Das Ende der Euro-Zone?

    • @Quelle SPO

      Als erstes ergreift Zacharias Koulias das Wort, jener Abgeordnete, der kurz nach der Wahl die DISY verlassen hat, jetzt als Unabhängiger im Parlament sitzt und gleich gegen die Zwangsabgabe Stimmung macht: "Wir können doch nicht dafür stimmen, anderen ihren Besitz wegzunehmen". Koulias schreit es beinahe in den Saal - und schießt gleich gegen die Regierung in Deutschland: "Schäuble und Merkel: Ihr könnt das Geld ja euren Mitbürgern wegnehmen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen."

      "Neue Art des Kolonialismus"

      "Schäuble", "Merkel", der "Bundestag" - Deutschland wird in fast jedem Redebeitrag erwähnt. Die harte Haltung der Bundesregierung steht für alles, was Zypern derzeit abverlangt wird. "Das ist eine neue Art des Kolonialismus", schimpft selbst der Grünen-Abgeordnete Giorgios Perdikis. Er heißt den steten Zufluss ausländischen Kapitals nicht gut - aber ein abrupter Schwenk komme einem "Absprung aus 10.000 Metern ohne Fallschirm" gleich.

      Auch ein Abgeordneter der europäischen Partei Evroko klagt, dass "Herr Schäuble nur daran interessiert ist, seine eigenen Wahlen zu gewinnen". Die Demütigungen durch Deutschland und die Euro-Länder könne Zypern nicht hinnehmen: "Wenn das Europa ist, dann sind wir nicht Teil von Europa."

      Parlamentspräsident Giannakis Omirou warnt vor "Neo-Kolonialismus und Versklavung" durch die EU: "Es geht nicht um die Legalisierung einer Enteignung, die Frage ist, ob das Euro-Land Zypern als Versuchskaninchen missbraucht werden darf." Viele Redner weisen darauf hin, dass Zyperns Banken so schlecht dastehen, seit sie beim griechischen Schuldenschnitt einen großen Teil ihrer Investitionen abschreiben mussten.

      Alternative zur Zwangsabgabe? Fehlanzeige

      Wenn die Troika auf der Zwangsabgabe bestehe, so ist es zu hören, würde das europäische Prinzip von Gemeinschaft und Solidarität begraben und Zypern als Finanzzentrum zerstört. Eine wirkliche Alternative - außer dem Verkauf des Erdgases, das realistischerweise erst in Jahren ausgebeutet werden kann - zeichnet allerdings keiner der Abgeordneten.

      Wie es jetzt, nach der Abstimmung, weitergeht, ist unklar. Sicher ist nur, dass jene Investoren, die von niedrigen Steuern angelockt Milliarden auf die Insel transferiert haben, ihr Geld vorerst nicht abziehen.







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      Costas, 35 Jahre alt, Anwalt, hat fest damit gerechnet, dass das Parlament die Zwangsabgabe ablehnen wird. Er arbeitet für die ausländischen Investoren, um die es immer wieder geht - viele seiner Kunden sind Russen, "auch ein paar Oligarchen". Seit Tagen rufen seine Klienten ihn pausenlos an und fragen ihn um Rat. "Sie sind zuversichtlich, dass sie um die Abgabe herumkommen", sagt Costas. Andernfalls, auch das hätten seine Kunden gesagt, würden sie ihr Geld aus Zypern abziehen - nicht wegen der Zwangsabgabe, sondern wegen der Unsicherheit. "Es geht ums Prinzip", sagt Costas.

      Es ist genau das, wovor die Bürger in Nikosia Angst haben: Die Zwangsabgabe ist für niemanden existenzbedrohend, sie zerstört aber das Vertrauen - in die eigene Regierung und vor allem in Europa. Die Gefahr, dass große Summen aus Zypern abfließen, scheint vorerst gebannt - auch wenn unklar ist, was die kleine Inselrepublik jetzt tun wird, um die fehlenden Milliarden aufzutreiben.

      Über den "Plan B", an dem Abgeordnete, Minister und der Präsident den ganzen Tag hinter verschlossenen Türen gearbeitet haben, ist noch nichts bekannt.
    • gelöschter User 5 schrieb:

      Das hat mit den 144 Milliarden nichts zu tun.

      die deutsche bank gehört raubtierkapitalisten nicht dem deutschen Staat.


      Ich sehe keinen unterschied zwischen den Banken oder Staat. für mir sind beide gleich. beide sind Diebe in der Nacht, und klauen ihre Geld weg. mein Vertrauen in jedem Land in Europa, ist Komplett verschwunden.

      was in Zypern passiert ist, kann auch einfach bei uns passieren.


      Grüß
      Reindert Niederlande
    • Der Rolli steht inzwischen ziemlich alleine da. Brüssel und Paris distanzieren sich von der Maßnahme. Mal sehen, wann Mutti ihm ihr uneingeschränktes Vertrauen ausspricht :D .

      Zypern wird wohl doch von den Russen gerettet. Sogar die Kirche hat der zypriotischen Regierung inzwischen ihr Vermögen angeboten. So schlecht steht Zypern allerdings gar nicht da, die Verschuldung beträgt 79% vom BIP. (Deutschland 80% , Spanien 120%, Griechenland 180%)
      Erstaunlicherweise haben die Banken in Zypern erst vor kurzem einen Stresstest erfolgreich bestanden, da fragt man sich doch, wer hier am meisten lügt..

      Belgien wettert inzwischen in mehrfacher Hinsicht gegen uns, durch unser Lohndumping machen wir die Wirtschaft kaputt, da kann ich den Belgiern nur Recht geben.
    • nakedcapitalism.com/2013/03/cy…dness-something-else.html

      Hier erklärt mal jemand die Lage in Zypern.
      Kurzzusammenfassung: Zypern ist vergleichsweise wenig verschuldet und hat frisch eine Austerity-Regierung gewählt. Der Bailout der Banken ist nötig, weil Zypern bei der Griechenlandrettung mitgemacht hat, wo man ihnen zu verstehen gab, dass ihnen dann auch geholfen würde, wenn es soweit ist. Das war offensichtlich eine Lüge. Dass das jetzt so platzt ist der Versuch, den neuen Präsidenten umzurempeln, solange er noch frisch und unsicher im Amt ist.
      Man kann also sagen, dass die Zyprioten Recht haben, wenn sie der Merkel die Schuld geben. Wie viele Länder muss die noch plätten, bevor sie endlich rausfliegt?