Geschlafen wird am Monatsende

    • Geschlafen wird am Monatsende

      «Dank Urlaubsschein kam ich nicht selten zu 24-Stunden-Schichten»
      Von Romeo Regenass.

      Ständig unter Zeitdruck, ständig übermüdet, ständig am Limit: Ein deutscher Lastwagenfahrer über den Wahnsinn auf Europas Strassen und Speditionschefs, die ihr Personal in die Illegalität zwingen.
      «In einem Jahr hatte ich neben den drei Wochen Urlaub ganze drei Nächte im eigenen Bett geschlafen»: Jochen Dieckmann fragt sich heute, warum er den Job als Fernfahrer nicht schon früher quittierte.


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      «In einem Jahr hatte ich neben den drei Wochen Urlaub ganze drei Nächte im eigenen Bett geschlafen»: Jochen Dieckmann fragt sich heute, warum er den Job als Fernfahrer nicht schon früher quittierte.

      Jochen Dieckmann

      Fernfahrer auf Europas Strassen

      Gut 15 Jahre hat der Deutsche als Fernfahrer Lastwagen aller Art quer durch Europa und bis nach Nordafrika gefahren. Dazwischen hat er als Sprecher einer Bürgerinitiative gearbeitet, nach einer Umschulung war er für den Hessischen Rundfunk tätig. (meo)
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      Geschlafen wird am Monatsende
      Jochen Dieckmann, Westend-Verlag, Frankfurt 2011, 268 Seiten.



      Herr Dieckmann, Sie arbeiteten für eine holländische Spedition, die die Vorschriften zu Arbeits- und Ruhezeit bewusst missachtete und gar Urkunden fälschte. Wie lief das ab?
      Unter anderem mit dem Urlaubsschein. Das ist ein hochoffizielles Dokument, das überall gleich gelayoutet ist. Das kann noch auf Kyrillisch sein, und jeder Polizist erkennt sofort: Der war die letzten 28 Tage im Urlaub. Wenn das den Tatsachen entspricht, ist dagegen nichts einzuwenden. Doch da jede Spedition das Papier selber ausstellen kann, gibt es Missbrauch, und das war bei meiner Spedition die Regel. Mein Chef hatte dadurch drei Vorteile: Er konnte die zulässige Wochenarbeitszeit weit überschreiten. Gemäss Urlaubsschein hatte ich ja eine neue Woche begonnen, auch wenn das nicht der Fall war. Zudem musste er mir das Wochenende nicht geben; so kam ich sechs Wochen lang zu einer Siebentagewoche. Und das Gefährlichste: Dank Urlaubsschein konnte er mich nach einer vollen Schicht ein zweites Mal auf die Piste schicken. Nicht selten kam ich so zu 24-Stunden-Schichten – ohne dazwischen zu schlafen.

      Dass so was nicht auffliegt . . .

      Das müsste bei Betriebskontrollen auffallen. Aber ich hege den Verdacht, dass die Behörden in einigen Ländern beide Augen zudrücken, um so ihre Wirtschaft zu stärken. In Deutschland fahren deshalb kaum französische Lastwagen rum, dafür sehr viele aus Holland, Portugal, Spanien, Polen. In Frankreich werden die Betriebe strenger kontrolliert, die Fahrer sind besser organisiert. Weil die sich an die Regeln halten, sind sie international aber nicht konkurrenzfähig.

      Den Franzosen scheint Sicherheit etwas wert zu sein. Beim Brand im Gotthardtunnel starben vor zehn Jahren elf Menschen, weil ein alkoholisierter und übermüdeter Fahrer aus Belgien die Kontrolle über seinen Lastwagen verloren hatte. Sind LKW rollende Zeitbomben?

      Sehen Sie, das Mikrofon, in das ich spreche, hat ein Dutzend LKW-Fahrten hinter sich. Viele sind nur schon deswegen böse auf uns Fernfahrer, weil es uns gibt. Man will Erdbeeren zu Weihnachten, aber keine Lastwagen. Das geht nicht.

      Einverstanden. Aber es geht um Sicherheit. In Europa und auch in der Schweiz darf eine Schicht zweimal pro Woche bis zu 15 Stunden dauern, pro Woche sind 60 Stunden zulässig. Selbst diese hohe Zahl wird oft übertreten, schreiben Sie selbst.

      In den letzten Jahren hat sich viel getan. Die Zahl der weissen Schafe hat enorm zugenommen, die Zahl der schwarzen Schafe ist aber nach wie vor viel zu hoch. Die Transporte sind zu billig, und sie werden so lange billig bleiben, wie es schwarze Schafe gibt, die Dumpingpreise ermöglichen. Die Schweiz ist jedoch in der glücklichen Lage, etwas repressivere Gesetze zu haben; Österreich etwa hat viel schlechtere Karten.

      Was tun gegen zu billige Lastwagen?
      Die Politik drückt sich davor, Farbe zu bekennen. Man will einerseits die Verkehrssicherheit erhöhen, andererseits die Wirtschaft nicht beschränken. Raten Sie, welches Interesse überwiegt! Die Schweiz kannte die 28-Tonnen-Limite; heute gibt es die nicht mehr. Immerhin gilt das Nachtfahrverbot noch. Aber ich fürchte, auch das wird bald gelockert.

      Zurück zu den Gesetzen: Wieso halten sich viele nicht dran?

      Die Trickserei fängt im Kleinen an: Lädt ein Fahrer zwei Stunden lang in der Fabrik, stellen fast alle den Fahrtenschreiber auf Pause und nicht auf Arbeitszeit. Die Kontrolldichte müsste erhöht und ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie hoch der Preis des Schlendrians ist. Solange man sich zum Transport von Waren nicht grundlegende Fragen stellt, bleibt das Flickschusterei.

      Wieso arbeiteten Sie als Deutscher für eine holländische Spedition?
      Weil die besser zahlen. Der niederländischen Wirtschaft ging es relativ gut, und die Gesetze sind arbeitnehmerfreundlicher. Doch das löst sich langsam auf. Auch Holländer expandieren jetzt nach Osteuropa, wo alles billiger ist.

      Die Löhne sind aber nirgends toll.
      Sie sinken und sinken und sinken. Das hat mit dem zu tun, was uns als Globalisierung verkauft wird. Ostdeutsche arbeiten für weniger Geld als Westdeutsche. Jenen wiederum wird mit noch günstigeren Polen gedroht, diesen mit Weissrussen. In Westdeutschland sind Einstiegslöhne von 1600 bis 1800 Euro gang und gäbe, in Ostdeutschland 1200 Euro, man hört schon von dreistelligen Gehältern. In Osteuropa sind es 600 bis 800 Euro, in Moldau 400 Euro. Übrigens kriegen die Moldauer, die nicht in der EU sind, in Rumänien ein Europa-Visum und fahren für rumänische Spediteure auch innerdeutsche Strecken zu Dumpingpreisen.

      Gewerkschaften, die sich dagegen wehren könnten, gibt es nicht.
      Nein, das liegt auch daran, dass sich die Fahrer ja nie treffen. Vor Ort ist man untereinander sehr solidarisch, aber die Trucker sind nicht gut organisiert. Vielen fehlt auch das nötige Bewusstsein.

      Immer mehr versuchen es dafür als Selbstständige . . .
      In diese Richtung geht der Trend seit bald zwanzig Jahren, europaweit hat es immer mehr Subunternehmer. Sie tragen Risiko und Kapitalkosten, und die grosse Spedition wäscht ihre Hände in Unschuld. Dafür gibt sie Vorgaben, die legal gar nicht zu schaffen sind. Ein Transportauftrag geht oft durch fünf oder mehr Hände.

      Beides erhöht den Preisdruck.

      Natürlich. Ich habe in fast jeder Firma vom Chef das Angebot bekommen, meinen LKW zu kaufen. Er helfe mir auch bei der Finanzierung. Ich wär schön blöd gewesen, hätte ich das gemacht. Wer das versucht, muss jeden Auftrag annehmen, um zu überleben. Viele sind völlig überschuldet und nie zu Hause.

      Sie schlafen auch selten zu Hause.

      Stimmt. In einem Jahr hatte ich neben den drei Wochen Urlaub ganze drei Nächte im eigenen Bett geschlafen.

      Wahnsinn. Und für ihre Chefs waren Sie erst noch 24 Stunden am Tag erreichbar, selbst im Schlaf.

      Sonst drohten 250 Euro Lohnabzug, im Wiederholungsfall gar die Kündigung. Der ganze Druck wirkt sich auf Dauer wie eine Art Gehirnwäsche aus. Anders zu handeln, konnte ich mir damals aber gar nicht vorstellen.

      Die Disponenten planen in ihren Zeitplänen weder Staus noch andere Eventualitäten ein. Weshalb sind die so realitätsfremd?
      Ich weiss es nicht. Ich habe mich immer gefragt, ob die noch einen zweiten, realistischeren Plan haben. Ich fahre ja nicht aus dem Fabriktor raus und drehe gleich auf Tempo 80 rauf und fahre so 640 Kilometer bis zum nächsten Fabriktor, wo ich abbremse. Vielleicht ist das eine Masche. Der Fahrer soll ein schlechtes Gewissen kriegen, wenn Stau ist.

      Sie schreiben, als Trucker denke man besser nicht über die Sinnfrage nach. Trotzdem: Was für sinnlose Transporte sind Sie gefahren?
      Als erste Auslandstour fuhr ich 24 Tonnen Altpapier von Hamburg nach Bordeaux – nur weil Altpapier dort ein paar Cents mehr wert war. Sinnlos sind Leerfahrten, oft als Folge der Just-in-time-Produktion der Industrie. Mein absoluter Hit ist Rouen–Istanbul, 2900 Kilometer, leer. Oder ich fuhr deutsches Joghurt zum Abfüllen nach Verona und wieder zurück. Kaffee zum Rösten von Bremen nach Montpellier und zurück. Sinnlos.

      Wie haben Sie die Gelassenheit entwickelt, mit der Bürokratie umzugehen? Ein Grenzübertritt zwischen Polen und der Ukraine kann ja 10 Stunden dauern.
      Es geht nicht anders, sonst bekommen Sie auf Dauer ein Magengeschwür. Ich entwickelte eine Haltung: Ich bin jetzt im Zustand des Wartens. Oder: Ich bin jetzt im Zustand des Fahrens. Leute, die mal mitfuhren, waren im Kopf oft schon dort, wo wir hinwollten. Ich sagte immer: Lehn dich zurück, wir fahren jetzt. Später ist später.

      Sie sind ein Mensch mit Kopf und Herz. Sehen Sie sich als Exoten?

      Ich hatte an meiner Windschutzscheibe ein Schild mit der Aufschrift: «Ich denke, also bin ich – hier falsch.» Das hatte ich mir gekauft, als mein Chef über einen Kollegen gesagt hatte: «Er sagt, er denke. Es gibt nichts Schlimmeres, als Fahrer, die denken.» Ich empfinde es als Privileg, dass ich im Buch erzählen kann, wie Alltag, Druck, Sorgen und Freuden vieler Fernfahrer aussehen.

      Weshalb sind Sie schliesslich aus dem Beruf ausgestiegen?
      Der Auslöser war, dass ich 36 Stunden am Stück arbeiten sollte, ohne Schlaf. Da sagte ich mir: «Jetzt reichts. Ich geh zum Arzt und lass mich krankschreiben. Das kann ich nicht mehr verantworten.» Als Fernfahrer habe ich zwei Götter: den Chef und den Gesetzgeber. Wenn jeder was anderes von mir will, ist klar, wem ich folgen muss. Heute frage ich mich, warum ich diese Kurve nicht schon früher gekriegt habe
      tagesanzeiger.ch/wirtschaft/ko…Schichten-/story/30985029
    • Dann will ich mich hier auch mal selbst zu Wort melden, ich bin der Autor. Ich freue mich über Rückmeldungen und Kritik und will dann auch gerne dazu Stellung nehmen. Ein Gedanke kommt für mich in dem Interview zu wenig rüber (und wenn ich ehrlich bin, auch in dem Buch, aber zu dem Zeitpunkt, als ich es schrieb, wusste ich das nicht einmal): Es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Die Zahl der weißen Schafe hat deutlich zugenommen. Aber die Zahl der schwarzen Schafe ist nach wie vor viel zu hoch und denen gehört das Handwerk gelegt.
      Lob bekommt man geschenkt. Neid muss man sich erarbeiten.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von beeblebrox ()

    • Hallo beeblebox, willkommen im Forum

      Ist ja erfreudlich Deine Absicht Dich den Unternehmern zum Meinungsaustausch zu stellen. Fangen wir mal mit dem Ende an: (Zitat) "Weshalb sind Sie schliesslich aus dem Beruf ausgestiegen?
      Der Auslöser war, dass ich 36 Stunden am Stück arbeiten sollte, ohne Schlaf. Da sagte ich mir: «Jetzt reichts. Ich geh zum Arzt und lass mich krankschreiben. Das kann ich nicht mehr verantworten.» Als Fernfahrer habe ich zwei Götter: den Chef und den Gesetzgeber. Wenn jeder was anderes von mir will, ist klar, wem ich folgen muss. Heute frage ich mich, warum ich diese Kurve nicht schon früher gekriegt habe "

      Als Arbeitgeber frage ich mich da, warum zum Arzt und nicht zu einer anderen Firma. Für mich und für den Gesetzgeber auch ist der Fahrer für die Einhaltung der Lenk und Ruhezeiten verantwortlich und kein Chef kann seinem Personal anordnen so offensichtlich gegen Gesetze zu verstoßen. Wenn der Chef sagt es ist eilig, ignorieren die Ampeln, hättest Du das auch gemacht?
      Das Argument mit der Angst mit dem Arbeitsplatz zieht auch nicht. Ich hatte letzten Monat einen Bewerber dem man sofort ansah, daß er zu nichts zu gebrauchen war. Er hatte Arbeitszeugnisse dabei von ca 15 Arbeitgebern (und das nur von den letzten vier Jahren!!!) und dachte wohl es spricht für ihn wenn er in vier Jahren 15 x die Firma wechselt. Auf der anderen Seite zeigt es aber auch wie leicht es ist einen Job zu bekommen als Fahrer, denn 15 Firmen waren so leichtsinnig einem eindeutig völlig unfähigem Bewerber eine Chance zu geben.
      Auch verstehe ich nicht wie das mit den Urlaubsscheinen gehen soll. Der hilft doch nur bei einer Kontrolle auf der Strasse, aber bei jedem von uns Unternehmern rückt mal mehr und mal weniger oft das Gewerbeaufsichtsamt an und will dann lückenlos jede Scheibe sehen. Die erkennen jeden falschen Schein dazwischen sofort und jede fehlende Scheibe kostet soviel Strafe wie eine "kaputte"
    • Tach Top,
      es ist nicht einfach, mit Leuten über ein Buch zu diskutieren, welches diese nicht gelesen haben. Aber das kenne ich schon von vielen Fahrer-Kollegen, wieso sollte es in Spediteurskreisen anders sein. :)
      Ich versuch's mal. Ich hatte die letzten Jahre bei einer großen niederländischen Spedition gearbeitet. Und dort war das mit den Urlaubsscheinen gängie Praxis. So gut wie jeder der etwa 75 Fahrer dort bekam praktisch für jede Tour einen neuen mit. Ich habe mich ja auch immer gefragt, wieso das nicht auffliegt, die machen das seit Jahren so, und eine große Betriebskontrolle hatten sie zu meiner Zeit auch dort. Sie hatten sich extra zum letztmöglichen Zeitpunkt noch Dutzende von neuen LKW mit analogem Fahrtenschreiber zugelegt, es kann noch Jahre dauern, bis sich das "rauswächst".
      Ich habe den Verdacht, dass die niederländischen Behörden bei den Betriebskontrollen über diesen Punkt einfach hinwegsehen, möglicherweise, weil sie auf diese Art die niederländsiche Transportwirtschaft im europäischen Wettbewerb stärken wollen. Man sieht auf deutschen Autobahnen total wenig französische LKW. Ich glaube, das liegt unter anderem daran, dass die wegen der dortigen Betriebskontrollen absolut legal bleiben müssen und daher mit Niederländern, Polen, Spaniern usw. nicht konkurrieren können.
      Ich kenne mich in NL wenig aus. Daher habe ich nach Beendigung meiner Arbeit bei der niederländischen Gewerkschaft fnv-bondgenoten nachgefragt, wie so was denn möglich ist. Die haben meine Urlaubsscheine dann auch in anonymisierter Form ans Transportministerium geschickt. Die Antwort: Ja, wenn ich meinen Namen und den Namen meiner Firma nennen würde, dann könnten sie ja vielleicht was dagegen unternehmen. Aber niemand konnte mir garantieren, dass die dann nicht auch an mir ein Exempel statuieren wollten, daher riet mir mein niederländischer Anwalt davon ab.
      Der Gang zum Arzt war für mich reine Notwehr und einfach nur ein erster wichtiger Schritt. Und diese Arbeitsbedingungen haben mich auch wirklich krank gemacht. 7-Tage-Woche über viele Wochen ist total belastend für die Gesundheit. (Zu einer anderen Firma bin ich danach natürlich auch gegangen.)
      Selbst in Deutschland ist das mit dem Arbeitsrecht und Rechtssicherheit in diesem Bereich eine schwierige Sache angesichts jahrelanger Wartezeiten bei den Arbeitsgerichten. Und in NL kam für mich noch dazu, dass ich da ein "Auswärtsspiel" habe. Mein Rechtsstreit gegen die Ex-Arbeitgeber läuft nun bereits im zweiten Jahr und ein Ende ist nicht in Sicht.
      Warum ich mich auch "den Unternehmern zum Meinungsaustausch stellen" will? Ich denke, die Zahl der schwarzen Schafe in der Transportbranche ist nach wie vor zu hoch und denen gehört das Handwerk gelegt. Ich finde, Transportpreise sind viel zu niedrig, und das ist nur möglich, weil die schwarzen Schafe ihre Arbeit zu Dumping-Konditionen anbieten. Da sitzen Fahrer und Unternehmer doch im selben Boot.
      Lob bekommt man geschenkt. Neid muss man sich erarbeiten.
    • Bei einem analogen Fahrtenschreiber ist die Kontrolle aufwendiger, aber eine 36 h Schicht kann man auch da nicht verstecken. Der Vorteil beim analogen Schreiber in Verbindung mit dem Urlaubsschein ist die Rechtssicherheit die sich Fahrer und Firma bei Auslandstouren verschaffen. Bei den meisten Staaten in Europa gibt es keinen Strafenkatalog wie in Deutschland sondern nur einen allgemeinen Rahmen in dem der kontrollierende Polizist nach eigenem Ermessen die Höhe der Strafe bestimmt. So kann es passieren das der deutsche Fahrer in Frankreich für schlecht geputzt Gläser der Schutzmaske seiner Gefahrgutausrüstung 3000 Euro zahlen muß oder in Polen für 10 Min zuviel Lenkzeit auf einer 20 Tage alten Scheibe 2000 Euro berappen soll wobei der polnische Kollege grad noch für eine Stunde Überschreitung auf der heutigen Scheibe mit einer Verwarnung davonkam. Überall ausserhalb von Deutschland werden auch Strafen verhängt für Delikte die in anderen Staaten erfolgten und sich bei einer Kontrolle aller Scheiben entdecken lassen. Wenn Du also gegen die Sozialvorschriften verstoßen hast solltest Du solange nicht mehr fahren wie Du diese Scheiben zeigen mußt oder halt einen Urlaubsschein verwenden. Wenn Du nicht am Standort bist mußt Du unbedingt selbst genau auf die Einhaltung achten, denn woher willst Du bei einer 10 Tagetour nach Sevilla einen U-Schein mit orginaler Unterschrift bekommen? Sicher hat auch die Firma kein Interesse dran, daß Du Strafe zahlst, denn immer gilt die Halterhaftung. Zwar bist Du allein für die Einhaltung der Sozialvorschriften unterwegs verantwortlich, aber rate mal was passiert, wenn Du keine 3000 Euro Kleingeld dem Polizisten in die Hand legen kannst.

      Arbeitsgericht? Kenne ich noch aus der Zeit wo ich auch neue Leute eingestellt habe die mir das Arbeitsamt geschickt hat. Wenn ich mich richtig erinnere hatten die immer einen kostenlosen Anwalt, der Richter war von Amtswegen schon auf der Seite des Arbeitnehmers und wenn es um Geld ging und darum ging es immer war meist schon das Arbeitsamt in Vorkasse getreten.

      Schlechte Frachtpreise! Der Frachtpreis ist das Ergebnis von Angebot und Nachfrage. So ist es in der Marktwirtschaft und so ist es gut. Jeder staatliche Eingriff ist ein Schritt in Richtung Planwirtschaft und wir wissen heute genau was dabei herauskommt. Wir ärgern uns doch auch nicht über die günstigen Preise bei ALDI oder? Wer kann hört auf Granni und deckt sich mit Gemüse ein und wer was günstig transportieren lassen muß, der schickt es im Sommer von Meck-Pomm ins Ruhrgebiet da bekommt er den niedrigsten Transportpreis.
    • über die günstigen Preise bei ALDI


      Hmm da die preise dort angezogen haben sollte die frachtraten folgen ???? :D :D :D :D :D :D

      Pfund kaffee bei lidl auch nicht mehr unter 4,60 € zu haben!! :P :P :P :P :P :P



      @buchschreiber

      das in Holland teilweise so gefahren wird ist bekannt selbst bei den geschwindigkeiten in D mit 95 -100 in NL wieder punkt 80 wiso wohl ??? Hab auch auf der fähre immer die selben gesichter aus NL gesehen und komischerweise immer in einer kurzen Zeit wo man sich fragt wie machen die das ??? X( X( X( X( X(


      Gruß
      daffan
      Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.
    • "Bei einem analogen Fahrtenschreiber ist die Kontrolle aufwendiger, aber eine 36 h Schicht kann man auch da nicht verstecken."

      Stimmt. Nach 12 Stunden Schicht gab es den Urlaubsschein, so konnten 24-Stunden-Schichten unerkannt durchgehen. Als ich danach dann noch weitere 12 Stunden dranhängen sollte, habe ich halt nicht mehr mitgemacht. Denn in dieser Firma wurden zwar oft versprochen, dass Geldstrafen übernommen würden, im Endeffekt ist es aber nie passiert. Anderes Beispiel dafür: Mein Lieblingskolle bekam auf dem Rückweg von der Türkei in Rumänien den Anruf, er solle noch 20 Kartons zuladen. Seine Frage, wie er das denn mit der Plombe machen solle, wurde beantwortet mit: Ach, da sagst Du einfach, das sei nachts auf dem Parkplatz passiert, Du wüsstest von nichts. An der Grenze musste er dafür dann 250 Ocken zahlen, bekam diese nicht erstattet und hat daraufhin gekündigt. Sein Pech, dass das genau zu Beginn der großen Krise war und er dann ein Jahr arbeitslos in Hamburg saß.

      "Auslandstouren..."
      Hatten wir in dieser Firma susschließlich.

      Ja, die unterschiedliche Höhe der Strafen ist ein echtes Dilemma, insbesondere in den Ländern, wo Phantasiepreise genommen werden, wie z.B. Ungarn. Oder Spanien, wo ich nur Kontrollen von ausländischen LKW mitbekam, aller Spanier sind an der Kontrolle vorbeigebrezelt.


      "Überall ausserhalb von Deutschland werden auch Strafen verhängt für Delikte die in anderen Staaten erfolgten und sich bei einer Kontrolle aller Scheiben entdecken lassen."
      Huch? Ist das in Deutschland nicht so? Da werden doch auch die Scheiben der letzten 28 Tage kontrolliert, selbst wenn ich in diesen 28 Tagen gar nicht in Deutschland war sondern in anderen EU-Ländern. Oder hab ich da was verpasst?

      "Wenn Du nicht am Standort bist mußt Du unbedingt selbst genau auf die Einhaltung achten, denn woher willst Du bei einer 10 Tagetour nach Sevilla einen U-Schein mit orginaler Unterschrift bekommen? "
      Stimmt, daher waren die Touren auch am krassesten, je näher ich (noch) an den Niederlanden war. Aber der Urlaubsschein wirkt ja noch länger nach. Selbst wenn ich 10 Tage "draußen" bin. Mit dem Urlaubsschein wird die Arbeitszeit in der Doppelwoche überschritten, auch bekommt man damit höchstens das 24-Stunden-Wochenende. (Eine Sevilla-Tour hat aber nie 10 Tage gedauert, immer deutlich drunter, das sei nur am Rande erwähnt.)

      Die Halterhaftung bei Ordnungswidrigkeiten scheint es in einigen Ländern nicht zu geben oder sie war meinen Chefs egal, keine Ahnung, wie die das gebastelt haben.

      Wie die Richter in den Niederlanden drauf sind, kann ich Dir noch nicht sagen, vielleicht in 2-5 Jahren, wenn es denn mal ein Urteil gibt. Aber einen Gratisanwalt bekam ich da jedenfalls nicht. Ich wusste nicht, dass das in Deutschland so ist (und habe da auch meine Zweifel), aber es hilft mir in NL auch nicht weiter.

      "Jeder staatliche Eingriff ist ein Schritt in Richtung Planwirtschaft und wir wissen heute genau was dabei herauskommt."
      Du meinst wahrscheinlich den real-Sozialismus damals in den Ostblockstaaten, oder? Und das mit den Konzessionen und den überwachten Transportpreisen in der damaligen Bundesrepublik? War dir das auch zu sozialistisch?

      Ich persönlich vermute, dass Spediteure in Deutschland genauso schlecht organisiert sind wie (ihre) Fahrer. Mir kommt die Branche gelegentlich wie ein Haifischbecken vor und der Konkurrenzdruck ist mörderisch. Aber es sind vor allem die schwarzen Schafe, die dennoch mit Dumpingpreisen konkurrieren und preistreiben können. Ist doch klar: Wer sich über LuR oder zulässiges Gesamtgewicht hinwegsetzt, bekommt Wettbewerbsvorteile. Vorteile, die ich jedoch für unfair und gefährlich halte.
      Lob bekommt man geschenkt. Neid muss man sich erarbeiten.
    • Also ich sehe das so kein Schwein kann mich zwingen gegen die Gesetze zu verstoßen!

      Noch dazu wo in den meisten Arbeitsverträgen steht,daß der Arbeitnehmer allein für die einhaltung der Lurz ist!

      Da muß man ja bekloppt sein rund um die Uhr zu arbeiten,vermutlich noch für Festgehalt!! :thumbdown:
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      Ich bremse auch für FORENTROLLE :D (aller Nationen)! :D