Folgen einer Wirtschaftskrise .... - oder nur falsch gewirtschaftet ?

    • Folgen einer Wirtschaftskrise .... - oder nur falsch gewirtschaftet ?

      TETTNANG Jetzt geht es nicht mehr. Über Stunden hat er konzentriert auf Richter, Staatsanwalt und Schöffen geblickt. Hat versucht Antworten zu geben und wohl auch ein bisschen gepokert. Doch gerade haben Staatsanwalt und Verteidiger ihre Plädoyers gehalten und nochmal alles zusammengefasst: Den „brutalen Schlag“; wie die Finanzkrise 2008 eine Spedition mit fast einem dutzend Lastwagen weggeputzt hat. Und wie Inhaber samt Sohn, beim Versuch etwas davon zu retten, binnen Monaten in eine Einbahnstraße gerieten, an deren Ende ein ganzer Katalog an Gesetzesbrüchen wartete. Als Richter Matthias Grewe dem Angeklagten das letzte Wort erteilt, schnappt der nur kurz nach Luft. Dann kommen die Tränen.
      Vorangegangen war ein knapp fünfstündiger Prozess am Dienstag im Amtsgericht Tettnang. Auf der Anklagebank: Der Spediteur und sein Sohn, der mit einem eigenen Unternehmen zur Wartung von Lastwagen gut im Geschäft war. Der Vater war Gründer eines Transportunternehmens, das für mehrere namhafte Industriekonzerne der Region Maschinenteile transportierte. Beim Vater lief es so gut, dass er 2005 eine Lagerhalle für die Transportlogistik seiner Kunden errichten ließ. Die sagten ihm angeblich „bis 2013 geht es nur nach oben“.

      Die Börsen sahen das anders. Die Finanz- und Wirtschaftskrise schrumpfte binnen Monaten den Transportbedarf des Hauptkunden von rund 6000 Teilen pro Tag zum Jahresbeginn 2008 auf wenige Hundert im November. „Das billige Lager auf der Straße erwischte es besonders schwer“, Richter Grewe meint damit das Transportunternehmen. „Mit einem Mal schwammen Ihnen die Felle davon“, sagte auch Oberstaatsanwalt Klemens Abele. Das Unglück hatte noch kein Ende. Glaubt man dem Unternehmer, machte sich seine Frau und Buchhalterin bald mit den besten Mitarbeitern aus dem Staub, während in der verschlossenen Schublade die Steuernachforderung des Finanzamts wartete: 400000 Euro.
      Das Unternehmen des Vaters war nicht mehr zu retten. Wahrscheinlich schmiedete der Senior mit dem Junior bald Pläne, wie wenigstens ein Stück des Lebenswerks erhalten werden könnte. Plötzlich wurden Sozialversicherungsabgaben nicht mehr gezahlt. Stattdessen wechselte der noch gut funktionierende Unternehmensteil „Logistik“ den Inhaber. Einen Monat vor dem Insolvenzantrag des Vaters im September 2009 gehörte sie – dem Sohn. Vor dem Finanzamt wird dann ein gegenseitiger Mietvertrag über 15000 Euro nicht erwähnt. Und als die Insolvenz viel zu spät angemeldet wird, „retten“ Vater oder Sohn auch noch Bürocontainer und Geräte vom Firmengelände. Vermutlich gehörten sie längst dem Käufer der Insolvenzmasse.

      Gestern stehen die beiden vor Gericht. Wo es nichts zu diskutieren gibt, räumt der Vater alles ein. Wo etwas unklar ist, nutzen er und sein Sohn die Gunst des Moments. Wo es keine Bücher und Verträge mehr gibt, ist schließlich nichts zu beweisen. „Das ist mehr als ein bisschen komisch“, sagt Richter Grewe noch. Nach stundenlanger Analyse des Ablaufs der Insolvenz weiß er aber: In diesem Prozess gibt es nur Verlierer.

      Mangels Masse werden die Gläubiger des Spediteurs und des Sohnes, der später auch Insolvenz anmeldete, nur noch Bruchteile ihres Geldes wiedersehen. Vater und Sohn werden dagegen den Rest ihres Lebens als normale Angestellte ihren Lohn verdienen. 1300 Euro netto im Monat bleiben dem bald 60-jährigen Senior. Eine Rente hat er nie aufgebaut. Die elf Monate auf Bewährung und 2400 Euro, die er an Krankenkassen zurückzahlen muss, machen das auch nicht mehr schlimmer. Glimpflich kommt nur der Sohn davon: Gegen Zahlung von 1000 Euro wird das Verfahren gegen ihn eingestellt.
    • Das ist kein Einzelfall!
      Genau nach demselben Muster lief es vor Jahren bei meinem letzten Arbeitgeber ab (als ich noch angestellt war). Chef hatte 2 Jahre zuvor neue Logistikanlage gebaut und kräftig in den Fuhrpark investiert, weil die Hauptkundschaft (Automotive-Spedis) dies so wollten. Alles wurde über Kredite und Leasing finanziert.

      Gehaltsabrechnung kam, aber kein Geld. Dann herausbekommen, daß Sozialabgaben nicht abgeführt wurden. Danach Mitarbeit per gelbem Schein eingestellt und fristlose Entlassung erhalten. Chef verklagt auf Lohnzahlung, Abführung der Sozialabgaben und Weiterbeschäftigung ersatzweise Abfindung.
      Bei Gütetermin hat er Gehaltszahlung und Abfindung zugestimmt, aber nicht bezahlt. Daraufhin habe ich einen LKW pfänden lassen - und das Geld kam dann sofort. Eine Woche später dann der Insolvenzantrag. Tochter hat die Bude übernommen (GF war sie, der Vater angestellt, aber wie eh und je derjenige der bestimmt hat) und ein ähnliches Spiel mit mehreren Mitarbeitern versucht und durchgezogen, weil die sich mangels Geld keinen Anwalt leisten konnten.
      Nach 6 Monaten hat auch die Tochter die Firma endgültig an die Wand gefahren und die Firma wurde abgewickelt.

      Habe leider keine Ahnung, ob die beiden straf- und zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen wurden.
    • TJA Hurgler , diese Nummer habe ich auch schon durch - dann war der Chef auf einmal Lagermeister , usw. - wir haben ihn damals trotzdem hinter Gitter gebracht : FA. P.....s vetreten durch den Geschäftsführer J..... R ... 9 Monate zzgl. 3 Jahre Bewährungszeit , unsere Griechen und die ehemaligen Englischen Soldaten - die nach Ihrer Armeezeit bei uns gearbeitet hatten , sind dort zusammen hingefahren - und haben Ihm dann einen Besuch abgestattet - und kamen mit einem gedeckten Scheck einer anderen Bank , als die wo das Geschäftskonto war - wieder .... , ob der wohl die Hose voll hatte .... :D :D