Irgendwie ist ja alles ganz schlecht.....

    • Irgendwie ist ja alles ganz schlecht.....

      Hallo zusammen

      wenn ich die Stimmungslagein den Branchenforen so sehe, ist ein Teil der deutschen Transportunternehmer damit beschäftigt, „übel zu nehmen“. Man fühlt sich von allen „vera…t und besch…en“ . Der Anteil der „Wutbürger“ unter den Transportunternehmern scheint überproportional hoch zu sein.

      Schuld an der misslichen Lage sind
      - „Die da oben“ im allgemeinen
      - die Regierung
      - die EU
      - Frau Merkel
      - die Billig-Dumper im allgemeinen
      - die Billig-Dumper aus dem Osten im besonderen
      - die Timocom
      ... und so weiter…

      Mal eine kleine Geschichte aus dem Spediteursleben:

      Ein großer Teil meines Geschäfts ist grenzüberschreitend. Deutsche Frachtführer haben auf den meisten Auslandsstrecken mittlerweile fast Exotenstatus und sind weg vom Markt. Auch ich setze für für die meisten der grenzüberschreitenden Transporte ausländische Frachtführer, vor allem aus dem Osten und Südosten Europas, ein. Keine super billigen aus RO und BG, sondern Etablierte aus PL, SI, HU und SK die ihren Job zuverlässig und professionell machen.

      Eine bestimmte Auslandsrelation, habe ich bis vor kurzem noch mit einem deutschen Frachtführer gemacht. Die Bilanz : nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut , Kommunikation bei Problemen und Verzögerungen war manchmal„optimierungsfähig“…

      Das Dauerthema: bei dem Geschäft gehört es zum Standard, sich von den Empfängern neben dem CMR auch die Lieferscheine quittieren zu lassen. Das bekam der selten auf die Reihe trotz ständigen Hinweisen und Nachfassen. Schuld waren natürlich immer die anderen: „Empfänger will nicht quittieren“usw.

      Kürzlich ist mir der Geduldsfaden gerissen und ich habe den nächsten Transport ohne besondere Hinweise an den Slowenen meines Vertrauens gegeben.
      Die Frachtrechnung kam und siehe da: als Anlage vollständig die sauber quittierten Lieferscheine!
      Da zahle ich dem doch gerne den gleichen Preis, muß nicht billiger sein, ich „spare“ schon dadurch dass ich weniger Ärger habe.

      Mein Eindruck:
      Ein Teil der deutschen Frachtführer, die auf Gott und die Welt böse sind, ist damit so beschäftigt, daß sie für ihr eigentliches Geschäft keine Zeit mehr haben und operativ uneffizient arbeiten.
      Ein anderer Teil macht das gleiche Geschäft wie vor fünf oder zehn Jahren und merkt , dass das, womit sich vor Jahren noch Geld verdienen ließ, heute nicht mehr funktioniert, hat aber nicht die Energie oder das Wissen um was zu ändern oder auf neudeutsch „das Geschäftsmodell zu ändern“.
      Die sind dann auch schwer böse auf „die da oben“ und alle anderen.

      Ist aber meiner Meinung nicht die Aufgabe vom Staat, kuschelige Rahmenbedingungen zu gewährleisten, damit sich mit Bonsai-Truck von A nach B fahren oder mit Komplett-Ladung Paletten 120x80 kreuz und quer durch die Republik kutschieren noch Geld verdienen lässt.

      Es gehört nun mal zur Selbständigkeit, dass man sein Geschäft alle paar Jahre ein Stück weit „neu erfindet“, damit man nicht unter die Räder kommt.

      Ok, früher war alles besser und einfacher – den Eindruck habe ich irgendwie auch . Aber vermutlich hat schon der Neandertaler am Lagerfeuer damit gehadert, dass früher das Mammut viel leichter zu erlegen war.

      Einen schönen Tag noch….
    • Ich hatte diese Woche auch mal wieder einen Polen im Einsatz. An die Statusreporte muß man sich erstmal gewöhnen :) Vergibt man an einen Deutschen und das Telefon klingelt, gibt es ein Problem. Vergibt man an einen Polen und es klingelt, bekommt man gesagt, er hätte geladen, oder aber ausgeladen, oder aber der Empfänger quittiert nicht zusätzlich nochmals mit Druckbuchstaben oder noch besser : der Empfänger hat keinen Stempel (worst case)

      Ist der Transport gelaufen, so wartet man noch eine Woche und die Rechnung kommt mit Original-Ablieferbelegen per Einschreiben.

      Die geben sich also echt Mühe, was ich bei manch deutschen Kollegen in der Tat ebenfalls vermisse. Zur Ehrenrettung muß ich aber festhalten, daß es auch deutsche Bonsais gibt, wo es einen Statusreport gibt.

      Ansonsten kann ich Dir (wie fast immer) nur zustimmen.
      Toleranz ist der Verdacht, das der andere Recht hat . Kurt Tucholsky

      Ein chinesisches Sprichwort sagt: Schläfst du ein mit Hintern der juckt, wachst du auf mit Finger der stinkt!
    • ich kenne es eigentlich auch so etwa seit vielen Jahren und handhabe es auch heute noch so, aber ich informiere meine Dispo damit der in der Lage liegt und dem Versender und oder dem Empfänger Aussagen machen kann ( Telefonieren lenkt auch bei Freisprech ab ! )

      Also Eintreffen beim Verlader, ggf Verladebeginn, Abfahrt, Eintreffen Kunde, Entladebeginn und Ende spätestens wenn ich die neue Fracht abfrage.

      nicht jedes Unternehmen fährt mit Telematik
    • stahltrucker schrieb:

      nicht jedes Unternehmen fährt mit Telematik
      Geht aber leider bei den Fahrern aus der "Generation Navi" mittlerweile nicht mehr ohne, wenn man seine (auch noch so überschaubare) Flotte halbwegs im Griff haben will....:


      Disponent: "wo bist du gerade"?
      Fahrer: "äääähh"
      langes Schweigen, man meint aber das Rattern der auf Hochtouren laufenden Gehirnzellen zu hören.
      Bevor diese überhitzen, kommt die erlösende Antwort:
      "Zwischen Frankfurt und Kassel"

      Ich liebe präzise Aussagen ;( ;( ;( ;( ;(
    • Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Kürzlich ist mir der Geduldsfaden gerissen und ich habe den nächsten Transport ohne besondere Hinweise an den Slowenen meines Vertrauens gegeben.
      Die Frachtrechnung kam und siehe da: als Anlage vollständig die sauber quittierten Lieferscheine!

      Bloß mal als kleine Provokation die Frage: Könnte das eventuell daran liegen, dass der Slowene auf Grund geringerer Lebenshaltungskosten in seinem Heimatland eine kaumännische Kraft beschäftigen kann, die ihm seinen Bürokram macht, während der deutsche Frachtführer sich das bereits nicht mehr leisten kann?

      Und wenn man das weiter denkt: wenn die deutschen Frachtführer bereits vom Markt verschwunden sind, wer kann dann garantieren, dass die deutschen TUs nicht die nächsten sind, die vom Markt verschwinden werden?

      Globalisierung und die vielbeschworene Digitalisierung werden vor der Transportbranche nicht halt machen.

      Da kann man Ahnungslos nur zustimmen:

      Ahnungslos 3.0 schrieb:

      Es gehört nun mal zur Selbständigkeit, dass man sein Geschäft alle paar Jahre ein Stück weit „neu erfindet“, damit man nicht unter die Räder kommt.
      ----------------------------------------
      www.online-fuhrparkverwaltung.de
    • Excelfan schrieb:

      Bloß mal als kleine Provokation die Frage: Könnte das eventuell daran liegen, dass der Slowene auf Grund geringerer Lebenshaltungskosten in seinem Heimatland eine kaumännische Kraft beschäftigen kann, die ihm seinen Bürokram macht, während der deutsche Frachtführer sich das bereits nicht mehr leisten kann?
      Nö, der Deutsche ist kein kleiner Bauchladen, sondern hat einige Fahrzeuge mit einer kaufmännischen Infrastruktur dahinter inkl. Abrechnungsabteilung.
      Die TU aus DE und SI sind von der Fuhrparkgröße her in der gleichen Liga...

      Der Slowene hat nur den Prozess sauber abgearbeitet:
      - Disponent hat Transportauftrag komplett gelesen und gesehen, dass zusätzlich Lieferscheine quittiert werden müssen
      - hat das an den Fahrer weitergegeben
      - Fahrer hat das verstanden und bei den Empfängern darauf geachtet, das die Lieferscheine quittiert werden (... und auch vollständig, nicht nur einen von drei....)
      - Fahrer hat die Papiere komplett im Büro abgeliefert (und nicht unterwegs ein paar LS "verloren")
      - Die Administration dort hat es geschafft, diese vollständig der Rechnung beizufügen.
      Eigentlich gar nicht so kompliziert, beim Deutschen war aber meistens eine Lücke in der Prozesskette.

      Das mit den LS steht übrigens auch als Anweisung im CMR.
      Würde mich nicht wundern, wenn der slowenische Fahrer sich das in seinem Laptop in den Google Übersetzer "deutsch - slowenisch" eingegeben hat
      Und der deutsche Fahrer? Nun, der schaut wahrscheinlich RTL2 und hat es nicht so mit dem Lesen....

      Was mich auch immer begeistert, wenn als Quittung irgendwo auf dem Frachtbrief ein Krakel ist, was man mit viel guten Willen als Empfängerunterschrift deuten kann, aber genauso die ersten Schreibübungen der Kiddie's vom Fahrer sein können.
      Bei denen aus dem Osten ist ist in aller Regel in dem dafür vorgesehenen Feld quittiert mit Datum, Unterschrift mit Vollname oder Firmenstempel (siehe der Beitrag von @thommygera)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Ahnungslos 3.0 ()

    • Ahnungslos 3.0 schrieb:

      stahltrucker schrieb:

      nicht jedes Unternehmen fährt mit Telematik
      Geht aber leider bei den Fahrern aus der "Generation Navi" mittlerweile nicht mehr ohne, wenn man seine (auch noch so überschaubare) Flotte halbwegs im Griff haben will....:

      Disponent: "wo bist du gerade"?
      Fahrer: "äääähh"
      langes Schweigen, man meint aber das Rattern der auf Hochtouren laufenden Gehirnzellen zu hören.
      Bevor diese überhitzen, kommt die erlösende Antwort:
      "Zwischen Frankfurt und Kassel"

      Ich liebe präzise Aussagen ;( ;( ;( ;( ;(
      Generation Nüvi ? Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit als junger, motivierter Disponent.. In einer Zeit vor der Osterweiterung, wo deutsche Fahrer im Einsatz waren im internationalen Verkehr. Und die Speditionen gleich direkt Kontakt mit den Rundkurs-LKW-Fahrern hatte, da der Chef meistens auch selbst gefahren ist...
      Die Fahrer haben sich auch bei uns leer gemeldet, manche mit den Worten:
      "ich bin leer in xy.."
      oder "ich bin leer beim ...Firma"
      und manche eben nur mit "Ich bin leer".
      Irgendwann habe ich mir dann mal die kleine Gemeinheit erlaubt die dritte Gruppe zu fragen "wo ?". Zur Antwort kam dann immer: "äääähh, in, naja, da in ääääh, wie heisst das denn nochmal"
      :D :D :D
      im Laufe der Woche gab es dann einen Teil der Fahrer, die auf die Frage nach "wo" auch mit dem Ort antworteten, und einen anderen Teil, der sich nie änderte""
      :D :D
      damals war ein nüvi noch nicht alltag!
    • Damals fuhren manche Fahrer nach München und suchten den Stadtteil Gladbach wenn sie eigentlich nach Mönchengladbach sollten. :whistling:
      Es hieß damals immer "guck auf die Postleitzahl nicht auf den Ortsnamen". :rolleyes:
      Kühltaxi Kühlkurierdienst, Tel./Fax: 02484/919170
      E-Mail: [EMAIL]kuehltaxi@aol.com[/EMAIL],

      Das Bild ist nicht wegen dem Motor sondern nur wegen den Ladeluftkühlern.... 8)
    • Die Art von Leermeldungen wie bei Transportikus kenn ich auch. So haben wir früher meist auch gearbeitet.

      Einer meiner Fahrer schickte immer ganz knapp ne SMS - ungefähr so: Madrid leer - noch 3h FZ. Reicht als Info eigentlich völlig aus. Mehr braucht man doch gar nicht.

      An einen kann ich mich erinnern, wenn ich den angerufen habe und gefragt wo er gerade ist, kam immer die Anwort: "öhh .. weiß ich nicht. Aber warte mal, da kommt gleich ein Schild".