Alltag eines Disponenten

    • Alltag eines Disponenten

      Hallo allerseits,

      fange nächsten Monat als Azubi in einer Spedition an. Werde am ersten Tag in der Dispo arbeiten. Da ich mich ein wenig vorbereiten möchte, habe ich ein paar Fragen:

      1. Wie arbeitet ein Disponent? Wie sieht sein Tagesablauf aus?
      2. Wie organisiert er ein Transport von A nach B? Habe gehört ein Disponent hat entweder sein eigenes Büchlein mit seinen Unternehmerkontakten oder er geht in irgendwelchen Frachtenbörsen rein um sich "Ladungen" zu besorgen. Ist das wirklich so "einfach"?
      3. Wie kalkuliert er seine Preise auf schnellem Wege (in der Hektik des Alltagsgeschäft)?
      4. Was kostet ein Transport-km ungefähr aufm Markt?

      Über ein paar Tipps wäre ich super dankbar! :D
    • Bin zwar auch noch relativ neu, aber ich versuche Dir mal die eine oder andere Frage zu beantworten.

      1. Hier wäre es zur Beantwortung wichtig zu wissen, ob Deine Spedition über einen eigenen Furpark verfügt oder auch nicht. Mit einem eigenen Fuhrpark hat der Disponent keinen "Tagesablauf", da der Kindergarten auch in der Nacht bespasst werden will. In meinem früheren Leben habe ich immer so gegen 8 Uhr mein arbeitsvertraglich vereinbartes Erscheinen an meinem Arbeitsplatz abgesichert. Danach ging es zum Kaffeeautomaten und dann mit einem heissen Becher Kaffee über die Halle und die Verladereste angeschaut, dann ein kurzer Schlenk zum Hallenpersonal, um den neuesten Tratsch abzuholen. Anschließend über die NV-Dispo und kurze besprechung, wo eventuell ein Träger eingreifen müßte. Dann zurück ins Büro und erstmal das Übergabebuch des Spätdisponenten studiert. Zwischen 9-11 Uhr war dann Ladungsverkauf bzw. -einkauf angesagt. Erfahrungsgemäß sind dies die 2 Stunden (neben 13:30-15:30) wo die Meisten geschäfte abgewickelt werden. Und in der der Zeit dazwischen hat man dann Termine gebucht, Frachtkarten gezogen, Probleme der Fahrer geklärt, die Palettenabteilung mit Informationen befriedigt, ist beim Chef angetanzt, Preisangebote erarbeitet und und und

      Für den Fall mit eigenen Fahrzeugen läuft das ein bißchen anders, vorausgesetzt wir reden von einem wirklich guten Disponenten. Der erste Unterschied besteht darin, das er sich den Kaffee nicht selbst holt sondern einen Azubi besser noch eine Azubine hat. Auch geht er nicht zum Chef, der Chef kommt zu ihm (Chuck Norris Prinzip). Ansonsten ist er 24 Stunden erreichbar und hat nie Feierabend, was er allerding auch an jedem 28. auf seinem üppigen Lohnzettel bestaunen kann.

      2. Ein guter Disponent braucht kein Büchlein getreu dem Motto : Elefanten und Disponenten vergessen NIE. Das mit der Frachtenbörse ist nicht ganz so einfach, da von 100 Angeboten meist nicht mehr als 2 übrig bleiben, wenn man den Schrott rausgefildert hat. Lies mal hier im Forum, dann merkst Du ganz schnell, alles mit 3 Buchstaben erstmal wegklicken. Für den Ladungsverkauf kennt man über die Jahre dann seine Pappnasen und weis, wen man anruft. Wenn die alle nicht können, ab in die Frachtenbörse.

      3. Die schüttelt man nach 1-2 Jahren aus dem Ärmel. Dazu gibt es auch keine Faustregel, da viele Faktoren in den Frachtpreis reinspielen. z.B. die Beschaffenheit des Fahrzeuges, der Termin, Ladungsträgertausch, Thema Rückladungsparadies, neutraler Versand, Verwiegungen, Zollabwicklung, Avisierung und und und

      4. Kann man so nicht beantworten, siehe Antwort 3. Der kann von 1 Euro bis 20 Euro alles kosten.

      Und nun noch 5. : Das erste, was Du lernen solltest : Stelle kurze und präzise Fragen, da Zeit Geld ist. Mit solchen pauschalen Fragen, die Du hier gestellt hast, würdest Du bei mir die ersten Wochen im Archiv Mäuse jagen. Achja ... und den Kaffee holen :D

      gruß thommy
      Toleranz ist der Verdacht, das der andere Recht hat . Kurt Tucholsky

      Ein chinesisches Sprichwort sagt: Schläfst du ein mit Hintern der juckt, wachst du auf mit Finger der stinkt!
    • hehe...thommy,

      du hast also doch noch kein Papierloses Büro... :D :D

      aber ansonsten hast du das ja schon recht gut erklärt....

      nur zu Punkt 2 vom Azubi: leicht und vorallem einfach ist in unserem job garnix....

      Ladung suchen usw....ist schon so wie thommy sagt...aber, dann hast du noch "heulsusen" als Fahrer, anstrengende Kunden (die meisstens glauben das du nur für die unterwegs bist) usw. usw usw....

      Aber ansonsten ist es ein echt geiler job.....
      Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten
      (Albert Einstein)
    • Wie der Tag eines Disponten aussieht kann ich nicht sagen, denn meiner war heute krank und da mußte ich selbst disponieren. Heute war aber ein ruhiger Freitag. Ich habe zu 80 % feste Touren und nur vier Sprinter im Überhang die ich jeden Tag von Frankfurt nach Nordeuropa zu jedem Preis oder irgendwohin zu einem guten Preis mit Hilfe der TC disponieren muß. Eigentlich macht das Spaß, aber nicht immer.

      8 Uhr Arbeitsbeginn Telefonrunde ob alles läuft
      A hat geladen und fährt Richtung Dresden - muss bis 14 Uhr da sein, B steht beim Kunden Ladereferenz stimmt nicht, C und D sind in einer Unterkunft und schlafen sich aus, aber nehmen das Telefon nicht ab - naja egal erst die Ladenummer besorgen und dann TC starten
      8.30 B hat sich geklärt (Auftraggeber sagt es gibt keine Ladenummer Kunde wartet, auf Firmengelände mehrere Kunden, Fahrer war beim falschen, woher soll er wissen ...) Fahrzeug läuft jetzt mit Ladung nach Polen, muß Montag da sein - für den Fahrer eine gemütliche Heimfahrt (ja meine Fahrer sind Polen)
      Erste Fracht von der TC 1 x Express nach Schweden mit Anleferung am Sonnabend und guter Preis - na es läuft ja, aber warum nehmen C und D ihr Handy nicht ab - Fähre TT Line geht ab Rostock 23 Uhr massig Zeit kann eigentlich nichts schief gehen. Besser buchen dann sichere ich mir den Frühlingstarif für 49 Euro.
      9.00 noch kein Kontakt B muss zurück nach Frankfurt um C und D zu wecken
      9.30 B ist fast wieder in Frankfurt als D sich meldet mit bisher unbekannter Handynummer ! Was ist passiert?
      D hat ausserhalb Frankfurt geparkt weil nur gelbe Feinstaubplakette am Sprinter und Handy im Auto vergessen und mit C in der Nacht zusammen zur Unterkunft gekommen. Sprinter von C ist neu mit grüner Plakette aber wurde offenbar geklaut und Akku vom Handy ist leer weil Ladekabel im Auto war und mit geklaut wurde. Noch 13 h bis zur Fähre, aber B kann erstmal wieder Richtung Polen weiterfahren
      10.00 Anruf bei der Polizei klärt auf, Auto nicht geklaut sondern bei Abschleppdiest Noss am Stadtrand. Hatte in der Nacht eine Baustelleneinfahrt zugeparkt und wurde am Morgen abgeschleppt, kann gegen Zahlung von 257 Euro abgeholt werden. B muß wieder zurück und C zum Abschleppdienst bringen.
      10.30 nächster guter Auftrag aus der TC nach Berlin, muß Montag erst da sein aber bitte bis um 12 laden
      10.35 Anruf von A - er war pinkeln auf einem Parktplatz irgendwo in Thüringen und jetzt startet das Auto nicht mehr. Kann B ihn anschleppen, der fährt doch hinter ihm Richtung Görlitz... ne fährt er nicht, denn er bringt ja C zum Abschleppdienst und dann D zu seinem Auto welches in Kelsterbach parkt
      10.45 C meldet sich, der Abschleppdienst akzeptiert keine Tankkarte "Chef das hättest Du doch wissen müssen" (wußte ich auch nur wußte ich nicht das er plante mit der Tankkarte Abschleppkosten zu zahlen), er will Bargeld oder EC-Karte aber soviel hat C nicht und B will ihm nichts leihen, der will endlich nach Polen hat sich am Abend schon privat verabredet und ist stinksauer, naja noch 11 Stunden bis zur Fähre in Rostock und eine Stunde Zeit für D zum Laden in Dietzenbach
      11.00 bin bei der Post und schicke Geld mit WesternUnion A will wissen was er machen muß und ob der Kunde in Dresden wartet, B setzt C am Bahnhof ab damit er dort von WesternUnion Geld bekommt und sucht D um ihn endlich zu seinem Auto zu bringen, aber D ist ja telefonisch nicht erreichbar - und A wartet drei Stunden entfernt auch auf Hilfe
      11.30 besser Dietzenbach stornieren und was anderes suchen, gute Nachricht A fährt wieder "plötzlich startete das Auto doch , Chef warum hast Du solche Schrottautos..." (Was wirklich war werde ich zum Glück nie erfahren) C ist am Bahnhof und hat Bargeld "Chef wie soll ich jetzt zu Noss kommen das sind zu Fuß bestimmt 5 km und ich habe kein Navi..." und D wurde gefunden und wird zu seinem Auto gebracht "Chef was soll ich da wenn die Ladung storniert ist...?" noch 9 Stunden bis zur Fähre in Rostock...
      Reicht das für einen gemütlichen ruhigen Freitag Vormittag in der Dispo?
    • scaniafan66 schrieb:

      stahltrucker schrieb:

      tschuldigung 8|


      aber ich sags mal so

      1. einfach mal mit Profis arbeiten ( spruch von Böttcher und Fischer aus dem Morgenprogramm von RSA (SACHSEN)

      oder

      2. mal Fahrer suchen, welche pflegeleicht und inteligent sind


      Stahli :!: :!: :!: :whistling: :whistling: :whistling: :whistling:
      Top arbeitet in und mit Polen................... :D :D :D :D


      Ist ja kein Widerspruch. Stahli hat schon recht, das gilt auch für Polen.

      Normal gibt es an der Arbeit von Polen nichts auszusetzen, es sei denn man beschäftigt Dumpfbacken UND das gilt auch in D.



      Wobei ich nicht weis wieviele Fahrer der Top hat, normal erzählt er nichts böses über seine Mannschaft.
      Wenn er einhundert Fahrer hat, dann ist das obige der normale alltägliche Wahnsinn und kann passieren wenn es nur drei Ausrutscher sind.
      Würde ich nicht überbewerten.
      .




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      Alle meine Beiträge geben meine persönliche Meinung und Erfahrung wieder. Annahme von Ratschlägen oder Nachahmungen auf eigenes Risiko.
    • Top arbeitet in der EU und gibt jedem die gleiche Chance. Vor Jahren habe ich mich mit Deutschen unter Deutschen wohler gefühlt. Ich meinte es gibt da eine kulturelle Verbundenheit, aber ich hatte immer wieder meine eigenen AHA-Effekte wenn ich am Telefon Siemensstrasse buchstabieren mußte, denn der Deutsche hatte noch nie was vom Werner von S. gehört oder wenn ich einen anderen fragte der auf der A7 fuhr ob er schon die Werra sehen kann. Irgendwann später kamen dann Wellen von Arbeitern aus Anatolien die nicht das geringste Interesse an meiner Kultur jeseits der D-Mark hatten, aber heute trotzdem inzwischen die BRD Staatsbürgerschaft erhalten haben. Dann kamen Wellen von Arbeitskräften Rußlanddeutscher die nach drei Generationen in Sibirien vom Deutschtum nur noch den Namen und das Recht auf die BRD Staatsbürgerschaft hatten. Was sich so bei mir vor der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Polen alles als "Deutscher Fahrer" gemeldet hatte nahm mir den letzten Rest Hoffnung an Überlebensfähigkeit meiner aussterbenden Ethnie jeseits der eigenen Familie. Inzwischen habe ich in Polen wieder einige gute deutsche Fahrer gefunden und zwar aus dem ehemaligen deutschen Reichsgau Oberschlesien. Die haben noch gute alte Tugenden bewahrt, sprechen meine Sprache, aber sie haben einen polnischen Ausweis und werden auch immer seltener.
    • colonia40 schrieb:

      hehe...thommy,

      du hast also doch noch kein Papierloses Büro... :D :D

      aber ansonsten hast du das ja schon recht gut erklärt....

      nur zu Punkt 2 vom Azubi: leicht und vorallem einfach ist in unserem job garnix....

      Ladung suchen usw....ist schon so wie thommy sagt...aber, dann hast du noch "heulsusen" als Fahrer, anstrengende Kunden (die meisstens glauben das du nur für die unterwegs bist) usw. usw usw....

      Aber ansonsten ist es ein echt geiler job.....

      Ja und mit Glück hast Du keinen Boss im Nacken der eigentlich nur ein A.schloch im Armanianzug ist.
      Dummheit ist auch eine natürliche Begabung.
      -Wilhelm Busch-