehmen/spedition/d…afreight-uebernehmen.html


      Mal aus Interesse:
      Was schätzt ihr bezahlt man dafür?
      Als ich das heute morgen bei trans.info las, habe ich mich gewundert, warum Zipmend ein halbes Jahr nach Einstellung des Chartergeschäft noch Geld für die Übernahme der Sparte bezahlt. Die Kunden sind doch schon längst irgendwo anders.
      Aber es geht um die Kundendaten, den Adresspool.

      Ob da wirklich viel potentielle Qualitätskunden für lukrative Spot-Transporte drin sind? Habe ich Zweifel.
      Eine mittlere fünfstellige Summe? Ich glaube kaum, dass die Daten werthaltig genug für einen sechsstelligen Betrag sind.
    • Neu

      Noch nach Stellung des Insolvenzantrags im Dezember '23 hat Instafreight im Februar '24 den Jahresabschluss 2022 veröffentlicht (unternehmensregister.de).
      Eines muss man denen lassen: Im Gegensatz zu Sennder waren die in Sachen Transparenz fast ein Musterknabe.

      #21 vom 22.03.2023:

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      2020 Umsatz 32,07 Mio€ Verlust -7,19 Mio€ Bankguthaben 5,50 Mio€
      2021 Umsatz 58,26 Mio€ Verlust -3,10 Mio€ Bankguthaben 3,20 Mio€
      2022 Umsatz 90,00 Mio€ Verlust - 8,00 Mio Prognosezahlen lt. Lagebericht GJ 2021
      Die Umsatzprognose für 2022 von 90 Mio€ wurde mit 64,34 Mio€ weit verfehlt.
      Dafür hat man die Verlustprognose von -8 Mio. in der Realität mit -10,98 Mio€ weit übertroffen :whistling:

      Das Rohergebnis wurde mit 4,15 Mio€ (operative Marge/Deckungsbeitrag) ausgewiesen.
      Allerdings sind laut Lagebericht darin 1,05Mio€ Sondereffekte "sonstige betriebliche Erlöse" enthalten. Ich vermute wieder irgendwas mit Aktivierung von eigen entwickelter Software o.ä.
      Der Speditionsertrag/DB1 liegt somit bei 3,1 Mio€, eine kümmerliche operative Marge von 4,8%!

      Allein die Personalkosten waren mit 9,1 Mio€ fast dreimal so hoch wie der Deckungsbeitrag aus dem operativen Geschäft!

      Um Kostendeckung zu erreichen hätte Instafreight eine Marge von 23,5% aus dem Chartergeschäft erwirtschaften müssen.

      Die 2021 um 5,1Mio€ aufgewertete Beteiligung am australischen Digi-Sped-Startup wurde 2022 teilweise veräussert:
      Anteile in Höhe von 1,73 Mio€ wurden verkauft.

      Per 30.12.22 hatte man noch 2,99 Mio€ auf dem Konto.
      Schätzungsweise waren die im Frühjahr größtenteils verbrannt, worauf es zu den hier dokumentierten ersten Zahlungsproblemen kam.
      Dann hat man sich noch bis kurz vor Weihnachten durchgehangelt, bis dann endgültig die Lichter ausgingen.